Für das große Jubiläumskonzert sind die Sänger zur Zeit noch fleißig am Proben. Foto: Beiter

Sänger im Proben-Endspurt. Zum Geburtstag kommt sogar der Bischof. Männer in Unterzahl. Mit Video

Rangendingen - Er ist der älteste Verein in Rangendingen, der älteste Kirchenchor im Dekanat Zollern und zählt zu den ältesten kirchlichen Chören im Erzbistum Freiburg: Die "musica sacra" in Rangendingen feiert am 23. und 24. Juni ihren 300. Geburtstag.

Das Jubiläum des Kirchenchores Rangendingen ist angesichts dieser unglaublich langen Zeitspanne ein großartiges Zeugnis kirchlich-kultureller Lebendigkeit aus drei Jahrhunderten. Ein Umstand, der sogar Erzbischof Stephan Burger auf den Plan rief.

Der Bischof wird zum Rangendinger Ausnahmejubiläum zum ersten Mal das Dekanat Zollern besuchen und nach Rangendingen kommen, wo er in der St. Galluskirche ein Pontifikalamt zelebriert, das von einem extra formierten Projektchor unter der Leitung von Rosemarie Schoder mit der "Missa Brevis" von Joseph Haydn feierlich mitgestaltet wird.

Für das große Jubiläumskonzert sind die Sänger zur Zeit noch fleißig am Proben:

Im Anschluss findet ein Stehempfang im Gemeindehaus statt. Eine Feststellung, wie alt die "musica sacra" in Rangendingen tatsächlich ist, lässt allerdings auch der Beleg deren frühester Erwähnung nicht zu. Denn letztlich ist sie nichts anderes als ein Beleg, dass am Fronleichnamsfest des Jahres 1718 Pfarrer Johannes Christoph Mang anlässlich des kirchlichen Festes eine sehr weltliche Vergütung in Form eines Umtrunks im damaligen Gasthaus Pflug an die Chorsänger ausgab.

Weder zur Literatur noch über die Zahl der Sängerinnen und Sänger gibt es aus der damaligen Zeit verlässliche Belege. Diese wird in den Kirchenbüchern erstmals im Jahr 1858 beziffert. Damals wurden an 14 Chorsänger je drei Gulden als "Remuneration", einer Entschädigung für deren Dienste, ausgegeben.

Am 12. Juni 1884 waren es auf einem Ausgabe-Beleg anlässlich des Fronleichnamsfestes dann bereits 17 Sängerinnen und Sänger, wobei auch neun Nachwuchssänger vermerkt sind. Damals galt mit Sicherheit noch die Vorschrift, dass die weiblichen Mitglieder des Chores nur aus ledigen Mädchen bestehen durfte. Weswegen damals die Männer noch in Überzahl sangen. Ein Umstand, der sich mittlerweile längst umgedreht hat.

Beim 270. Jubiläum war es dem Vorsitzenden Andreas Schilling gemeinsam mit Präses und Pfarrer Norbert Dilger vergönnt, von Diözesanpräses Udo Hildenbrand die Palestrina-Medaille in Empfang nehmen zu dürften.

Erst ein Jahr davor, 1986, hatte sich der Katholische Kirchenchor St. Gallus als Verein eintragen lassen. Noch bis über die Mitte des vergangenen Jahrhunderts hinaus war überall üblich, dass die erste Lehrerstelle am Ort dem Organisten und Dirigenten des Kirchenchors zugewiesen werden musste.

So kam es auch in Rangendingen, dass stets die Oberlehrer den Chor leiteten und so in der Schule die gesanglich guten Schülerinnen für die "musica sacra" begeisterten. Der im Zuge der Kirchenrenovierung erfolgte Einbau der Jann-Orgel auf der Empore von St. Gallus im Jahr 1988 war ein Meilenstein, der die St. Gallus-Kirche mit den Rangendinger Konzerten, organisiert von Pfarrer i.R. Norbert Dilger, als Konzertsaal für angesehene Organisten und Musiker aus der ganzen Welt werden ließ.

Dem besonderen Klangvolumen der neuen Orgel war es auch zu verdanken, dass fortan in verstärktem Maße mehrere vielversprechende junge Studenten der Hochschule für Kirchenmusik in Rottenburg als Organisten und Chorleiter in Rangendingen wirkten. Im Jubiläumsjahr 2018 steht der 25 Sängerinnen und Sänger zählende Kirchenchor seit zehn Jahren unter der Leitung von Rosemarie Schoder aus Rangendingen.

Über den chorischen Lobpreis des Herrn hinaus bestand im Kirchenchor St. Gallus seit jeher eine fest gefügte Kameradschaft, die sich in vielen geselligen Veranstaltungen und gemeinsamen Unternehmungen manifestiert. Dies stand über all die Jahre eng mit den Personen an der Spitze des Chorvereines im Zusammenhang.

Von der Gründung im Jahr 1986 führte der jetzige Ehrenvorsitzende Andreas Schilling 16 Jahre lang die Geschicke des jungen Vereins. Seit 2002 steht Margret Stehle nun ebenso lang als Vorsitzende an der Spitze des Chores.

Weitere Informationen: Das Jubiäums-Programm: Am Samstag, 23. Juni, wird um 17 Uhr die Jubiläumsausstellung "300 Jahre Katholischer Kirchenchor St. Gallus" im Heimatmuseum eröffnet. Das Pontifikalamt mit Erzbischof Stephan Burger in der St. Gallus-Kirche beginnt am Sonntag, 24. Juni, um 10 Uhr. Ein Stehempfang mit dem Erzbischof im Gemeindehaus schließt sich an.