Was die Autofahrer besonders erregt: Die Flicken sind nicht in den Fahrbahnbelag eingelassen, sondern nur oben drauf gesetzt, was die Straße nach Hirrlingen dadurch zu einer Holperstrecke macht. Foto: Beiter

Wütende Anrufe wegen Flickenteppich auf Landesstraße. Besserung wohl erst 2020 in Sicht. Mit Kommentar

Rangendingen - Die Rangendinger Autofahrer trauen ihren Augen kaum: Die Landesstraße L 391 nach Hirrlingen hat sich nach dem Einsatz der Straßenmeisterei in den vergangenen Tagen in einen Flickenteppich verwandelt.

"Es hat deswegen schon mehrere besorgte, ja sogar wütende Anrufe auf dem Rathaus gegeben", sagte Bürgermeister Johann Widmaier am Montag in der Gemeinderatssitzung. Die Anrufer hätten sich beschwert und der Tenor habe stets gelautet, wie man eine Straße so dermaßen "verunstalten" könne, erzählte Widmaier.

Er sei dann sofort hinausgefahren und habe sich die Sache angeschaut, versicherte er. Dabei sei die Gemeinde in diesem Fall natürlich der absolut falsche Ansprechpartner, da es sich bei der Straße um eine Landesstraße handle, die in die Zuständigkeit des Regierungspräsidiums Tübingen falle.

"Wir als Gemeinde haben darauf überhaupt keinen Einfluss und waren auch nicht beteiligt." Allerdings wies der Rathauschef darauf hin, dass die Straße wegen des heißen Sommers tatsächlich enormen Schaden genommen habe und man auch sehen könne, dass bereits vorher mehrere Ausbesserungsstellen vorhanden waren.

Unbestritten ist jedenfalls, dass die Befahrbarkeit der Straße durch die Ausbesserungsarbeiten tatsächlich gelitten hat. Autofahrer, die die Strecke bereits gefahren sind, konnten dies am eigenen Leib verspüren. Was wohl als Sanierung gedacht war, sieht und fühlt sich auch bei einer Autofahrt eher wie ein Provisorium an.

Viele Flicklöcher

Auf einer Strecke von 100 Metern direkt oberhalb des Kapellenbuckels befinden sich nicht weniger als ein Dutzend teerschwarzer Flicklöcher. Auch eine Ausflugsgruppe, die am Sonntag von Hirrlingen kommend zurück nach Rangendingen kam, wunderte sich über die Ausführung der Arbeiten: "Was ist das denn für ein Flickwerk?", hätten sie sich alle gefragt, teilt eine Mitfahrerin mit.

Dass die Gemeinde- und Autofahrerseele teilweise sogar etwas impulsiv nach oben kocht, hängt wohl auch damit zusammen, dass sich die Rangendinger bei der in entgegengesetzter Richtung verlaufenden Ortsausfahrt seit Jahren benachteiligt fühlen. Das war auch am Montag in der Gemeinderatssitzung deutlich geworden, als sogleich Vergleiche zum desolaten Zustand der Straße von Rangendingen in Richtung Grosselfingen und in die Kreisstadt Balingen gezogen wurden.

"Ich hoffe nicht, dass uns da eine zweiter Flickenteppich droht wie bei der Straße nach Grosselfingen", sprach Widmaier in Bezug auf diese Holperstrecke wohl so manchem Gemeinderat aus der Seele.

Ob die Gemeinde nicht wenigstens wegen der Qualität der Ausbesserungsarbeiten reklamieren könne, wie Bernd Pflumm fragte, wies Widmaier zurück. "Ich bin Diplom-Verwaltungswirt und kann die Ausbesserung eines Straßenbelags nicht kompetent beurteilen", erwiderte er. Gleichzeitig fügte er hinzu: "Gerne dürfen sie sich als Gemeinderat und gerne jeder betroffene Bürger an die Straßenbauverwaltung im Regierungspräsidium oder auf dem Landratsamt wenden."

Und was sagen diese Behörden dazu? Für die neuesten Ausbesserungen in Richtung Hirrlingen scheint das Regierungspräsidium nicht zuständig zu sein. Sie verwiesen für diesen Fall auf das Landratsamt.

Zur Frage, wie es mit der Sanierung der Straße nach Grosselfingen weitergehe, teilte das Regierungspräsidium auf Anfrage des Schwarzwälder Boten mit, dass es "Ziel des Regierungspräsidiums Tübingen ist, das Baurecht für eine grundhafte Sanierung der Landesstraße L391 bis zum Jahresende 2019 zu erlangen. Sofern dann Haushaltsmittel zur Verfügung stehen, wollen wir die Maßnahme in 2020 realisieren."

Wie das Landratsamt zu den Arbeiten an der Straße nach Hirrlingen mitteilte, soll durch die Ausbesserungsarbeiten die Gefahr von Frostschäden an der Fahrbahn im Winter verhindert werden. Außerdem teilte die Verkehrsbehörde mit, dass derzeit keine zusätzlichen Maßnahmen an dem Straßenabschnitt geplant seien, "da das Land keine weiteren Haushaltsmittel für eine umfangreichere Sanierung bereitgestellt hat."

Kommentar: Rumpelstrecke

Von Roland Beiter

Die sollen sich mal nicht so anstellen, diese Rangendinger, werden jetzt manche denken angesichts der Empörungswelle wegen ein paar Flicken im Straßenbelag. Nein, so einfach ist die Aufregung der Autofahrer nicht vom Tisch zu wischen. Weil sie fast schon seit Jahrzehnten mit einer Rumpelstrecke in Richtung Balingen leben müssen und in Bezug auf deren Sanierung von höchster Stelle immer wieder vertröstet wurden, liegt die Vermutung nahe, dass bei einigen der Geduldsfaden gerissen ist – gerade angesichts der Aussicht, jetzt auch in der anderen Richtung auf einem weiteren Flickenteppich fahren zu müssen. Dass das Regierungspräsidium jetzt sagt, die Straße werde 2020 gerichtet, glauben die meisten deshalb wohl erst, wenn die Bagger anrollen. Denn versprochen hat man ihnen schon viel.