Messe, Schülergottesdienst, Hochzeit, Taufe oder Beerdigung: 47 Jahre lang spielte Alfons Eberhard aus Rangendingen die Kirchenorgel in seinem Geburtsort Bietenhausen. Heute hat er Geburtstag. Foto: Beiter Foto: Schwarzwälder-Bote

Geburtstag: Der frühere Kirchenorganist Alfons Eberhard greift noch immer gern in die Tasten

Sein größter Traum als Kirchenorganist ging zwar nie in Erfüllung, trotzdem erlebte Alfons Eberhard aus Rangendingen in fast 47 Jahren Dienst für die musica sacra an der Orgel in der St.-Agatha-Kirche in Bietenhausen viele schöne Momente. Heute, Donnerstag, feiert er seinen 70. Geburtstag.

Rangendingen. Die Kantate in F-Dur aus der 5. Symphonie von Charles-Marie Widor hat es Alfons Eberhard angetan. Sie einmal selbst spielen zu können, war sein großer Traum als Kirchenmusiker, erzählt er. "Ein paar Mal habe ich mich daran versucht", doch gibt er freimütig zu, dass dafür seine Ausbildung und auch die Kirchenorgel in Bietenhausen nicht ausgereicht hätten. Einmal, so erinnert er sich, konnte er die Kantate in einem Gottesdienst in Rangendingen hören, gespielt von Walter Hirt.

Doch kann Alfons Eberhard auf eine andere Lebensleistung zurückblicken, die sicher nicht viele Kirchenmusiker schaffen. Beinahe 47 Jahre lang ließ er die historische Orgel in der Bietenhausener Pfarrkirche erklingen. 2007 erhielt er vom Amt für Kirchenmusik der Erzdiözese Freiburg und aus den Händen von Diözesankirchenmusikdirektor Wilm Geismann die Urkunde für 40 Jahre Organistendienst. Vor drei Jahren dann musste Eberhard wegen gesundheitlicher Probleme nach einem Hörsturz sein Amt aufgeben.

"Es war einfach nicht mehr möglich, die Kirchenorgel zu spielen", erzählt er. Jetzt greift er am Akkordeon privat bei feierlichen Anlässen und auch mal beim VdK in die Tasten. "Ganz aufhören kann ich halt auch nicht", gibt er zu. Zuverlässig versah Eberhard seinen Dienst für die Pfarrei. Sonntags in der Heiligen Messe, im Schülergottesdienst, aber auch zu ungezählten Hochzeiten, Taufen und auch Beerdigungen: viele Jahrzehnte fuhr der gebürtige Bietenhausener oft mehrmals die Woche in seine alte Heimat – "bei jedem Wetter".

Maiandachten gehören zu den schönsten Erinnerungen

Zu seinen schönsten Erinnerungen während dieser Jahre zählt Eberhard viele schöne Maiandachten, vor allem aber die alten Kirchenlieder, "die teilweise nur in Bietenhausen gesungen werden", wie er berichtet. Diese "Schmetterlieder" seien immer mit viel Leidenschaft von den Kirchenbesuchern gesungen worden. Noten dafür gibt es bis heute nicht. "Die Lieder sind nicht schriftlich überliefert. Ich habe sie nach Gehör gelernt und auswendig gespielt."

Ganz überraschend war Alfons Eberhard zu seinem ersten Einsatz als Kirchmusiker in der St.-Agatha-Kirche gekommen, blickt er auf den Beginn seiner Karriere. Kurzfristig musste er an Weihnachten 1967 für den erkrankten Dorflehrer Ewald Volm den Organistendienst übernehmen. Der damals 20-Jährige machte seine Sache an Weihnachten so gut, dass er praktisch über Nacht zum Kirchenmusiker aufstieg. "Ich habe zwar ordentlich gezittert, doch es hat eigentlich ganz gut geklappt", erinnert er sich an jenen Tag. Lehrer Volm bezeichnet Eberhard als seinen steten Mentor. Das Orgelspiel allerdings hatte er in der Musikschule Gruhler in Hechingen, bei F. Thum und bei Rudi Kurz in Hirrlingen gelernt. Im Selbststudium schließlich brachte er sich über die Jahre das Spielen der sakralen Musik bei.

Alfons Eberhard wurde am 18. August 1947 in Bietenhausen geboren, er hat drei Schwestern. Seine Eltern hießen Hermann und Antonie Eberhard. Nach der Schulzeit lernte er den Beruf des Schriftsetzers in der Druckerei Kohlhammer und Wallishauser in Hechingen, wo er 49 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung arbeitete und den Wechsel vom Buchdruck zum Offsetdruck maßgeblich mitgestaltete. Zuletzt war er als Einkaufsleiter tätig. 1972 heiratete er Ottilie Widmaier aus Rangendingen, wo Eberhard seither wohnt. Das Ehepaar hat einen Sohn und eine Tochter, die beide in Rangendingen wohnen. Seit einigen Jahren engagiert sich der Jubilar im Rentnerteam des SV Rangendingen und hilft bei der Pflege der Sportanlage mit. Vom Verein wurde er erst kürzlich für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Fünf Geistliche hat Alfons Eberhard während seiner Zeit als Organist in St. Agatha erlebt: die Pfarrer Zieger, Schinzel und Krämer, Pater Frank und schließlich am Schluss viele Jahre Pfarrer Norbert Dilger.