Erwin Beiter bringt die Brotteige seiner Mutter in die Backstube. Mit gekonntem Schwung wird der Teig aus dem "Krättle" auf die Backschaufel gekippt. Dann schiebt Anja Eger das Brot in den 270 Grad heißen Ofen. Fotos: Beiter Foto: Schwarzwälder Bote

In der "Bachkuche" in Höfendorf wird immer noch jeden zweiten Samstag gebacken

Rangendingen-Höfendorf. In Höfendorf reicht mittlerweile ein Schuss – zumindest in der "Bachkuche", wie die Gemeinde-Backstube liebevoll genannt wird. Doch Bäckerin Anja Eger würde gerne auch öfter einschießen. Es ist ruhig in der Backstube. Außer Gemeindebäckerin Anja Eger haben an diesem Morgen nur zwei weitere Hobbybäcker ihre Körbe mit den schwabbeligen Brotteigen gebracht. Normal seien es noch ein paar mehr, erzählt Eger. Doch für heute hätten ihr zwei Leute abgesagt. Da kommt ihr sehr gelegen, dass Hedwig Strobel aus Rangendingen zum ersten Mal das Brotbacken in der Höfendorfer "Bachkuche" ausprobieren möchte.

"Meine Mutter ist früher immer hierhergekommen", erzählt sie. Zu Hause backe sie öfter ihr eigenes Brot, doch jetzt wollte sie es einfach auch mal in der "Backkuche" ausprobieren. Auch, nachdem sie die Nachricht von Anja Eger im Gemeindeboten gelesen hatte, dass noch Platz für weitere Laibe frei wären.

Auch Erwin Beiter ist in die Backstube gekommen. In mehreren Körben hat er die Teige seiner Mutter Theresia gebracht. "’s Resle hat die Bachkuche 30 Jahre lang betrieben", erzählen die beiden Höfendorfer. Dass die ehemalige Gemeindebäckerin da auch weiterhin ihr Brot aus der Backstube möchte, ist verständlich – auch wenn es sicher keine Selbstverständlichkeit ist, dass jemand mit über 90 Jahren noch mehrere Kilogramm Mehl für drei Laibe Brot von Hand knetet, wie ihr Sohn Erwin erzählt. "Es ischt halt oifach äbbes Guats und man weiß, was drin ist", sagt er.

Noch 236 Brote wurden im vergangenen Jahr in der Gemeindebackstube gebacken. Seine Mutter hätte nicht selten jeden Samstag vier Schuss gehabt, erzählt Beiter. Auch Anja Eger hatte schon weit mehr zu tun. Vor zehn Jahren, als sie das Amt von Theresia Beiter übernahm, waren es noch gut doppelt so viele Laibe. "Viele der älteren Frauen sind gestorben", erzählt sie. Und die Jüngeren scheinen kein Interesse mehr am selbst gebackenen Brot zu haben.

"Im Augenblick reicht noch ein Schuss – um 10 Uhr. Doch ich würde gerne auch noch einen Zwölfe-Schuss machen", sagt sie. Im vergangenen Jahr hatte es noch dafür gereicht, wie Ortsvorsteher Gerd Beiter beim Jahresrückblick des Ortschaftsrates erzählte. Akribisch sind dort auch die gebackenen Brote festgehalten. 16 Laibe passen pro Einschuss in die drei großen Elektro-Steinöfen – "je nach Größe", erklärt Eger. Bei 270 Grad wird eingeschossen, dann wird die Temperatur auf 250 Grad heruntergedreht.

Nach eineinhalb Stunden im Ofen sind die Brote fertig. Ab 11.20 Uhr können sie dann abgeholt werden – für 80 Cent pro Laib. Also am Preis kann es wohl wirklich nicht liegen, dass die Zahl der Brote immer weiter zurückgeht. Und gleich gar nicht am Geschmack, denn der ist mit der besseren Haltbarkeit des selbst gebackenen Brotes mit der größte Lohn für die Arbeit der Hobbybäcker. "Und das Beste war schon früher immer s’Knäusle", lacht Erwin Beiter. Und man merkt ihm an, dass er sich auch heute noch darauf freut.

In Höfendorf wird jeweils an den Samstagen der ungeraden Wochen gebacken. Der nächste Termin ist an diesem Samstag, 8. Juni. Interessenten zum Brotbacken können sich gerne bei Anja Eger unter der Nummer 07478/261156 melden und informieren.