Mostmeisterschaft: Brüder aus Bietenhausen haben die beiden besten Mostproben im Zollernalbkreis

Die Bietenhausener haben es vermutlich schon immer gewusst: Die beiden besten Moste des Zollernalbkreises kommen aus dem kleinen Rangendinger Teilort.

Rangendingen-Bietenhausen. "Ein Most kann nur so gut schmecken wie dessen Zutaten" – sprich: die Äpfel und Birnen, die dafür aufgesammelt wurden. Die Philosophie von Jürgen und Edwin Kessler hat sich eindrucksvoll bewahrheitet. Die Brüder, die mittlerweile beide in Bietenhausen wohnen, haben bei der zweiten Mostmeisterschaft des Zollernalbkreises den ersten und zweiten Platz erreicht. Chapeau, mag man da denken, standen in Erlaheim doch die Sieger aus den lokalen Prämierungen des gesamten Landkreises zur Bewertung auf dem Juroren-Tisch – elf Proben, von Obernheim eben bis Bietenhausen, wie Kreisfachberater Markus Zehnder betont, der die Veranstaltung betreute.

Die beiden Bietenhausener hatten ihre Fahrkarte zur Mostmeisterschaft bei der Mostprobe in Höfendorf gelöst, wo sie den zweiten und dritten Platz belegten. Da dort aber eine Probe aus dem Landkreis Tübingen zum Mostkönig prämiert wurde, kamen die beiden Kessler-Brüder in die Wertung. Interessant übrigens, dass auch der dritte Platz auf Kreisebene aus dem Starzeltal kam. Hubert Dieringer aus Rangendingen darf als Drittplatzierter in Erlaheim ebenfalls zur Endausscheidung nach Gäufelden fahren. Er hatte die Probe in Engstlatt gewonnen. In Gäufelden wird am 28. Mai der beste Most aus dem gesamten Gebiet des Schwäbischen Streuobstparadieses gekürt. Die Sieger aus sechs Landkreisen fahren dorthin und wollen den begehrten Titel mit nach Hause nehmen.

Zwei echte Streuobst-Enthusiasten

Dass die beiden Kessler-Brüder so weit vorne liegen, kommt nicht von ungefähr, denn mit ihnen schickt der Zollernalbkreis zwei echte Streuobst-Enthusiasten ins Rennen. Beide sind engagiert im Obstbauverein Bietenhausen: Jürgen als Beisitzer, Edwin ist stellvertretender Vorsitzender. Er ist außerdem Streuobstpädagoge und lehrt und wirbt an Kindergärten und Schulen um den Erhalt der heimischen Kulturlandschaft der Streuobstwiesen. Außerdem erlernt er derzeit die Imkerei.

Edwin Kessler ist der Kellermeister der "Arge Kessler", wie sich die beiden Brüder scherzhaft nennen. Der Ausdruck steht für die Arbeitsteilung, die die Brüder praktizieren. "Ich bin für das Rohmaterial zuständig", erzählt Jürgen Kessler. Was heißt: Er kümmert sich um die Wiesen und sammelt die Äpfel, die er dann im Herbst seinem Bruder "frei Bordsteinkante" ans Scheunentor liefert. "Das Material muss gesund und vor allem auch reif sein", so Jürgen Kessler.

In der Scheune werden die Äpfel und Birnen dann entsprechend den Vorlieben der beiden Brüder von Edwin Kessler gemostet. Er hat im vergangenen Jahr einen reinen Gewürzluigen-Saft gekeltert. Jürgen eine Mischung aus 80 Prozent Gewürzluigen und Brettachern, 15 Prozent Oberösterreicher Birnen und fünf Prozent Quitten.

Doch gibt es denn gar kein Geheimnis, werden jetzt manche Mostbereiter denken? Den Saft ziehe er nach einem Tag vom Trub ab, so Kessler. Dann komme Reinzuchthefe dazu und so dürfe der Most maximal zwei Wochen gären – allerdings genau temperaturgesteuert bei 22 Grad. Nach dieser ersten Gärung werde er noch einmal abgezogen und dann auf der Feinhefe belassen. Seinen Most hat Edwin Kessler durchgaren lassen und dann mit Restsüße – einem mit Zucker verfeinerten Apfelsaft – auf seine Trinkreife eingestellt. Beim Most seines Bruders hat er die Gärung künstlich gestoppt, sodass auch dieser noch eine gewisse Restsüße enthalte. Danach müsse dann für die Haltbarkeit des Mostes leicht geschwefelt werden. Fertig ist der Siegermost.

Es sei ihnen beiden wichtig, den Most aus seiner ungeliebten Ecke von früher als muffig schmeckender Haustrunk der Bauern herauszuholen. "Most ist ein wertvolles Getränk", stellt Jürgen Kessler fest. Die Brüder wollen mit den bestehenden Vorurteilen zum Most aufräumen und ihn wieder ins Bewusstsein der Schwaben zurückholen. Mal sehen, ob sie die Jury in Gäufelden überzeugen können.