Oberbürgermeister Ralf Broß geht: Er wird sein neues Amt in Stuttgart am 1. November 2022 antreten und ist auf acht Jahre gewählt. Foto: Ralf Graner

Das ist die Knallernachricht: Rottweils Oberbürgermeister Ralf Broß wird ab November neues Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg. Das ist ein hauptamtlicher Job – das heißt: Rottweil braucht ab November dieses Jahres einen neuen Oberbürgermeister.

Rottweil - Die Pressestelle des Städtetags Baden-Württemberg bestätigt auf Nachfrage: "Ja, Rottweil muss neu wählen." Der Posten des Geschäftsführenden Vorstandsmitglieds des Städtetags werde in hauptamtlicher Funktion ausgeführt. Andere Vorstandsmitglieder dagegen arbeiten im Ehrenamt und sind dabei weiter als Oberbürgermeister aktiv.

Für Ralf Broß als Kopf des Vorstands gilt das nicht. Er geht nach Stuttgart. Und Rottweil braucht tatsächlich völlig überraschend einen neuen Oberbürgermeister. Der Wechsel nach Stuttgart wird schon im November 2022 erfolgen. Damit verliert die Stadt mitten in den Vorbereitungen zur Landesgartenschau 2028 und der Bewältigung vieler weiterer großen Projekte ihr Oberhaupt.

Ralf Broß nur noch bis November 2022 Rottweils OB

In einer ersten Stellungnahme sagt Broß: "Ich werde meiner Heimatstadt Rottweil immer verbunden bleiben und blicke mit großer Dankbarkeit auf die vergangenen Jahre und die vielen Projekte zurück, die wir gemeinsam auf den Weg gebracht haben.   Gleichwohl reizt mich die Herausforderung, meine Arbeit nun in den Dienst der Städte in Baden-Württemberg zu stellen und ich bitte die Bürgerinnen und Bürger um Verständnis für diesen Schritt." Die neue Aufgabe sei eine große Ehre, "die ich mit großer Freude aber auch mit viel Respekt vor der Herausforderung antreten werde, die mich in Stuttgart erwartet", so Broß.

Broß war noch bis 2025 als Rottweiler OB gewählt und legt sein Amt nun vorzeitig nieder. Bei der Stadtverwaltung sei die Ankündigung mit großem Bedauern aufgenommen worden. "Wir gratulieren unserem Oberbürgermeister zur Wahl als Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des baden-württembergischen Städtetags. Seine Wahl ist nicht zuletzt auch eine Auszeichnung für unsere Stadt, deren positive Entwicklung in den vergangenen Jahren landesweit viel Beachtung gefunden hat", so Bürgermeister Dr. Christian Ruf. "Ich freue mich, dass sich mit OB Broß nun ein Rottweiler an so herausragender Stelle in Stuttgart für die Sache der Städte im Land einsetzen wird. Wir freuen uns mit ihm über seine Wahl und wünschen ihm für sein wichtiges und verantwortungsvolles Amt viel Erfolg und Gottes Segen."

Broß und die Großprojekte

Wie die Stadt erinnert, sind mit dem Namen von Ralf Broß Großprojekte wie der Neubau der Justizvollzugsanstalt (JVA), der Bau des Testturms von TK Elevator sowie die geplante Fußgänger-Hängebrücke über dem Neckartal verbunden. Allen voran zu nennen sei die erfolgreiche Bewerbung um die Landesgartenschau 2028. Broß stehe für eine intensive Begleitung von Projekten durch Bürgerbeteiligungs-Formate wie Dialoggruppen und Workshops sowie Diskussionsforen. JVA und Hängebrücke wurden jeweils durch positive Bürgerentscheide auf den Weg gebracht. Rathausintern habe Broß unter anderem für eine Modernisierung der Verwaltung und einen Umbau der Organisationsstruktur gesorgt.

Die Neuwahl des OB wird voraussichtlich im September/Oktober stattfinden. Broß betont: "Die Stadtverwaltung ist gut aufgestellt. Wir haben ein motiviertes Team, das die Herausforderung des Wechsels sicherlich meistern wird. Ich werde auch in meiner neuen Funktion in Rottweil wohnen und möchte mich in den verbleibenden Monaten als Oberbürgermeister selbstverständlich weiterhin mit aller Kraft für Rottweil einsetzen."

Ralf Broß: Einstimmig zum Geschäftsführenden Vorstandsmitglied gewählt

Der Vorstand des Städtetags wählte den 55-jährigen Diplom-Verwaltungswissenschaftler laut Mitteilung einstimmig zum Nachfolger von Gudrun Heute-Bluhm, die im Oktober nach acht Jahren an der Spitze des Kommunalen Landesverbandes ausscheidet.

Ralf Broß ist seit April 2009 Oberbürgermeister von Rottweil und wurde dort 2017 für eine zweite Amtszeit gewählt. Davor war er seit 1992 in verschiedenen Kommunen in unterschiedlichen Bereichen tätig. Im Städtetag war er sechs Jahre lang Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Verkehr, Ver- und Entsorgung und ist aktuell Mitglied des Finanzausschusses. Außerdem ist er für Baden-Württemberg Mitglied im Hauptausschuss des Deutschen Städtetages.

Broß will beim Klimaschutz und Wohnungsbau anpacken

Ralf Broß: "Ich freue mich sehr über die Wahl zum Geschäftsführenden Vorstandsmitglied und das entgegengebrachte Vertrauen der Kolleginnen und Kollegen. Mein Ziel ist es, im engen Schulterschluss mit den Mitgliedern die anstehenden Herausforderungen anzupacken – allen voran zu nennen sind der Klimaschutz, der Wohnungsbau, die Digitalisierung und die Mobilität."

Peter Kurz, Präsident des Städtetags Baden-Württemberg, gratulierte Broß zu seiner Wahl: "Mit Ralf Broß gewinnen wir einen Kollegen mit langer kommunaler Erfahrung, Ideen, Freude an Gestaltung und persönlichem Engagement, der komplexe und strittige Projekte in seiner Stadt in der Lage war, umzusetzen. Gerade mit Blick auf die großen Herausforderungen der nachhaltigen Transformation, der Neuaufstellung der Städte nach Corona und der aktuellen Aufnahme vieler Geflüchteter aus der Ukraine, braucht es diese Erfahrung. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit."

Gudrun Heute-Bluhm begrüßte ihren Nachfolger ebenfalls: "Ich freue mich, dass der Städtetag die Tradition fortsetzen wird und einen erfahrenen Oberbürgermeister als Nachfolger gewählt hat."

Info: Was macht eigentlich der Städtetag?

Der Städtetag Baden-Württemberg vertritt rund 6,6 Millionen Einwohner in 194 Mitgliedsstädten und die Interessen weiterer Mitglieder gegenüber dem Land Baden-Württemberg, der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union. Er repräsentiert die politische und thematische Vielfalt der baden-württembergischen Kommunen von der Kleinstadt bis zur Landeshauptstadt.

Er unterrichtet seine Mitglieder über das kommunalpolitisch relevante Geschehen und aktuelle Entwicklungen im Verwaltungsbereich, berät und unterstützt die Städte, organisiert den Erfahrungsaustausch unter ihnen und veröffentlicht Empfehlungen und Hinweise für die kommunale Verwaltungspraxis.

Der Verband hat seinen Sitz in Stuttgart.