Hat ihr Lächeln dann doch noch wiedergefunden: Ronja Eibl. Foto: Linder Foto: Schwarzwälder Bote

Mountainbike: Grosselfingerin hat Platz drei im Visier und muss bei ihrem U23-Heimweltcup aufgeben

Das Märchen dauerte knapp eine halbe Stunde. Ronja Eibl hatte bei ihrer Weltcup-Premiere einen Podestplatz in Reichweite, als ein technischer Defekt sie zum wahrscheinlich unglücklichsten Menschen an diesem Wochenende im "Bullentäle" machte.

Nach zwei Runden überquerte die mit der Nummer 28 ins Rennen gegangene Fahrerin der RSG Zollern-Alb Albstadt als Vierte die Ziellinie. "Ich hatte ein gutes Gefühl", erzählte sie später, denn in den Abfahrten habe sie trotz des rutschigen Untergrunds Zeit gut gemacht, so dass Rang drei wahrscheinlich drin gewesen wäre.

Doch am steilen Aufstieg zum Mitas Abbyss brach ihr ohne Vorwarnung das Schaltwerk. "Natürlich ist die Kette bei diesem Matsch etwas schwer gelaufen. Aber es hat nie gerattert", schildert sie ihre Überraschung, als das Schaltwerk plötzlich nach oben statt nach unten zeigte. Zuerst habe sie mit dem defekten Bike bis in die technische Zone rennen wollen. Doch der deutsche Bundestrainer Peter Schaupp, der genau an dieser kitzeligen Stelle seinen Posten bezogen hatte, habe ihr klar gemacht, dass dies keinen Sinn ergebe.

Ihrer Tränen der Wut und Enttäuschung schämt sich die 18-jährige Gymnasiastin nicht. Da nutzte zunächst auch der Trost wenig, den ihr der Bundestrainer, ihre Eltern und Weggefährten zusprachen. "Ich wäre so gerne bei meinem ersten Weltcup und dann auch noch zuhause aufs Podest gefahren", trauert sie der so nie mehr kommenden Gelegenheit hinterher.

Dabei hatte sie ja überhaupt nicht erwartet, vorne mitmischen zu können. Der scheinbare Heimvorteil sei nicht wirklich einer gewesen, sagt sie, weil sie normalerweise nur ein-, zweimal pro Jahr auf der Weltcupstrecke trainiere. Klar, sei sie in den letzten Tagen öfter im "Bullentäle" gewesen, aber für das Grundlagentraining bringe der Kurs recht wenig. Beim Abschlusstraining am Samstagvormittag sei der Untergrund noch trocken gewesen und sie sei mit einem guten Gefühl vom "Bullentäle" weggegangen. Auch der anschließende Regen habe sie nicht weiter gestört, weil sie es durchaus etwas rutschig liebe.

Vom Start weg lief es optimal für die Grosselfingerin, die in diesem Jahr ihre erste U23-Weltcupsaison bestreitet. Bereits in der Einführungsrunde rollte sie das Feld von hinten auf, überholte ihre beiden Teamgefährtinnen aus der deutschen Nationalmannschaft und schloss zum Spitzentrio auf. "Damit hatte ich natürlich nicht gerechnet", räumt sie ein – und rückt statt dieser fantastischen Leistung ihr Pech mit der Technik in den Fokus

Infolge ihres Ausscheidens fällt sie am kommenden Wochenende beim nächsten Weltcup im tschechischen Nove Mesto in der Startreihenfolge um mehrere Plätze zurück, weshalb es ihrer Meinung nach schwer werden wird, ganz vorne mitzufahren.

Doch trotz der aus ihrer Sicht verpatzten Weltcup-Premiere richtet Ronja Eibl den Blick tapfer nach vorne. Noch gibt es weitere Weltcup-Rennen, dazu die Europameisterschaften in Österreich und die Weltmeisterschaften in der Schweiz, für die sie sich dank ihrer hervorragenden Saison-Ergebnisse bereits qualifiziert hat. "Wenigstens einmal möchte ich in diesem Jahr auf dem Treppchen stehen" sagt sie – und erstmals huscht ein Lächeln über ihr Gesicht.