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Präsident nimmt ehemaliger Justizministerin Dienstwagen, Leibwächter und Handy weg.  

Paris - Als Nicolas Sarkozy im Mai 2007 Präsident wurde, beförderte er die hübsche Juristin Rachida Dati, 44, prompt zur Justizministerin. Frankreichs Polit-Aufsteigerin, zweitältestes von elf Kindern eines marokkanischen Maurers, galt als Sarkos Darling im Kabinett. Dann schob der 55-Jährige sie nach Brüssel ab, und nun herrscht nur noch Krieg zwischen den beiden. Vorläufiger Höhepunkt: Sarkozy nahm der Ex-Ministerin den Dienstwagen, die vier Leibwächter und sogar das Diensthandy weg.

Die stets gut informierte Satirezeitschrift "Le Canard enchaäné" enthüllte jetzt diesen präsidialen Vergeltungsschlag. Das Drama ereignete sich am 14. März, dem Abend der haushoch verlorenen Regionalwahl. Der abgewatschte Hausherr im Elyséepalast verfolgte mit seinen Getreuen die Berichterstattung im Fernsehen. Und sprang dem Vernehmen nach in einem fürchterlichen Tobsuchtsanfall aus dem Sessel, als er Rachida Dati im Wahlstudio von France 2 sah.

Die Ex-Ministerin, inzwischen EU-Politikerin und Bürgermeisterin im VIII.Arrondissement, hatte sich lediglich für eine "grundlegende Kurskorrektur" bei der UMP ausgesprochen. "Wir müssen zu unseren Fundamenten zurück", forderte die Ex-Justizministerin Rachida Dati. Aber damit war für den Präsidenten offenbar das Fass zum Überlaufen voll. Wie es heißt, griff Sarkozy rasend vor Wut zum Telefon und rief Frédéric Péchenard an. "Bitte nehmen Sie ihr den Dienstwagen und die Leibwächter weg", herrschte Frankreichs Staatsoberhaupt den Generaldirektor der Police Nationale an. Und fügte hinzu: "Und zwar auf der Stelle!"

Der Polizeigeneral gab den Präsidenten-Ukas umgehend weiter. Und so traf der Bannstrahl die ahnungslose Dati schon beim Verlassen des Funkhauses. "Es tut uns leid, Madame, aber wir müssen zurück - Befehl von oben", ließen die Leibwächter die in Ungnade Gefallene abblitzen. Sie erreichte zwar noch, dass man sie in ihrer Peugeot-607-Limousine zu Hause absetzte. Dafür nahmen sie ihr am nächsten Morgen auch noch das Diensthandy weg.

Der für pikante Enthüllungen berüchtigte "Canard" lässt seine Leserschaft auch diesmal über die offenbar wahren Beweggründe des Präsidenten nicht im Unklaren. Sarko beschuldige nämlich seine ehemalige enge Vertraute, die peinlichen Gerüchte über seine angeblich längst zerrüttete Beziehung mit Ex-Mannequin Carla Bruni in Umlauf gebracht zu haben. 2002 hatte Sarkozy, damals Innenminister, die ehrgeizige Dati in seinen Beraterstab aufgenommen. Von da an wich sie nicht mehr von seiner Seite. Und wie eine Löwin kämpfte sie im Präsidentschaftswahlkampf 2007 als Pressesprecherin für ihren Chef.

Datis jäher Absturz begann, als sich Monsieur le Président im Oktober 2007 von seiner zweiten Ehefrau Cécilia, Datis langjähriger Gönnerin, trennte und Carla Bruni, 42, ehelichte. Die Neue im Elysée soll maßgeblich dafür gesorgt haben, dass die potenzielle und verhasste Rivalin schnell aus dem Weg geschafft wurde. Nach wie vor rätselt ganz Paris, wer der Vater ihrer unehelichen Tochter Zohra sein könnte. Dati selbst, die bereits fünf Tage nach dem Kaiserschnitt im Januar 2009 wieder auf dem Ministersessel saß, schweigt sich beharrlich aus. Für Gerüchte, dass es Henri Proglio, 60, ist, der mächtige Doppel-Chef des staatlichen Stromgiganten Eléctricité de France und des Veolia-Konzerns, gibt es keine Bestätigung.