Rund 50 Schüler fanden sich zum Sitzstreik zusammen. Foto: privat

„Er hat sich mit seinem ganzen Herz für uns Schüler eingesetzt. Jetzt setzen wir uns für ihn ein“, sagt eine Initiatorin des Sitzstreiks, der am Dienstagmorgen an den Edith-Stein-Schulen für soziale Berufe in Rottweil stattfand. Auslöser war die Entlassung eines sehr beliebten Lehrers. 

Dienstagmorgen in den Edith-Stein-Schulen für soziale Berufe in Rottweil. Rund 50 Schüler des Unter- und Mittelkurses sitzen in den Schulfluren und streiken. Sie halten Schilder hoch, auf denen „Kündigung ohne Gespräch“ und „Soziale Schule feuert sozialen Lehrer“ steht. Was ist vorgefallen?

Auslöser der Aktion war der „Rausschmiss“ eines beliebten Lehrers in einer Führungsposition während seiner Probezeit, wie von einer Schülerin zu erfahren ist. Niemand – nicht einmal er selber – wisse, warum er die Schule verlassen musste, sagt die Schülerin, die zum Mittelkurs I, den Initiatoren des Sitzstreiks, gehört.

Von der Aktion nichts gewusst

Die Schülerschaft habe den Lehrer als Menschen kennengelernt, der sich stets für seine Schüler einsetzte. Nun wolle man dasselbe für ihn tun. Deshalb habe man vier Klassen, alles angehende Heilerziehungspfleger, mobilisiert und dazu motiviert, am Streik mitzuwirken. Der von der Kündigung betroffene Lehrer, der sich derzeit im Krankenstand befindet, habe von der Aktion nichts gewusst.

„Soziale Schule kündigt unsozial sozialem Lehrer“ heißt es etwa auf einem der Plakate. Foto: privat

Er habe lediglich bei seinem Abschied eine Nachricht an die Schüler geschrieben, in der er schilderte, dass die Gründe für die Kündigung für ihn nicht nachvollziehbar seien, es ein Schock für ihn sei und er den Schülern eine gute Zukunft wünsche, berichtet die befragte Schülerin.

Keine Demonstration

Im Vorfeld des Sitzstreiks hatten die Initiatoren mit der Polizei und der Stadt Rottweil telefoniert, um diese über den geplanten Streik zu informieren. „Dort hieß es, dass der Sitzstreik nicht als Demonstration zählt, weil er keinen politischen Hintergrund hat“, erklärt die Schülerin.

Begonnen wurde 8.30 Uhr vor dem Schulgebäude, später verlagerte sich der Streik in den Flur vor dem Sekretariat. Man habe Trommelmusik über eine Bluetooth-Box abgespielt, heißt es. Jedoch leise, um die Schüler des Oberkurses, die bald Prüfungen haben, nicht beim Unterricht zu stören. „Wir wollten, dass die Schulleitung Rechenschaft ablegt“, erklärt die Schülerin.

Lehrer auf Schülerseite?

Schulleiterin Alexandra Bayart, die vorher offenbar nichts von der Aktion geahnt hatte, suchte das Gespräch mit den Streikenden. Einen Grund für die Kündigung – Bayart benutzte in diesem Zusammenhang wohl nur das Wort „Entscheidung“ – könne sie aus rechtlichen Gründen nicht nennen, hieß es im Dialog mit den Schülern. „Das Gespräch hat sich ein bisschen im Kreis gedreht“, schildert die Schülerin, aber sie habe dennoch das Gefühl, dass die Aktion von der Schulleitung ernstgenommen wurde.

Auffällig sei gewesen, dass keiner der Lehrer der Schulleiterin beigesprungen sei. Stattdessen habe man anhand von Mimik und Gestik eher das Gefühl gehabt, die Lehrer seien auf der Seite der Schüler, schildert eine der Initiatoren.

„Wir wollen Antworten“

Insgesamt streikten die Schüler am Dienstag von 8.30 bis 11 Uhr. „Wir hoffen, dass unser Lehrer die Aktion mitbekommt und das Ganze positiv aufnimmt“, heißt es von den Schülern. „Wir wollen die Schulleitung nicht angehen, sondern können die Entscheidung einfach nicht verstehen und nachvollziehen. Wir wollen Antworten.“ Außerdem seien die Schüler enttäuscht, da der Lehrer die Studienfahrt nach Wien im Oktober organisiert habe und man jetzt nicht wisse, wer mitgehe.

Ihre Hoffnung, dass die Kündigung zurückgenommen wird, hat sich bislang nicht erfüllt. Jedoch soll am Dienstag, 4. Juli, ein erneutes Gespräch zwischen den Schülern und der Schulleitung stattfinden. Diese äußerte sich übrigens bis zum Redaktionsschluss nicht zum Sachverhalt.