Ulrich Müller (links) und Timo von Au bilden die neue Spitze des Polizeireviers. Foto: Reimer

Timo von Au und Ulrich Müller bilden die neue Spitze des Oberndorfer Polizeireviers. Im Gespräch ziehen sie ein erstes Fazit, berichten von einem spektakulären Großeinsatz und geben einen Überblick über künftige Herausforderungen.

Oberndorf - Seinen ersten Tag in Oberndorf dürfte Ulrich Müller nicht so schnell vergessen. Am 21. Juni wurde eine 66-jährige Frau als vermisst gemeldet. Die Polizei nahm die Suche auf. Mehr als 200 Einsatzkräfte der Polizei, Feuerwehr, des DRK und der Bergwacht waren im Einsatz. Ein Hubschrauber kreiste über der Stadt, um die Vermisste ausfindig zu machen. Zunächst ohne Erfolg.

Erster großer Erfolg

Tags darauf trat Müller seine Stelle an. "Hallo Uli. Schön, dass du da bist. Mach’ dich fertig, wir haben einen Einsatz", erinnern sich Müller und Revierleiter von Au an die Begrüßung. An diesem Tag konnte die Frau gefunden werden. Die Zusammenarbeit mit den anderen Organisationen, der Erfolg und überschwängliche Freude der Angehörigen – auch das sorgt dafür, dass dieser Tag in Erinnerung bleiben wird.

Timo von Au hat am 1. Mai die Revierleitung übernommen. Im Juni ist Ulrich Müller als Leiter der Führungsgruppe dazugestoßen und somit die Nummer Zwei. Von Au ist bereits seit Mai 2020 in Oberndorf. Als Stellvertreter seines Vorgängers Artur Rieger konnte er sich mit den Kollegen vertraut machen und einen Einblick in seine Aufgaben erhalten. Dennoch: "Die neue Stelle ist anspruchsvoll, weil man die Entscheidungen trifft und Verantwortung dafür tragen muss."

42 Mitarbeiter

Der Übergang blieb zudem nicht ganz ohne Herausforderungen. De facto hatte er im Februar die Nachfolge von Rieger in dessen Abwesenheit angetreten. Bis zum Eintreffen von Müller war er etwa vier Monate alleine an der Spitze. "Das hat meine Freude an der Arbeit aber nicht getrübt", sagt er. Er hatte in seiner Laufbahn zuvor bereits Verantwortungspositionen inne. Die Kollegen in ihrer polizeilichen und persönlichen Entwicklung zu fördern, habe ihn schon immer erfüllt.

Für Müller war die Situation eine andere. Er kannte die Kollegen noch nicht und hatte bisher keine Führungsposition dieser Art inne. Doch von Au stehe mit Rat und Tat zur Seite und auch mit den Kollegen läuft es rund, so Müller. Das kleine Revier zeichne sich durch den familiären Umgang aus. Deswegen sei die Stelle auch so reizvoll für ihn gewesen. Zusammen mit dem Polizeiposten in Sulz hat das Oberndorfer Revier insgesamt 42 Mitarbeiter. Beide ziehen nach den ersten Wochen ein positives Fazit.

Internetkriminalität nimmt weiter zu

Als eine der großen Herausforderungen in der Zukunft nennt von Au die Internetkriminalität. "Die Anzahl der Delikte hat stark zugenommen. Wir gehen davon aus, dass die Zahl weiter steigen wird." Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Es ist einfacher seine Identität im Internet zu verschleiern, das Risiko entdeckt zu werden daher geringer. Gleichzeitig ist die Aussicht auf Beute größer.

Internetkriminalität nehme etwa ein Viertel der Arbeit im Ermittlungsdienst ein, schätzt von Au. Das spiegelt sich aber nicht in der Statistik wieder. Denn von wo aus der Täter operiert, ist zunächst unklar. Stellt sich im Laufe der Ermittlungen der Wohnort heraus, wird der Fall an die zuständige Behörde weitergegeben. So habe man viel Ermittlungsarbeit, der Fall tauche aber nicht in der Oberndorfer Statistik auf.

Bürgernähe

Doch auch Abseits von Kriminalität, möchten die beiden für die Zukunft Schwerpunkte setzen: Bürgernähe steht weit oben auf der Liste. Führungen für Kindergärten oder der kürzliche Besuch des Okidorfs zählen beispielsweise dazu – Aktionen, die wegen Corona lange pausierten. Generell wolle man den Kontakt zu den Bürgern aufleben lassen und der Bevölkerung zeigen, dass man ein Partner auf Augenhöhe ist.

Info

Timo von Au (46) fing seine Ausbildung im September 1995 in Lahr an. Nach einem Zwischenstopp in Rottweil folgte 1999 das Studium an der Polizeihochschule Villingen-Schwenningen. Sein Weg führte ihn dann über Rheinfelden (Kreis Lörrach) wieder nach Rottweil, wo er von 2003 bis 2018 unter anderem Dienstgruppenleiter und kommissarischer Stellvertreter des Revierleiters war. Nach weiteren Stationen in Tuttlingen und Schramberg kam er im Mai 2020 nach Oberndorf.

Ulrich Müller (47) fing im September 1992 seine Ausbildung in Biberach an der Riß an. In Anschluss war er im Streifendienst in Reutlingen, ehe 2003 das Studium in Villingen-Schwenningen folgte. Seine Laufbahn führte ihn über Pfullingen (Kreis Reutlingen), Hechingen, Tuttlingen nach Rottweil, wo er ab 2020 Dienstgruppenleiter war.