Kirchentag in Stuttgart Foto: dpa

Große Veranstaltungen des evangelischen Kirchentags 2015 in Stuttgart sollen in den Hallen der Landesmesse stattfinden. Dagegen formiert sich in Kirchenkreisen Widerstand.

Stuttgart - Die Erinnerungen an den letztjährigen Kirchentag in Hamburg sind bei den Besuchern noch sehr lebendig. Wer dabei war, schwärmt heute noch von der Atmosphäre der Protestantentreffens.

Aber auch die Bilder und Impressionen von dem großen Christentreffen in der Hansestadt verfehlten ihre Wirkung nicht. So gesehen war der Kirchentag 2013 auch eine große Werbung für die Stadt. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz bilanzierte fröhlich, dass der Kirchentag in der Hansestadt alle Erwartungen übertroffen habe: „Die offene und fröhliche Stimmung hat die ganze Stadt angesteckt, der Geist dieser Zusammenkunft hat hier einen bleibenden Eindruck hinterlassen.“

Gleiches erhofft man sich nun in Stuttgart. Stadtdekan Søren Schwesig wünscht sich, dass der Kirchentag 2015 (3. bis 7. Juni) „nachhaltige Impulse setzen wird“. Allerdings blickt der evangelische Stadtdekan auch mit Sorgen der Großveranstaltung entgegen. Grund sind die Pläne im zentralen Büro in Fulda, große Veranstaltungen auf das Messegelände auf den Fildern auszulagern. Sirkka Jendis, Kommunikationschefin des Kirchentags, bestätigt die Überlegungen. Allerdings sei noch nichts fest gebucht, fügt eine Mitarbeiterin der Messe Stuttgart hinzu. „Noch ist unklar, ob und mit wie viel Veranstaltungen wir auf die Messe gehen werden. Wir sind uns bewusst, dass viele Menschen ganz neugierig darauf sind, wo der Kirchentag stattfinden wird“, ergänzt Sirkka Jendis.

Ungeachtet dessen treibt so manchen Protestanten die Auslagerung des Kirchentags vor die Tore Stuttgarts um. Viel von dem, was Kirchentag ausmache, drohe verloren zu gehen: das urbane Flair und die dichte Atmosphäre in der Stadt.

„Der Kirchentag wird in der Stadt gelebt“, sagt beispielsweise Oliver Hoesch, Sprecher von Landesbischof Frank Otfried July, „in Hamburg wurde teilweise zwar auch in die Messe ausgelagert, aber das war unproblematisch, weil die Messe dort direkt in der Stadt ist.“

Stuttgarts Stadtdekan Søren Schwesig treibt jedoch weniger die Entzerrung der Veranstaltung um. Er zweifelt daran, dass die insgesamt rund 100 000 Besucher reibungslos von der Messe in die Stadt und wieder zurück kommen: „Ich habe Sorge, dass das Transportvermögen der Stadt wegen der vielen Baustellen ausreichen wird.“

Mit der ganzen Problematik hat sich auch Stuttgarts Marketing-Chef Armin Dellnitz auseinandergesetzt. Mehr noch: Seine Kollegin, Prokuristin Andrea Gehrlach, sitzt in dem Planungs- und Arbeitskreis des Kirchentags. Dort vertritt sie die Meinung der Stuttgart-Marketing GmbH, dass die Messe-Lösung in guter Qualität machbar sei. „Wir haben auf der Messe perfekte Rahmenbedingungen für die großen Veranstaltungen des Kirchentags“, sagt Dellnitz, „aber wir sind uns bewusst, dass man das gute Ambiente der City mit dem Angebot auf der Messe sensibel verbinden muss.“

Die Geschäftsführung des Kirchentags steht damit vor einer brisanten Frage: Soll der Kirchentag auch auf der Messe stattfinden oder nicht? „Alles ist möglich“, sagt Bischofs-Sprecher Oliver Hoesch, „es werden beide Lösungen und Modelle diskutiert. Ich rechne noch Anfang dieses Jahres mit einer Entscheidung.“