Nach dem tödlichen Unfall auf der Autobahn 8, bei dem Gaffer die Tür eines Rettungswagens geöffnet haben sollen, gibt es Zweifel an dieser Darstellung der Polizei. Foto: Skolomowska

DRK-Kreisverband widerspricht Aussagen der Polizei. Mehreren Gaffern wird Platzverweis ausgesprochen.

Pforzheim - Nach dem tödlichen Unfall auf der Autobahn 8, bei dem Gaffer die Tür eines Rettungswagens geöffnet haben sollen, gibt es Zweifel an dieser Darstellung der Polizei.

Sie seien zwar einem Wagen nahekommen, in dem ein Verletzter behandelt wurde, sagte die Pressesprecherin des Kreisverbandes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Pforzheim-Enzkreis, Daniela Kneis, am Donnerstag. Es habe aber niemand die Tür des Fahrzeugs geöffnet.

Allerdings hätten Gaffer versucht, von einer Anhöhe neben der Autobahn Blicke in den Rettungswagen zu werfen. Die Polizei hielt zunächst an ihrer Darstellung vom Mittwoch fest. Sie hatte berichtet, Schaulustige sollen die Tür eines Rettungswagens geöffnet haben, "um den Verletzten aus der Nähe zu betrachten und möglicherweise auch fotografieren zu können".

Auch auf seiner Facebookseite nimmt der DRK-Kreisverband Stellung:

Die Polizei hielt am zunächst an ihrer Darstellung vom Mittwoch jedoch fest. Sie hatte in einer Mitteilung berichtet, dass Schaulustige die Tür eines Rettungswagens geöffnet hätten, "um den Verletzten aus der Nähe zu betrachten und möglicherweise auch fotografieren zu können".

Wie ein Sprecher der Polizei in Karlsruhe am Donnerstagmorgen sagte, hatte eine Rettungsassistentin an der Unfallstelle einem Beamten von diesem Vorfall berichtet. Da die Rettungskräfte "alle Hände voll zu tun hatten", sei es nicht gelungen, die Personen vor Ort festzustellen, hieß es. Bislang hätten sich auch keine Zeugen dazu gemeldet, sagte der Polizeisprecher. Beamte hatten gegen Gaffer Platzverweise ausgesprochen, als diese durch die Unfallstelle liefen, um Fotos und Videos zu machen. Die Polizei sei nun dabei, den Fall aufzuklären und zu ermitteln, was genau sich an dem Rettungswagen zugetragen hat.

Über den Vorfall berichtete die Karlruher Polizei auch auf Twitter:

Der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, reagierte mit Unverständnis. "Ob man dabei versuchte, die Türe eines Rettungswagens zu öffnen oder sich nur am Rettungswagen aufgehalten hat, um Blicke vom Verletzten zu erhaschen, der vermutlich mit dem Leben kämpfte, ist zweitrangig – ein solches Verhalten ist widerlich." Er finde es besonders schlimm, dass die Polizei personell nicht in der Lage sei, die Gaffer zu erfassen und zu verfolgen, teilte Kusterer mit.

Laut DRK-Sprecherin Kneis könnte es während der Rettungsarbeiten möglicherweise zu einem Missverständnis gekommen sein. Bei dem Unfall am Mittwoch war ein 59 Jahre alter Lastwagenfahrer auf der Autobahn von Stuttgart in Richtung Karlsruhe an einem Stauende auf einen Sattelzug aufgefahren und ums Leben gekommen.

Unabhängig von der Frage der Rettungswagentüre bestätigten Polizei und DRK, dass nach dem Unfall zahlreiche Schaulustige die Rettungsarbeiten behinderten. Eine Frau sei dem Rettungswagen bei der Versorgung von Verletzten sehr nahe gekommen und vom Rettungsdienst weggeschickt worden, sagte die DRK-Sprecherin. Auch die Bergung der Leiche sei schwierig gewesen, sie habe nicht vor neugierigen Blicken geschützt werden können: Schaulustige seien nicht weggegangen, obwohl sie dazu aufgefordert worden seien. Ein Rettungswagen habe nicht umparken können, weil Gaffer keinen Platz gemacht hätten.

Solche Vorfälle seien für Retter, die um Menschenleben kämpften, eine hohe zusätzliche Belastung. Die Polizei hatte eigenen Angaben zufolge gegen Gaffer Platzverweise ausgesprochen, als diese durch die Unfallstelle liefen, um Fotos und Videos zu machen. Die Polizei habe darauf hingewirkt, dass diese Fotos und Videos zum Schutz der Unfallopfer noch vor Ort gelöscht werden. Zudem rief sie Passanten dazu auf, bei Rettungsarbeiten Abstand zu halten und Einsatzkräfte nicht zu behindern.