Auf Einladung des CDU-Bundestagsabgeordneten Gunther Krichbaum (links) machte der Botschafter der Ukraine, Andrij Menyk, einen Besuch im Kepler-Gymnasium und stellte sich den Fragen von Annika Volz und Julien Hess vom Leistungsfach Politik. Foto: Keller Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Botschafter der Ukraine besucht Kepler-Gymnasium / Mehrheit für Europa

Pforzheim. Den Kontakten und der Einladung des CDU-Bundestagsabgeordneten Gunther Krichbaum sowie dem Enzkreis war es zu verdanken, dass Andrij Menyk, Botschafter der Ukraine, dem Kepler-Gymnasium einen Besuch abstattete.

Annika Volz und Julien Hess aus der 11. Klasse vom Leistungsfach Politik Stufe 1 hatten gemeinsam mit den Klassenkameraden im Gemeinschaftskundeunterricht Fragen ausgearbeitet, die sich mit typischen Themen rund um die Ukraine befassten. Schwerpunkte waren dabei neben der Parlamentswahl der Konflikt mit der Halbinsel Krim und der Annexion durch Russland im März 2014, einem geplanten EU-Beitritt sowie Reformen und Herausforderungen, die es zu stemmen gilt.

Beste Mathematiker

Nach Aussage des Botschafters muss sich die neu zu wählende Regierung der Massenauswanderung entgegen stellen, zumal die Ukraine auch zu den Top-Fünf-Ländern gehört mit den besten Mathematikern. So konnten die Schüler in Erfahrung bringen, dass für die neue Regierung in der Ukraine wichtige Punkte wie die Stärkung von Vertrauen in die Justiz sowie die Schaffung von Anreizen für die Wirtschaft, eine Spielregeländerung in Sachen Demokratie und die Liberalisierung und Rechtsstaatlichkeit ganz oben auf der Agenda stünden.

Menyk brachte auch zum Ausdruck, dass für Europa die Ukraine der drittgrößte Fleisch-Exporteur ist. Die Ukraine ist für Investoren aber nicht nur wegen des Stundenlohns von 2,50 Euro lukrativ, sondern auch deswegen, da keine Zölle anfallen. In den vergangenen fünf Jahren wurden allein aus Deutschland 30 000 Arbeitsplätze in der Ukraine geschaffen.

Der Konflikt mit Russland hat die Ukraine schwer getroffen, denn jede dritte nach Russland exportierte Ware kam aus der Ukraine. Und dennoch begrüßt die Ukraine die verhängten Sanktionen für Russland, die durchaus Sinn machen und große Firmen in Russland langfristig gesehen empfindlich treffen. Eine Infragestellung dieser Sanktionen ist nach Aussage von Menyk keine Option, denn es ist der einzige Trumpf, den die Ukraine hat. Krichbaum ergänzte zu diesem Punkt, dass die Sanktionen sehr punktuell seien, auch wenn diese Sanktionen für das Hochtechnologieland Deutschland durchaus schmerzhaft sind.

Auf die Frage der Schüler, wie die Ukraine zu Europa steht, betonte der Botschafter, dass die Mehrheit der Ukrainer für Europa ist und sich selbst als Europäer sehen. "Ukraine gehört zu Europa", sagte der Botschafter und bemängelte hier auch die Unterstützung durch Berlin, zumal das dann eine Niederlage für Putin wäre, der nach Einschätzung des Botschafters die Ukraine "liebend gerne vereinnahmen würde".

"In Sachen Erweiterung kann eine EU von übermorgen auf die Ukraine nicht verzichten", sagte Menyk. Sowohl für Russland als auch für die Nato ist die Ukraine von mittelstrategischer Bedeutung. Die Ukraine möchte nach Aussage des Botschafters sich wie die Republik Moldau und Georgien an den Standard von Europa annähern. Ein Stillstand würde Russland in die Karten spielen, denn Putin habe ein besonderes Interesse am Status quo, ergänzte der ukrainische Botschafter.

Nach dem Gespräch mit den Schülern wurde der ukraininische Vertreter noch von Landrat Rosenau im Landratsamt empfangen. Er trug sich in das Gästebuch des Enzkreises ein; danach stand noch die Besichtigung des Klosters Maulbronn auf dem Programm.