Im ehemaligen Bader-Logistikzentrum soll ein Outlet-Center entstehen. Foto: Jähne Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Fraktionsübergreifende Unstimmigkeit überschattet kommunales Großprojekt

Wie geht es mit dem ehemaligen Logistikzentrum des Versandhauses Bader im Brötzinger Tal in Pforzheim weiter? Über das Projekt ist jetzt ein Streit entbrannt.

Pforzheim. Derzeit hängen dort die Rollläden etwas windschief und die Außenfassade hat den rustikalen Charme eines gewissen Retro-Flairs aus den 1970er- und 1980er-Jahren. In der Computergraphik wurde das ehemalige Logistikzentrum des Versandhauses Bader im Brötzinger Tal natürlich spürbar aufgehübscht: Die Außenfassade glänzt und spiegelt, alles wirkt neu und einladend, modisch gekleidete Menschen genießen das parkähnliche Außenambiente an einem sonnigen Tag. Bereits seit Monaten ist es eines der maßgeblichen Themen in der Stadt Pforzheim: In der Adolf-Richter-Straße soll nicht nur ein simples Outlet-Center, sondern ein regelrechter Verkaufspark entstehen, der auf rund 25 000 Quadratmetern Fläche mehr als 40 Fachgeschäfte beherbergt und rund 1250 neue Arbeitsplätze schafft. Bereits jetzt schon ist von einem der größten Outlets in ganz Deutschland die Rede, das sich mühelos in die Riege der größten Zehn "Shopping-Mekkas" wie etwa dem Ingolstadt-Village, dem Designer Outlet Wolfsburg oder dem Center im westfälischen Ochtrup einreiht.

Bekanntheitsgrad steigern

Die Stadt Pforzheim selbst erwartet sich davon eine Steigerung des eigenen Bekanntheitsgrades, aber auch mehr Kaufkraft für die finanziell etwas angezählte Kommune. Bis zu drei Millionen Besucher pro Jahr werden derzeit anvisiert. Rund 30 Millionen Euro müssten die Investoren aufbringen, wohingegen ein Termin für den Umbau bislang noch nicht feststeht.

Stand der heutigen Dinge gibt es lautstarke Meinungsverschiedenheiten zwischen der FDP- und CDU-Fraktion im Pforzheimer Stadtrat. Hans-Ulrich Rülke, Vorsitzender der Liberalen, wirft den Christdemokraten vor, das Projekt "auf die lange Bank zu schieben", was nicht nur zu einem Rückzug der Investoren, sondern auch den der Familie Bader führen könne. Vorausgegangen war ein Fragenkatalog, der direkt an den amtierenden Oberbürgermeiser Peter Boch und dessen Baudezernentin Sibylle Schüssler gegangen war. Rülke forderte darin die sofortige Klarheit in Frage wie: Stimmt es, dass Boch die Firma Bader hinter dem Rücken des Gemeinderates aufgefordert hat, von der Bauvoranfrage zurückzutreten? Stimmt es, dass Bürgermeisterin Schüssler im Schreiben vom 10. Mai dem Gemeinderat wichtige Informationen unterschlagen hat, um den falschen Eindruck zu erwecken, Bader selbst habe das Interesse am Outlet-Projekt verloren? Trifft es zu, dass OB und Baubürgermeisterin die CDU-Fraktion angestiftet haben, entgegen ihrem eigenen Antrag die Verschleppung des Projekts zu betreiben? Trifft es zu, dass die Stadtverwaltung und die CDU-Fraktion das Outlet-Projekt torpedieren, weil der Innenstadt-Ost-Investor Ten Brinke aus Holland dazu aufgefordert hat? Rülke forderte "Konsequenzen im Bürgermeisteramt", sollten die angeführten Aspekte der Wahrheit entsprechen. "Millionen an Gewerbesteuern sowie Hunderte von Arbeitsplätzen gehen dadurch verloren", so der FDP-Chef. Wie nun bekannt gegeben wurde, will die Stadt Pforzheim das Thema "offen und konstruktiv" angehen, wie Boch betonte. Mehrere Fachausschüsse wie etwa ein runder Tisch, dem neben der Firma Bader auch das Regierungspräsidium Karlsruhe, diverse Landräte und Bürgermeister aus der Region angehören, soll bis nach den Sommerferien Klarheit verschaffen.

Das Thema Outlet-Center als reine Wahlpropaganda zu missbrauchen, sei schlichtweg abzulehnen, konterte Schüssler den Vorwürfen Rülkes. Hingegen gelte es, Verkehrslasten zu prüfen und wirtschaftliche Diskrepanzen vom Einzelhandel der Innenstadt fernzuhalten. Bislang gab es von dort kaum Beanstandungen zu vernehmen. Offene Kritik kam derweil von Versandhaus-Chef Klaus Bader selbst: Der hatte damit gedroht, die "Planungen zu stoppen" und sich gegen die bisherige Vorgehensweise gestellt. Der holländische Investor würde mit viel Geld hofiert während die heimischen Firmen außen vor gelassen werden, so die Begründung.