Helfen immer mehr jungen Menschen in der Lilith Beratungsstelle (von links): Angela Blonski, Gabi Esmezjan, Katja Leonhardt, Christina Faaß, Ute Schukraft und Marina Dorn. Foto: Schwarzwälder-Bote

Mehr als 200 junge Menschen holten sich im vergangenen Jahr Rat bei Missbrauch / Auf Spenden angewiesen

Pforzheim. Gestiegene Fallzahlen, und zu wenig Geld von Stadt und Enzkreis für die Arbeit mit sexuell Missbrauchten: Die Beratungsstelle Lilith registriert für das Jahr 2013 einen erhöhten Bedarf an Begleitung von Kindern und Jugendliche bis 18 Jahre.

Aber auch 33 Ratsuchende, die älter als 18 Jahren sind, bot Lilith, obwohl nicht zuständig, ein Erstgespräch an. "Die Weitervermittlung ist aber ganz schwierig, weil niedergelassene Psychologen lange Wartezeiten haben und es keine eigene Anlaufstelle für diese Fälle gibt," erklärt Psychologin Katja Leonhard.

Die Mitarbeiterinnen betreuten 2013 an der Hohenzollernstraße 215 Klienten, im Jahr 2009 waren es 161, ein Jahr später stieg die Zahl bereits auf 203 Betroffene. Die Vorkommnisse sexueller Gewalt durch Jugendliche und Erwachsene macht fast die Hälfte aller Fälle aus. In 75 Fällen ging es dabei um sexuellen Missbrauch und in 44 Fällen um sexuelle Übergriff unter Kindern.

Stadt und Enzkreis entschieden sich auf Antrag von Lilith, die Beratungsstelle um eine halbe Stelle zu verstärken, um den betroffenen Kindern und Jugendlichen ein therapeutisches Angebot machen zu können. Seit Oktober verstärkt die Psychologin Marina Dorn die Arbeit von Lilith. Die Stadt hat diesen Zuschuss allerdings bis Ende 2014 begrenzt. Dorn hat mit einer Zusatzausbildung zur Traumatherapeutin begonnen und betreut zusammen mit Leonhardt rund 50 Klienten.

Auch die Beratungsgespräche sind laut Angela Blonski, Leiterin von Lilith, von 1043 auf 1401 Fälle gestiegen. Dabei ging es nicht nur um den Kontakt zu betroffenen Kindern und Jugendlichen (207) sondern auch zu Eltern (plus 71) sowie zu Lehrkräften und Sozialarbeitern (plus 40).

Die telefonische Beratung stieg von 225 (2012) auf 334 (2013) Gespräche. Kindergärten und vor allem Schulen baten im vergangenen Jahr um 206 Beratungen. "Da ist immer ein konkreter Verdacht der Anlass," sagt Beraterin Ute Schukraft.

Lilith musste im vergangenen Jahr 15 000 Euro zusätzlich zu den früher im Jahr benötigten 50 000 Euro Spenden aufbringen. "Das haben wir von den Rücklagen genommen", sagt Blonski. Dass sei nötig geworden, weil Stadt und Enzkreis die Lohnerhöhungen des Öffentlichen Dienstes nicht mitgetragen haben und der Verein sie aus der eigenen Tasche zahlen müsse.