Die Klasse 9a des Hebel-Gymnasiums lernte viel über Geschichte. Foto: Stadt Pforzheim Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Hebel-Gymnasium und Stadtarchiv kooperieren

Pforzheim. Anlässlich eines Besuchs der Klasse 9a des Hebel-Gymnasiums im Rahmen des Projekttags "Nationalsozialismus in Pforzheim" im Stadtarchiv haben die beiden Institutionen die förmliche Vereinbarung zu einer Bildungspartnerschaft unterzeichnet. Stadtarchiv und Hebel-Gymnasium verleihen damit ihrer langjährigen guten Zusammenarbeit in der Archivpädagogik einen offiziellen Rahmen.

Historisches Denken der Jugend stärken

Das gemeinsame Ziel der Bildungspartner ist die Stärkung des historischen Denkens der Schüler, die durch die selbstständige Arbeit mit den Originalquellen im Archiv an einen kritischen Umgang mit der Geschichte herangeführt werden.

Der lokale Bezug und die authentischen Zeitdokumente, die das Stadtarchiv als kulturelles Gedächtnis Pforzheims bewahrt, machen Geschichte anschaulich und spannend, heißt es in der Meldung von Stadt und Schule. Angestrebt wird, dass alle Schüler des Hebel-Gymnasiums in ihrer Schulzeit mindestens einmal das Stadtarchiv besuchen. Die archivpädagogischen Formate sind vielfältig: Neben allgemeinen oder, wie etwa an Projekttagen, thematischen Führungen durch das Archiv können die Schülerinnen und Schüler in erprobten thematischen Modulen verschiedene Facetten der Vergangenheit Pforzheims entdecken. Auch wenn Schülerinnen und Schüler eigenständig im Archiv forschen möchten, bekommen sie individuelle Unterstützung durch die Archivpädagoginnen. Jedes Jahr nehmen rund 300 Schülerinnen und Schüler die Angebote des Stadtarchivs wahr.

Eine unmittelbare Verknüpfung herstellen

Im Rahmen des "Geschichtsprojekttages" war das Stadtarchiv für die Schüler nur eine von vier Stationen, die am Hebel-Gymnasium bereits seit einigen Jahren mit allen neunten Klassen erfolgreich erkundet werden. Ziel dieses Projekttages ist es, den Schülern an einem konkreten Beispiel zu verdeutlichen, dass Geschichte mit ihrem Wohnort unmittelbar verknüpft ist. "Erst, wenn wir etwas über die Vergangenheit unseres Lebensumfeldes erfahren, bekommt unser Blick auf die Welt die Mehrdimensionalität, die uns einen kritisch-eigenständigen Umgang mit der Gegenwart ermöglicht", erläutert Benjamin Häfner, Fachleiter Geschichte am Hebel-Gymnasium.

Judenverfolgung als Beispiel

Am Beispiel der Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Mitmenschen in Pforzheim während des Nationalsozialismus setzt das Projekt diese Idee der Geschichtsvermittlung in die Praxis um. So nähern sich die Schüler dem Thema, indem sie in die Lebensgeschichten hinter einigen Stolpersteinen der Stadt blicken und den Platz der ehemaligen Synagoge besuchen. Außerdem lassen sie sich im Stadtarchiv Originale aus der NS-Zeit zeigen und gehen auf dem jüdischen Teil des Hauptfriedhofes auf eine geleitete Entdeckungsreise.

Durch die direkte Verknüpfung von Geschichte mit ihrem Lebensumfeld ist der Projekttag bei den Schülern beliebt und trägt viel zur Auseinandersetzung mit der Pforzheimer Stadtgeschichte sowie der Bedeutung von Geschichte zum Verständnis der Gegenwart bei. Bei der Planung und Vorbereitung des Projekttags wurde das Hebel-Gymnasium tatkräftig unterstützt vom Team der Kulturellen Bildung an den städtischen Museen und der Stadtpädagogik.

Bereits die vierte Bildungspartnerschaft

"Wir freuen uns sehr über die vierte Bildungspartnerschaft unseres Stadtarchivs mit einer Pforzheimer Schule", betont die stellvertretende Archivleiterin Sonja Hillerich. Die Bildungspartnerschaft unterstreiche die Bedeutung des Archivs als außerschulischer Lernort, findet sie. "Nicht nur unser Geschichtsprojekttag, sondern die seit Jahren gute Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv liegt uns besonders am Herzen", bekräftigt auch Geschichtslehrer Benjamin Häfner.

"Wir danken dem Stadtarchiv für die engagierte Unterstützung, von Recherchetagen mit ganzen Kursen und Klassen bis hin zur tatkräftigen Hilfe für einzelne Schüler, die für Referate nach guten Quellen suchen – das Stadtarchiv hat für uns immer ein offenes Ohr." Für besonders ambitionierte Schüler sei auf den Georg-Simler-Preis für stadtgeschichtliche Arbeiten an Schulen und dem Enzkreis hingewiesen: Beiträge können bis zum 1. Dezember 2019 eingereicht werden.

Weitere Informationen: www.stadtarchiv.pforzheim.de und www.pforzheim.de/kultur/kulturelle-bildung