Ausmessen und aufgraben läuft vor dem Schmuckmuseum parallel: Erste Asphaltbrocken sind auf der Jahn-straße weggespitzt. Foto: sb

Innenstadtring: Schweres Gerät regiert ab sofort auf der Jahnstraße. Arbeiten gehen bis Frühjahr 2014.

Pforzheim - Ismail Dag hat in seinem "Goldstadt Bäck" an der Jahnstraße beste Sicht auf das Gewusel der Arbeiter, die Rochaden der Baumaschinen sowie auf orientierungslose Autofahrer und Passanten. Stau, Hupkonzerte und Gebruddel inklusive. Seit zwei Wochen laufen die Vorbereitungen. Jetzt haben die Arbeiten für den Innenstadtring begonnen. Sie dauern bis Frühjahr 2014 an.

Der Backwarenverkäufer mit dem freundlichen Lächeln sieht das große Buddeln gelassen. "Man muss abwarten, wie es sich entwickelt", sagt er. Dag weiß aber auch um Beeinträchtigungen für die Einzelhändler vor Ort: "Wir Kleinen werden es am meisten spüren." Handwerker, die sonst morgens vor seinem Laden stoppen und sich mit Brötchen versorgen, bleiben aus. Das Gros seiner Kunden sei genervt. Allerdings hätten sich viele in den vergangenen Jahren beschwert, dass in Pforzheim Stillstand herrsche.

"Jetzt tut sich endlich was"

Und wie. Absperrzäune werden aufgestellt. Die unterirdischen Toilettenanlagen auf dem Turnplatz sind bereits zugeschüttet.

Der Platz daneben erinnert an das Besteck-Tablett beim Zahnarzt – Baggerschaufeln und Werkzeug in verschiedenen Größen sind dort aufgereiht. Alles ist bereitet zum Bohren und Schaufeln. Vor dem Schmuckmuseum werden erste Asphaltbrocken weggespitzt.

Gegenüber, auf dem Goldschmiedeschulplatz, ist eine kleine Container-Stadt für die vier beteiligten Baufirmen entstanden – die Schaltzentrale der Großbaustelle. Alle Fäden laufen bei Johannes Baur von "Weber Ingenieure" zusammen, der den Bau im Auftrag der Stadtwerke und des Eigenbetriebs Stadtentwässerung überwacht.

"Ich sehe das sportlich", sagt Baur, der bereits die Amazon-Baustelle im "Buchbusch" betreut hatte. Dennoch: Ein solches Großprojekt bei fließendem Verkehr mitten in der Stadt ist auch für ihn eine Herausforderung.

Gespräche mit Geschäftsleuten, Wochenmarkt-Beschickern, den Schulleitern von Hebel- und Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) sowie der Leitung des Altenheims an der Jahnstraße gehören zu seinem Job.

Außerdem musste die Verkehrsführung abgesteckt und die Baustelle gesichert werden. Ein Sachverständiger hat sämtliche Häuser in diesem Gebiet inspiziert. Erst nach diesen Vorarbeiten kann es nun zur Sache gehen. Und das gleich an mehreren Stellen.

Am Turnplatz entsteht eine Bucht für die neue Bushaltestelle. Auch Leitungsarbeiten sind dort notwendig. Entlang von Goethe- und Zerrenner-straße wird am Kanalnetz gewerkelt, parallel zum THG an der Zerrennerstraße wird die Fernwärmeleitung ausgetauscht. Zwischen Schwarzwald- und Nagoldstraße laufen Arbeiten für Gas- und Wasserleitung.

Eine Notversorgung der Anrainer muss her. Die Sanierung der Werderbrücke und der Kanalbau auf der Calwer Straße können starten.

Bis zu 30 Arbeiter sind täglich im Einsatz. Deren Maschinen sollen die schmalen Baufelder möglichst selten verlassen, um den Verkehr nicht noch mehr zu behindern. Schon jetzt gibt es zu Stoßzeiten gehörige Rückstaus – auf Bleich- und Jahnstraße. Letztere ist, wie berichtet, nur stadtauswärts zu befahren. Je nach Baufortschritt müssen sich Autofahrer auf neue Slalom-Wege einstellen. Ein Abbiegen in Seitenstraßen soll stets möglich sein.

"Geduld muss man in den nächsten zehn Monaten haben", weiß Baur. Aber das Ergebnis werde sich sehen lassen können. Davon ist auch Ismail Dag überzeugt. Ein "wunderschönes Flair" verspricht er sich von der Verkehrsberuhigung und Begrünung der Jahn- und Zerrennerstraße: "Ich freue mich auf nächstes Jahr."