Der 42-jährige Pforzheimer beim Prozessauftakt im Gericht Foto: Eyckeler

42-Jähriger gibt an, unter Schock gestanden zu haben. Hauptverdächtiger sitzt grinsend im Gerichtssaal.

Karlsruhe/Birkenfeld - Was ist am Abend des 29. August 2018 im Anwesen von Simon Paulus wirklich passiert? Bislang hat sich aus dem Quartett der vier Angeklagten lediglich der 27-jährige Anil C. konkret zu der Tat geäußert. Doch nun bricht auch Christian K. sein Schweigen und spricht über die Mordnacht Ende August im vergangenen Jahr. Der 42-Jährige trainiert oft im Fitnessstudio, über das er auch den Hauptverdächtigen Italiener Massimiliano V. (30) kennenlernte.

An jenem Abend hat dieser K. gebeten, mit ihm mitzukommen, da er noch etwas zu erledigen habe, erklärt der Angeklagte vor dem Landgericht Karlsruhe. Gemeinsam sind sie demnach in Richtung Gräfenhausen, einem Ortsteil von Birkenfeld (Enzkreis) gefahren. Richtige Kumpels seien sie eigentlich nicht gewesen, sagt der Verdächtige. Da wundert es nicht nur Richter Leonhard Schmidt, warum er dann ohne großes Nachfragen der Bitte des Italieners nachgekommen ist. An einem Kreisverkehr vor dem Anwesen des 50-jährigen Jägers Paulus habe er warten sollen – mit einem Walkie Talkie in der Hand. "Wenn etwas ist, sollte ich dazukommen."

Keine Atembewegung erkennbar

Rund eine halbe Stunde lang sei aber nichts geschehen, meint der Pforzheimer. Was in dieser Zeit in dem Haus des toten Jägers passiert ist, das weiß wohl nur noch Massimiliano V., der als Mörder unter Verdacht steht. Dann aber erreichte K. laut eigener Aussage ein Funkspruch: "Wir sind fertig, komm’ schnell."

Das Bild, das sich K. laut Aussage auf dem Grundstück des Jägers bot, muss schockierend gewesen sein: Mit blutverschmierter Kleidung steht V. auf einem Weg, neben ihm liegt in einem Beet Simon Paulus. Ob er bereits tot war, könne er nicht genau sagen, aber reichlich Blut am Kopf und an der Schulter sowie keine erkennbaren Atembewegungen ließen ihn vom Schlimmsten ausgehen, sagt er. Gewissheit bekam er angeblich von V., der den Tod bestätigte.

Mit Malerfolie hätten sie gemeinsam den Leichnam eingepackt und zusammen mit rund 30 Waffen "mehr schlecht als recht" im Auto verstaut, sagt der Angeklagte. Die Waffen haben sie angeblich in einer Garage in Pforzheim ausgeladen. Richtig viel gesprochen haben sie während dieser Machenschaften wohl nicht wirklich. Wie in einem Tunnel sei er gewesen und habe nicht klar denken können, beteuert der Pforzheimer.

Hauptangeklagter grinst

V. macht sich nebenher gelassen Notizen, grinst ins Publikum und schaut hier und da ungläubig in die Runde – insbesondere dann, wenn die Aussagen ihn belasten. Man fragt sich, ob er noch ein Ass im Ärmel hat, das er bislang allen vorenthält. Das sollte er – wenn dem so ist – in seinem Interesse bald ausspielen. Bereits am zweiten Prozesstag vor gut einer Woche hat Anil C. sich geäußert, wie er zusammen mit dem Italiener die Leiche in den Wald schaffte.

Auch ihm habe V. lediglich gesagt, sie müssten gemeinsam etwas erledigen. Dass es dabei um das Vergraben einer Leiche ging, will C. erst erkannt haben, als er den toten Simon Paulus im Kofferraum sah. Aus Angst habe er geholfen, ein Loch zu graben. Als er aber Probeliegen sollte, habe er endgültig die Nerven verloren und sei abgehauen, waren vor einer Woche seine Worte.

Mit auf der Anklagebank sitzt ein 26-jähriger Grieche, der mit dem Hauptangeklagten und C. den Mord an einer 60-jährigen Frau aus Habgier geplant haben soll. Doch bislang schweigt der Mann zu diesen Vorwürfen. Der Prozess wird am 3. Juni vor der Schwurgerichtskammer in Karlsruhe fortgesetzt.