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Wenn Bewohnern ihr Pflegeheim benoten, gibt das nicht immer die Gegebenheiten wieder.

Stuttgart - Wenn Bewohnern ihr Pflegeheim benoten, gibt das nicht unbedingt die tatsächlichen Gegebenheiten wieder. Wer einen Platz für sich oder Angehörige sucht, sollte sich selbst vor Ort ein Bild machen.

Wo die Pflegenoten veröffentlicht werden: Seit Juli läuft die Prüfung der bundesweit rund 10 300 Pflegeheime. Im Dezember sollen die Ergebnisse für die ersten 1057 Einrichtungen im Internet stehen, sagt Ann Marini vom GKV-Spitzenverband in Berlin, der Interessenvertretung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen. Die Ergebnisse werden in zwei Formen veröffentlicht. Eine Grafik zeigt die Gesamtnote, die zwischen Eins ("sehr gut") und Fünf ("mangelhaft") liegt. Sie lässt sich mit der Durchschnittsnote aus dem Bundesland vergleichen. Außerdem werden für Bereiche wie "Pflege und medizinische Versorgung" oder "Soziale Betreuung und Alltagsgestaltung" Teilnoten vergeben.

Wie sich die Pflegenoten errechnen: Basis der Noten sind 82 Einzelbewertungen. Auf "Pflege" entfallen zum Beispiel 35 Kriterien, auf "Soziale Betreuung" zehn. Bei der Pflege wird unter anderem geprüft, ob der Ernährungszustand angemessen ist, im Bereich "Soziale Betreuung", ob es Gruppenangebote gibt. Aus allen Bewertungen eines Bereichs wird der Mittelwert errechnet. 7,5 bis 8,7 entspricht der Note "Zwei". Diese Berechnung steht in der Kritik. Denn der Schutz vor Wundliegen zählt für die Endnote genauso viel wie ein gut lesbarer Speiseplan. "Die Kriterien sind nicht gewichtet", erklärt Eckart Schnabel, der wissenschaftliche Geschäftsführer des Instituts für Gerontologie an der Technischen Universität Dortmund. "Es gibt aber Kriterien, die viel wichtiger sind als andere."

Diese Kritik gibt es: Laut Schnabel sind Befragungen von Bewohnern zu ihrer allgemeinen Zufriedenheit wenig aussagekräftig. In der Regel äußerten sich Menschen viel positiver, als es ihrer Situation entspricht. Tatsächlich erhielten 98,8 Prozent der bisher geprüften Heime von den Bewohnern gute Noten. Wer sich über eine Einrichtung informiere, spreche irrtümlicherweise gerade der Bewohnerbefragung große Bedeutung zu. Schnabel rät hingegen: "Gehen Sie in das Heim, reden Sie selbst mit Bewohnern und Personal und verschaffen Sie sich einen persönlichen Eindruck."

Alternative Bewertungen: Beim Heimverzeichnis der Interessenvertretung der Altenheimbewohner (BIVA) steht die Lebensqualität im Mittelpunkt. "Wir sehen das Angebot als Ergänzung zu den Pflegenoten", sagt BIVA-Geschäftsführerin Katrin Markus. Die Prüfung der Heime erfolgt durch Ehrenamtliche. Untersucht werden die Bereiche "Autonomie", "Teilhabe" und "Menschenwürde". Zu jedem gibt es Kriterien - bei "Teilhabe" etwa, dass es keine festen Besuchszeiten gibt. Alle 120 Kriterien zählen gleich viel. In die Bewertung fließen Meinungen der Bewohner ein. Beim Heimverzeichnis gibt es keine Endnote. In jedem Bereich müssen mindestens 80 Prozent der Gesamtpunktzahl erreicht werden. Die Einrichtungen nehmen freiwillig teil.

  • www.heimverzeichnis.de
  • Auswahl Pflegeheim
  • www.pflegenoten.de
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