Für die Mitarbeiter gab es zum Abschied eine kleine Feier. Vorne in der Mitte Geschäftsführer Hans Georg Joppich, der mit über 90 Jahren bis zum Schluss die Geschicke des Pflegeheims lenkte. Foto: Pflegeheim Patmos

Seit 1986 war das Pflegeheim Patmos Wohnsitz zahlreicher Senioren. Nun hat die Einrichtung geschlossen. Das Landratsamt betont, dass das kleinste Heim des Kreises jedoch stets den besten Pflegestandard hatte. Denn der Grund für die Schließung liegt woanders.

Das älteste Pflegeheim im Landkreis Rottweil hat seine Pforten geschlossen, schreibt das Landratsamt in einer Pressemitteilung. Die Heimaufsicht des Amtes hat dies zum Anlass genommen, um sich für die vielen Jahre der guten Zusammenarbeit zu bedanken.

„Mit 19 Bewohnern war das Patmos in Sulz-Holzhausen unser kleinstes Pflegeheim im Landkreis, aber vom Pflegestandard her mit das beste“ lobt Martina Schuster von der Heimaufsicht beim Abschlussbesuch.

Ein Vierteljahrhundert Wohnsitz

Diese Einschätzung spiegelt sich auch im Bericht des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen wieder – dort fanden sich für das Patmos nur Bestnoten.

1968 war im Patmos der Betrieb aufgenommen worden. An der Geschichte des Hauses lässt sich regelrecht die geschichtliche Entwicklung im Bereich der Pflege nachvollziehen.

„Wir hatten eine Bewohnerin, die über 25 Jahre lang hier gewohnt hat“ erinnert sich Geschäftsführer Hans Georg Joppich im Gespräch. Die ältere Dame konnte sich noch selbst versorgen, wollte aber als Witwe nicht alleine leben – und wählte das Patmos als Altersruhesitz.

Theaterstücke und Kinderstunden

„Was wir heute unter betreutem Wohnen verstehen, gab es also damals schon in anderer Form“ sagt Elke Wegenast, seit 1997 Einrichtungsleitung im Patmos.

Joppich ist inzwischen über 90 Jahre alt und hat bis zuletzt die Geschicke des Patmos mit geleitet. „Unser Leitbild hat sich immer an den christlichen Werten orientiert“ sagt er, „und in diesem Sinne haben wir auch unsere Bewohner betreut“.

Wegenast berichtet von Jugendkreis und Kinderstunde, die in früheren Jahren noch im Pflegeheim stattgefunden hatten, von Theaterstücken an Weihnachten und gemeinsamen Feiern.

Umbau mitten in Corona

Und Pflegedienstleiter Senad Eminovic erzählt, dass ihm immer die persönliche Ansprache und Betreuung wichtig war, um die Senioren möglichst lange fit zu halten.

Die gesetzlichen Anforderungen an Pflegeheime stiegen mit den Jahren – und damit auch die baulichen Herausforderungen für das Patmos. Wegenast erinnert sich daran, wie der Einbau von neuen Bädern notwendig wurde, um die Standards wieder erfüllen zu können.

Mitten in der Corona-Zeit und im laufenden Betrieb wurde umgebaut, die langjährigen Mitarbeiter trugen zum Gelingen des Projektes bei.

Ein leer gefegter Arbeitsmarkt

Die Investitionen konnten am Ende nicht verhindern, dass das Haus geschlossen werden musste. Als einige der langjährigen Pflegefachkräfte in den Ruhestand gingen, konnte kein Ersatz gefunden werden.

„Wir sind eine kleine Einrichtung. Der leer gefegte Arbeitsmarkt im Pflegebereich trifft uns mit voller Wucht“, erklärt die Einrichtungsleiterin im Gespräch mit der Redaktion.

Abschied von den Bewohnern

Da in den vergangenen vier Jahren viele Fachkräfte nach und nach in Rente gegangen seien, hätte man die dadurch entstandenen Lücken immer schwerer mit gut qualifizierten Fachkräften füllen können.

Das sei für ihre kleine Einrichtung, die trotz der schwierigen Umstände bisher immer schwarze Zahlen geschrieben habe, einfach unbezahlbar.

„Deshalb blieb uns nur der Schritt, unser Haus zu schließen“, sagt Wegenast.

So nahm das Patmos-Team schweren Herzens nahmen sie Abschied von den Bewohnern, die in andere Häuser verlegt wurden.

Die letzte Bewohnerin starb im März im Patmos, im Alter von 86 Jahren.