Seit der Brandnacht ist ein knappes Jahr vergangen. Von außen erinnert kaum noch etwas an den Großbrand, der die 20.000 Quadratmeter große Produktionsfläche der Pfalzgraf Konditorei vernichtet hat. Foto: Sannert

13 Monate nach der Brandkatastrophe backt Großbäckerei am 4. Juli wieder einen Kuchen.

Pfalzgrafenweiler - Sämtliche Betonteile sind gereinigt, und die Wände erstrahlen in leuchtendem Weiß. Doch noch steht ein Teil der neuen Produktionshallen leer. Das wird sich bald ändern, denn am 4. Juli will die Pfalzgraf Konditorei nach dem Wiederaufbau wieder ihren ersten Kuchen backen.

"Bald geht’s los – haltet Euch bereit!" Diese Botschaft sendete Dirk Brünz den 120 Arbeitskräften, die das Unternehmen in Pfalzgrafenweiler weiter beschäftigen wird, gestern in einer Mitarbeiterversammlung. Wenn weiterhin alles glatt läuft und die Öfen im Mai planmäßig eingebaut werden, könnte der Geschäftsführer bereits am 1. Juni die behördliche Freigabe für den Probebetrieb in Händen halten. Dann könnten nach der Brandkatastrophe in der Nacht zum 24. Mai 2015, bei der die gesamte Produktionsfläche mit 20.000 Quadratmetern vernichtet wurde, endlich wieder die ersten Kuchen und Torten gerührt und gebacken werden.

Bis es soweit ist, steht Dirk Brünz, seinem Vater Roland Brünz, Produktionsleiter Stephan Koller und dem gesamten Mitarbeiterteam noch jede Menge Arbeit ins Haus. Auch wenn schon jeder weiß, in welcher Schicht er eingeteilt und wo genau künftig sein Platz sein wird: Die Mitarbeiter müssen erst noch mit den neuen Maschinen und dem optimierten Betriebsablauf vertraut gemacht werden. Dazu kommen Schulungen in Arbeitssicherheit und Infektionsschutzgesetz samt Brandschutzübung.

Bis zum Produktionsstart am 4. Juli muss alles sitzen. Waren es vor dem Großbrand 150 verschiedene Kuchen und Torten, die die Pfalzgraf Konditorei hergestellt und im In- und Ausland über den Fachgroßhandel an Hotellerie, Catering, Individual-, Verkehrs- und Sozialgastronomie, an Mensen, Coffee-Shops und Bäckereien vertrieben hat, so wird sich die Produktion zunächst einmal auf 65 Artikel beschränken. Den Anfang macht die Donauwelle. Sie wird den Neustart am 4. Juli pünktlich um 6 Uhr einläuten. Im Dreischichtbetrieb werden dann in den beiden Produktionsstraßen pro Tag vier Sorten hergestellt: zwei Sorten Kuchen in der ersten, zwei verschiedene Torten in der zweiten Schicht, ergänzt durch Bisquitböden in der Nachtschicht. 7000 Kuchen oder Torten pro Produktionslinie, also 14 000 am Tag, sind geplant. Laut Stephan Koller könnten es aber auch ein paar mehr werden.

Bis zum 1. September sollen Lager gefüllt sein

Vier Wochen wird es dauern, bis alle Sorten einmal durchproduziert sind hat Dirk Brünz ausgerechnet. Bis 1. September sollen die Lager gefüllt sein, sodass die Auslieferung in vollem Umfang wieder mit eigenen Produkten erfolgen kann. Bis dahin werden die sechs Unternehmen, die seit der Brandkatastrophe für "Pfalzgraf" quasi ein Notsortiment produziert haben, der Großkonditorei die Stange halten. Danach wird ihre Hilfe allmählich auslaufen, erklärt Dirk Brünz, der sich freut, dass es der Pfalzgraf Konditorei auf diese Weise gelungen sei, am Markt zu bleiben und einen Großteil der Kunden zu halten.

Auch wenn es dem Geschäftsführer heute noch schwer fällt, über die Brandnacht und ihre Folgen zu sprechen, so ist ihm doch eine gewisse Erleichterung anzumerken. Seine Augen leuchten förmlich, wenn er Gäste durch das wieder erstarkte Unternehmen führt und ihnen sichtlich stolz die drei Stockwerke zeigt: das Obergeschoss, in dem die gesamte Technik untergebracht ist, die Produktionsstätte darunter, in der bald zwei 42 Meter lange Öfen stehen werden, samt Frosterspiralen und Kühlräumen, die Versandabteilung im Untergeschoss. Künftig werde die Anlieferung der Rohstoffe über gut zu erreichende Rampen erfolgen, lässt er wissen und erklärt, dass der Transport der Kuchen künftig vollautomatisch erfolgen wird. Neuerungen, die sich aus dem Abriss beschädigter Gebäudeteile nach dem Brand und einer Optimierung des Produktionsablaufs ergeben haben. Besonders stolz ist Dirk Brünz auf eine neue Abteilung, in der Randgarnierungen von Hand erfolgen und einigen Torten eine individuelle Note verleihen sollen. Die Idee kam von Roland Brünz, der das im Jahr 1985 gegründete Unternehmen mit seinem Sohn aufgebaut hat.

Gesamter Wiederaufbau dauert bis 2018/19

Neu ist auch die Sprenkleranlage, die den Gebäudekomplex mit kilometerlangen Leitungen durchzieht und die Dirk Brünz ohne jegliche Auflage hat installieren lassen. "Es war eine spannende Zeit", zieht er Bilanz. Heute, knapp ein Jahr nach der Brandkatastrophe, ist sein Blick in die Zukunft gerichtet. Spätestens im August soll das marode Bürogebäude abgebrochen und neu aufgebaut werden. Danach kommt der alte Gebäudeteil an die Reihe, in dem bislang der Werksverkauf untergebracht ist. Dort soll das neue Rohstofflager entstehen. Seine Auslagerung wird dann im Hauptgebäude Platz für zwei weitere Produktlinien schaffen.

Bis zum Jahr 2018/19 soll der gesamte Wiederaufbau abgeschlossen sein. Dann wird es wieder alle 250 Kuchen und Torten, vielleicht sogar noch mehr, geben.