Es tut sich was in den ausgebrannten Gebäudeteilen der Firma Pfalzgraf: Zwar gibt es noch viel Schrott zu beseitigen, ... Foto: Sannert

Wiederaufbau nach Brandkatastrophe erfordert bei Unternehmen erhebliche Einschnitte. Betonteile können saniert werden.

Pfalzgrafenweiler - Mit den Abbrucharbeiten und Sanierungsmaßnahmen liegt die Konditorei Pfalzgraf nach der verheerenden Brandkatastrophe im Zeitplan. Jetzt steht fest: Nur noch 120 der insgesamt 240 Vollzeitkräfte werden Firmenchef Dirk Brünz beim Wiederaufbau begleiten. 85 Beschäftigte haben ihre Kündigung erhalten, 35 weitere hatten bereits zuvor auf eine Weiterbeschäftigung verzichtet.

In der Nacht zum 24. Mai war im Neubau der Großkonditorei ein Feuer ausgebrochen. In nur einer Nacht wurde die gesamte Produktionsfläche von 20.000 Quadratmetern vernichtet. Alles, was Dirk Brünz und sein Vater Roland Brünz seit der Firmengründung im Jahr 1985 aufgebaut hatten, wurde zerstört. Der Schaden wurde später mit 40 Millionen Euro beziffert. Die Brandursache konnte nicht mehr geklärt werden.

Ende Juni kam dann die erlösende Mitteilung: Die Pfalzgraf Konditorei wird wieder aufgebaut. Damit dies funktionieren kann und das Unternehmen am Ende nicht zu den 70 Prozent aller Firmen gehört, deren Wiederaufbau nach einer derartigen Katastrophe nicht geklappt hat, wurden entsprechende Rahmenbedingungen erarbeitet. Demnach wird die Pfalzgraf-Konditorei zunächst in verkleinerter Form wieder aufgebaut und mit einer geringeren Stückzahl von Produkten im September 2016 wieder auf den Markt gehen.

Konkret bedeutet das: Anstelle von vier Produktionslinien werden vorerst nur zwei gebaut und in Betrieb genommen. Statt 32.000 Kuchen und Torten werden dann pro Tag nur noch 13.000 gebacken. Beide Linien – eine für Sahnetorten, die andere für gebackene Kuchen – werden abwechselnd produzieren. Die eine in der Frühschicht, die andere in der Spätschicht.

"Ziel ist es, in ein paar Jahren alten Stand zu erreichen"

Insgesamt soll sich durch die Optimierung des Arbeitsprozesses auch die wöchentliche Arbeitszeit von 40 auf 37,5 Stunden verringern. Erst wenn alles gut läuft, will Dirk Brünz über eine Erweiterung des Betriebs nachdenken. "Das Ziel ist es, in ein paar Jahren den alten Stand zu erreichen. Das wird uns auch gelingen – da bin ich mir ganz sicher", blickt der Geschäftsführer in die Zukunft. Das war nicht immer so. Denn die Sorge um das Unternehmen, vor allem aber um die insgesamt 250 Mitarbeiter, hätten ihm so manche schlaflose Nacht bereitet, räumt Brünz ein. Konnte er allen Beschäftigten anfangs nur gute Nachrichten übermitteln, wie beispielsweise, dass ihnen die Löhne und Gehälter erst einmal von der Versicherung weiter gezahlt werden und dass alle, die freiwillig gehen, eine Abfindung erhalten, so musste er sich jetzt Gedanken über die Personalverringerung machen.

"Weniger Produkte bedeutet auch weniger Mitarbeiter", sagt Brünz, der mit dem Betriebsrat auf der Grundlage des baulichen Konzepts die künftige Mitarbeiterzahl errechnet hat. 120 werden es sein, die das Unternehmen für Produktion und Reinigung in Lager und Verwaltung künftig benötigt. Wer gehen muss, das legten Geschäftsleitung und Betriebsrat nach einem gesetzlich vorgeschriebenen Punktesystem fest.

Der Sozialplan sei die schwierigste Entscheidung der vergangenen Tage gewesen, macht Brünz deutlich. Am Freitag wurden die Kündigungen an 85 Mitarbeiter überbracht. 35 hatten im Vorfeld freiwillig auf eine Weiterbeschäftigung verzichtet. Ein Teil ist bereits jetzt im Einsatz. Die übrigen bekommen ihre Löhne und Gehälter bis zum Neustart weiter gezahlt. Der soll im September nächsten Jahres sein. Da die beiden Produktionsgebäude im gleichen Stil und in derselben Größe wieder aufgebaut werden, wird wichtige Zeit gespart. Denn somit konnte auf ein erneutes Baugenehmigungsverfahren verzichtet werden. Inzwischen sind Stahlbau- und Fensterarbeiten sowie die Arbeiten am Dach und an der Fassade vergeben.

Am Montag waren die Betonsanierer vor Ort und haben sich Decken und Wandteile angeschaut. Sie können allesamt, so das Gutachten, saniert werden. In den nächsten Wochen geht es ans Abstrahlen und an die neuen Verschalungen. Für die Baukosten, vor allem aber für die Bauzeit, bedeute das eine enorme Einsparung, erklärt der Geschäftsführer.

Damit die Bagger sämtlichen Stahlschrott beseitigen können, wurde die Decke zum Untergeschoss des Neubaus abgestützt. Schwerlastkräne halten die Träger zusätzlich von oben. Im Untergeschoss des Neubaus hatte der Brand nicht gewütet. Dort muss alles aufwendig von Staub und Rauchpartikeln gereinigt werden. Auch die Umkleideräume sind noch vollständig intakt, und inzwischen hat die Mensa ihren Betrieb eingeschränkt wieder aufgenommen. "Von außen wird sich nichts verändern", erklärt Dirk Brünz. Innen sehen die Pläne allerdings anders aus – mit einem integrierten Rohwarenlager zwischen den beiden Produktionslinien und einer neuen Anlieferungszone davor.

Derzeit macht der Geschäftsführer Pläne für einen neuen Bürotrakt. Sobald der gebaut ist, wird der alte gleich daneben abgerissen. In einem dritten Schritt sollen dann auch noch der vorhandene Altbau weichen und ein neuer Werksverkauf entstehen. Bis es soweit ist, müssen sich die Arbeiter ins Zeug legen. Denn noch vor Wintereinbruch soll das Dach auf dem Neubau wieder dicht sein. Deshalb wird in Doppelschichten von 6 bis 22 Uhr gearbeitet. Dirk Brünz hofft, dass die Arbeiten am Neubau im Juli 2016 beendet sind, damit bis zur Wiedereröffnung zum 1. September genügend Zeit für die Probeproduktion bleibt.