Pfalzgrafenweiler verfügt über zwei weitere Ortssippenbücher / Ergebnis umfangreicher

Von Doris Sannert

Pfalzgrafenweiler. Nur wenige Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg haben ein eigenes Ortssippenbuch als Nachschlagewerk und als Grundlage für Ahnentafeln. Pfalzgrafenweiler hat jetzt gleich zwei: Sie tragen im Ländle die Nummern 100 und 101.Präsentiert wurden die beiden Bücher – das eine über Pfalzgrafenweiler, das andere über die Ortsteile Durrweiler, Edelweiler, Herzogsweiler, Kälberbronn und Neu-Nuifra – im Bürgerhaus Herzogsweiler. Die beiden Bände enthalten alle Familien, die seit 1645 oder ab einer späteren Gründung bis 1925 im jeweiligen Ort gelebt haben. Nicht aufgeführt ist Bösingen. Für diesen Teilort existiert bereits ein Ortssippenbuch gemeinsam mit Beihingen.

"So mancher möchte mehr über seine Wurzeln erfahren", wusste Ortsvorsteherin Sieglinde Rohrer, die den Autor, Burkhart Oertel aus Neubiberg, Gemeinde- und Ortschaftsräte sowie historisch Interessierte, auch im Namen ihrer Ortsvorsteherkollegen willkommen hieß. Sieglinde Rohrer ist sich sicher: "So mancher wird erstaunt sein, wer zu seiner Sippe gehört und wer seine Vorfahren sind".

1994 sei Bösingen bereits mit einem Ortssippenbuch bedient worden, erinnerte Bürgermeister Dieter Bischoff. Was genau das Wort Sippe bedeutet, das hatte der Bürgermeister zuvor im Duden nachgeschlagen. Positiv gesehen stehe es für Angehörige, für Familie, Verwandtschaft, Clan oder gar Dynastie. Im Negativen könne es auch Bagage oder Mischpoke bedeuten. In Verbindung mit den beiden Heimatbüchern über die Gesamtgemeinde verfüge Pfalzgrafenweiler nun über ein umfangreiches Nachschlagewerk. "Ich bin schon ein bisschen stolz darauf", bekannte Bischoff.

Dem Autor, einem Mathematikprofessor, zollte der Bürgermeister großen Respekt. Er habe im Gemeindearchiv und im Archiv der evangelischen Kirchengemeinde geforscht und alle Daten von Hand zusammengetragen. Beiden Einrichtungen dankte der Bürgermeister für ihre Mithilfe.

Die 240 und 242 Seiten umfassenden Bände enthalten jeweils ein Vorwort und eine Einleitung, quasi als Bedienungsanleitung, sowie Listen über Pfarrer, Schulmeister und Lehrer, Schultheißen und Bürgermeister. Auch die Gefallenen des Ersten Weltkriegs sowie Ortsfremde sind darin aufgeführt. Der Hauptteil gehört den unzähligen Familien, die in alphabetischer Reihenfolge samt ihrer Nachkömmlinge fein säuberlich aufgelistet sind. Woher sie kamen oder wohin sie gingen ist, sofern bekannt, durch Querverweise zu anderen Ortssippenbüchern kenntlich gemacht. Wie die Namensgebung im Laufe der Jahrhunderte entstanden ist, das erfuhren die Anwesenden von Burkhart Oertel. "Wenn die Quellen vorhanden sind, braucht es nur noch jemanden, der es macht", sagte er und verwies auf die gute Grundlage, auf die er in Pfalzgrafenweiler gestoßen war.

Mit dem Jahr 1925 habe man dem Werk auch aus datenschutzrechtlichen Gründen ein willkürliches Ende gesetzt, betonte Oertel. Den Einwohnern der Gesamtgemeinde legte er ans Herz, sich eine Ahnentafel anzulegen. Damit könne jeder herausfinden woher er kommt und welche Gene er in sich trägt. Einen Fall habe er allerdings nicht klären können, bemerkte der Professor: Den Fall des "Johann Kasper Webergesell", der bei seiner Eheschließung 1658 keinen Nachnamen angegeben hatte. Oertel nannte ihn den "Fall Kaspar Hauser von Pfalzgrafenweiler", den er bis ins österreichische Krems hatte zurückverfolgen können, dann aber an den dortigen Behörden gescheitert war.

Bürgermeister Bischoff versprach, diesem mysteriösen Fall weiter nachzugehen und mit seiner Bürgermeisterkollegin in Krems Kontakt aufzunehmen.

Vor, während und nach der Buchpräsentation wurden die Gäste von den Nachwuchsgeigerinnen der Musikschule Allegro, Hanna Rosa und Linda Emilia, und ihrem Vater Arne Emilsson am Klavier unterhalten.