Ein ehrenamtlicher Bürgermeister wird im Grömbacher Rathaus einziehen – wann, ist noch unklar.  Foto: Sannert

"Back to the roots" in Grömbach: Der Gemeinderat hat am Mittwochabend entschieden, dass es künftig keinen hauptamtlichen Bürgermeister in der Gemeinde mehr gibt. Den Ausschlag gaben Kostengründe und eine Erkenntnis: Wie engagiert ein Rathauschef sei, stehe und falle mit der Person.

Grömbach - Die Zeichen mehren sich, und das kommt nach den Querelen der vergangenen Monate nicht überraschend, dass der Weggang von Bürgermeister Armin Pioch, nun Rathauschef in Illingen im Enzkreis, im Binnenverhältnis zum Grömbacher Gemeinderat keine Trennung im Guten war. Erst die wenig schmeichelhafte und mit Ironie gespickte Rede seines Stellvertreters Günter Roller bei der Verabschiedung Piochs, jetzt ein öffentliches Nachtreten auf der Homepage der Gemeinde, die seit Kurzem etwas schmuckloser daherkommt. Leider sei Susanne Marx – Piochs Ehefrau und Fotografin – nicht bereit, selbst gegen Gebühr, der Gemeinde Grömbach die Nutzungsrechte für ihre Fotos bis zum Jahresende zu gewähren, ist dort zu lesen. So laute das Motto der Seite jetzt "Weniger Fotos – mehr Inhalt".

Außerdem erfuhr der Besucher dort in den vergangenen Tagen etwas kryptisch, dass für die Gemeinde "eine neue Zeitrechnung beginnt". Wie die genau aussieht, konnten die Bürger am Mittwochabend im Lindenforum erfahren. Nur wenige machten von der Gelegenheit Gebrauch, was Sitzungsleiter Günter Roller wunderte. Doch vielleicht war der Tagesordnungspunkt "Zukünftige Besetzung der Stelle des Bürgermeisters in Grömbach" auch einfach etwas missverständlich formuliert.

Wie sich herausstellte, hatte sich die Männerrunde im Gemeinderat in den vergangenen Wochen intensiv darüber Gedanken gemacht, wie es in Grömbach weitergehen soll. Roller hatte zudem Gespräche mit dem Landratsamt und mit Bürgermeister Dieter Bischoff in der Nachbargemeinde Pfalzgrafenweiler geführt, mit der Grömbach in einer Verwaltungsgemeinschaft verbunden ist.

Eingemeindung vorerst noch kein Thema

Der Bürgermeister-Stellvertreter, der wiederholt betonte, dass die Räte sich die nun folgende "weitreichende Entscheidung" nicht leicht gemacht hätten, verwies auf drei Varianten, von denen derzeit zwei realistisch seien: nämlich dass Grömbach weiterhin einen hauptamtlichen oder aber – wie es in Zeiten vor Helmut Stepper, also bis 1990, der Fall war – einen ehrenamtlichen Bürgermeister haben soll.

Roller verwies unter anderem auf die Kosten für die Gemeinde. Ein Bürgermeister in Vollzeit verdiene in Grömbach zwischen 70 000 und 80 000 Euro im Jahr, ein ehrenamtlicher erhalte eine Aufwandsentschädigung von knapp 30 000 Euro. Nach Abwägen des Für und Wider gelangte Roller zur Auffassung: "Es müsste möglich sein, dass man es ehrenamtlich hinkriegt." Zumal der Einsatz und Erfolg eines Bürgermeisters nicht nur am Arbeitsumfang hänge, sondern er "steht und fällt mit der Person".

Manfred Walz trug exemplarisch für alle vor, welchen Abwägungsprozess er durchlaufen hatte. Neben den Kosten spräche für einen ehrenamtlichen Bürgermeister, dass dieser der für Kommunen der Größe Grömbachs in der Gemeindeordnung vorgesehene Normalfall sei. Dagegen sprächen weniger Präsenz des Rathauschefs im Ort, das geringere "Prestige" und, dass der Umfang der Arbeit, die Grömbach an die Verwaltungsgemeinschaft abgeben müsse, höher sei. Am Ende sprach sich Walz für einen ehrenamtlichen Bürgermeister aus – wie alle anderen sechs anwesenden Räte, die ähnlich argumentierten.

Bernd Kallfass führte zusätzlich an, dass für die Einwohner in Sachen Service alles beim Alten bleibe: Im Bürgerbüro werde sich nichts ändern. Für Kallfass – wie auch für Armin Hammann – hatte in seinen Überlegungen auch die von Roller angedeutete dritte Variante eine Rolle gespielt: eine Eingemeindung Grömbachs, am wahrscheinlichsten nach Pfalzgrafenweiler. "Sollten wir das Gefühl haben, das in die Wege leiten zu wollen, ist dies für einen ehrenamtlichen Bürgermeister leichter", sagte Kallfass.

Armin Hammann hatte sich schon früher für eine Eingemeindung ausgesprochen, doch dafür sei jetzt nicht die Zeit, da der Prozess zu lange dauere. Roller hatte zuvor erläutert, dass der Landtag über eine Eingemeindung entscheiden müsse und dies zwei Jahre dauern könne. Zudem hänge ein solcher Beschluss auch an der "aufnehmenden Gemeinde", und Bürgermeister Bischoff habe signalisiert, er sehe keinen Anlass, am Status quo zu rütteln.

Bevor Grömbach nun wieder einen ehrenamtlichen Bürgermeister erhält, muss der Gemeinderat die Hauptsatzung ändern – laut Kommunalamt mit der "Mehrheit der Stimmen aller Mitglieder". Dies soll am 11. Oktober geschehen. Und die Bürger müssen einen neuen Rathauschef wählen. Letztmöglicher Termin hierfür ist Roller zufolge der 12. Dezember.