Kommunalwahl: "Unser Ostelsheim" fordert vorausschauendes Konzept für den Ort und mehr Transparenz bei Entscheidungen
Sie empfinden Ostelsheim liebens- und lebenswert, aber auch als versunken im "Dornröschenschlaf". Die von ihren Berufen und persönlichem Hintergrund her bunte Truppe nennt sich "Unser Ostelsheim – Wir für morgen" und will sich kommunalpolitisch engagieren.
Ostelsheim. Mit Elan und frischen Ideen will die Gruppe die nach ihrer Ansicht schlummernde Gäugemeinde, der sie viel Entwicklungspotenzial bescheinigen, aufwecken und tritt bei der Kommunalwahl am 26. Mai an. Die sieben Ur-Ostelsheimer, "Neigschmeckten" und neu Zugezogenen Julia Dressler, Max Völkl, Daniele Cascio, Daniel Stückel, Benedikt Kempf und Tobias Cascio, alle in ihren 30er-Jahren, erzählen im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten: "Genau diesen Wunsch nach Weckruf haben wir auch bei unserer Umfrage im Ort ganz oft gehört." Im Hof der Bäckerei boten sie den Mitbürgern einen Fragebogen an, der in fünf Minuten auszufüllen war. "Wir waren überwältigt von der Resonanz, vor allem darüber, dass sehr intensive Gespräche entstanden sind." Sie haben festgestellt, dass ihre Themen auch die Themen ganz vieler Ostelsheimer sind.
Eine umfassendere Kommunikation zwischen Verwaltung und Bürgern steht ganz oben auf der Agenda. Hier wollen sie Strukturen aufbrechen und für mehr Transparenz der in Verwaltung und Gemeinderat getroffenen Entscheidungen, auch im Vorfeld, sorgen. "Wir leben im 21. Jahrhundert. Da gibt es vielfältige Möglichkeiten der Kommunikation zwischen Verwaltung und Bürgern, auch über soziale Medien", fordern sie in dem Zusammenhang. Sie vermissen ein vorausschauendes Konzept in der Gemeindeentwicklung und machen das fest daran, dass es keinen Laden für die Nahversorgung mehr gibt, keine Apotheke, dass die Gastronomie wegbricht. Als Beispiel nennen sie das "Rössle", das die Öffnungszeiten reduziert, den Italiener, der demnächst schließt und das geschlossene Gasthaus Sonne. Dieses Anwesen werde verkauft, aber die Gemeinde wolle so ein Filetgrundstück in der Ortsmitte nicht erwerben und lasse so wieder eine Chance, aktiv zu werden, verstreichen. Schuldenfrei zu sein, sei löblich. Aber wenn nicht in Niedrigzins-Zeiten in die Zukunft investiert werde, wann denn dann?, fragen sich die Kandidaten. Alle sieben sind in örtlichen Vereinen aktiv und sehen auch hier Verbesserungsmöglichkeiten im Zusammenwirken von Gemeinde sowie Verein.
Als Beispiel nennen sie das Sommerferienprogramm, bei dem sich die Verwaltung anders als in den Nachbargemeinden des Verwaltungsverbands, ihrer Meinung nach weitgehend raushält. "Unsere Vereine investieren hier ein Vielfaches im Vergleich zur Gemeinde, dabei kommt dieses Ferienprogramm doch unserem Nachwuchs im Ort zugute."
Bezahlbarer Baugrund und bezahlbarer Wohnraum auch für Mieter – für die Liste "Unser Ostelsheim" ebenfalls ein wichtiger Punkt für die Zukunft der Gemeinde. Mehrfamilienhäuser seien in den neuen Baugebieten gar nicht möglich. Auch Gewerbegrundstücke seien rar. "Da lässt man einen Ortsansässigen, der sich als Selbstständiger hier ansiedeln will, lieber in die Nachbargemeinde ziehen, als sich um eine Lösung zu bemühen." In diesem Zusammenhang betonen die jungen Leute, sich im Falle ihrer Wahl deutlich selbstbewusster für die Ostelsheimer Belange im Verwaltungsverband der vier Gäugemeinden einzusetzen. Sie hätten in den Gesprächen mit den Bürgern öfter gehört, dass diese den Eindruck haben, meist hinter den drei anderen des Quartetts, nämlich Althengstett, Gechingen und Simmozheim, zurückstecken zu müssen.
Gruppe will dauerhaft agieren
Warum eine eigene Liste und nicht frischen Wind in die bestehenden Gruppierungen bringen? Dieser Frage haben sich die sieben ausgiebig gewidmet und festgestellt, dass ihre Interessen dort nicht ausreichend vertreten sind. Deshalb stellen sie aus den zahlreichen Interessenten, die sich bei ihnen gemeldet haben, diese eigene Siebener-Liste auf. Und die ist nicht als temporäres Projekt gedacht, sondern soll sich als dauerhafte Kraft etablieren. Hier können sie der weiteren Mitarbeit ihrer Unterstützer sicher sein. Über Facebook, ihre Webseite und Nachbarschaftstreffen an ihren jeweiligen Wohnplätzen wollen sich die hoch motivierten Kandidaten weiter im Ort bekannt machen und das persönliche Gespräch mit den Wählern suchen.