Landesbischof Frank Otfried July lernte in Ostelsheim eine moderne, neue Gottesdienstform kennen. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Frank Otfried July lernt in Ostelsheim neue Gottesdienstform kennen / Viel Musik und Gesang

Seit zehn Jahren gibt es in Ostelsheim den "mittendrin"-Gottesdienst. Was aus kleinsten Anfängen und immer wieder neuen Versuchen entstand, hat sich zu einer festen Einrichtung im kirchlichen Leben entwickelt.

Ostelsheim. "Wir träumen von einer Kirche, die lebt, was sie spricht. Wir träumen von einer gerechten Welt ohne Krieg und Hass, von einer intakten Schöpfung und einer solidarischen Gesellschaft ohne Ausgrenzung", hob Kirchengemeinderätin Gisela Jung hervor. Zum Zehnjährigen war auch Landesbischof Frank Otfried July in die Gäugemeinde gekommen. Schon vor drei Jahren hatte sich Gemeinde- und Gründungsmitglied Götz Kanzleiter in weiser Voraussicht diesen Tag in den Terminkalender des Bischofs eintragen lassen. "Es ist schon klasse. Wir fühlen uns sehr wertgeschätzt, das tut schon mal verdammt gut zwischendrin", freute sich Jung.

Gast plaudert aus dem Nähkästchen

Der stimmungsvolle Festgottesdienst war vor allem geprägt von viel Musik und Gemeindegesang. Die "mittendrin"-Band spielte aktuelle Lobpreislieder und beeindruckte besonders mit berührenden Songs wie "My lighthouse". Bischof July verstand seinen Redebeitrag nicht als Predigt, sondern als ein Impulsreferat zum Thema "Mein Traum von Kirche". Dabei plauderte er auch aus dem Nähkästchen und erzählte von seinen idealen Vorstellungen von Kirche, die er als Jugendlicher hatte. In einer Kirchengemeinde habe er dann als junger Geistlicher die harte Realität in Form von menschlichen Unzulänglichkeiten und sogar Streit in der Gemeinde erlebt. "Die Kirche ist kein geistlicher ADAC-Club, sondern auch eine weltliche Einrichtung", lautete ein Satz, mit dem er vor überzogenem Visionen und Erwartungen warnte.

Seinen Traum von Kirche fasste der Bischof in 14 Punkten zusammen. Einige davon lauten: Die Kirche dürfe ihre Tradition nicht aufgeben, aber Christen müssten auch zeigen, "dass sie keine Museums- gruppe sind". Die Kirche müsse zudem neue Formen entwickeln. Sie müsse eine Gemeinschaft sein, "in der Konflikte und Fragestellungen angesprochen werden können". Neben ihrer diakonischen Tätigkeit müsse sie sich auch trauen, Stellung in der Öffentlichkeit zu beziehen. Zudem plädierte July für eine "Kirche der Vielfalt", in der jeder seinen Platz hat.

Während einer Interaktionsphase konnten die Besucher in stiller Einkehr kleine Kerzen anzünden und aufstellen sowie zur Spiritualität anregende Bilder auf einer Großleinwand betrachten. Pfarrerin Heike Ehmer-Stolch, die das "mittendrin"-Team begleitet, wirkte bei diesem besonderen Gottesdienst ebenfalls mit. "Ich bin beeindruckt mit wie viel Ideen der Traum von Kirche verwirklicht wird. Da ist viel mehr möglich als man normalerweise meint", unterstrich July.

Nach dem Festgottesdienst gab es im Gemeindehaus bei Häppchen und Getränken die Möglichkeit, den Bischof hautnah zu erleben und miteinander ins Gespräch zu kommen.