Die Anwohner der Ostelsheimer Silcherstraße kämpfen für einen guten Lärmschutz für ihre Häuser an der Bahntrasse. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Bei zweispurigem Ausbau rücken Gleise noch näher an Häuser / Kritik am Landratsamt / Gutachten bezweifelt

Von Bettina Bausch

Ostelsheim. Sie sind aufgewühlt, entrüstet und empört. Die Bewohner der Ostelsheimer Silcherstraße wollen sich beim Ausbau der geplanten Hermann-Hesse-Bahn nicht über den Tisch ziehen lassen.

Ihre Häuser stehen nämlich direkt an der Bahnlinie Calw-Weil der Stadt.

"Wir befürchten nicht nur den Verlust unserer Wohnqualität, sondern auch die Entwertung unserer Immobilien und zusätzliche Belastungen, die zu gesundheitlichen Schädigungen führen können", sagt Hausbesitzer Dennis Bach.

Vor einigen Jahren hat er sehr viel Geld in sein Haus gesteckt und darauf vertraut, dass er hier mit seiner Familie in Ruhe leben kann. "Gerade bei uns soll die zweigleisige Ausweichstrecke ausgebaut werden, dann rücken die Gleise noch mehr an unsere Häuser heran" empört er sich. Der Untergrund sei dort recht felsig und daher die Auswirkungen von Fahrgeräuschen besonders stark.

Ältere Ostelsheimer können sich noch gut daran erinnern, wie früher beim Vorbeifahren der Züge die Fenster vibrierten. Auch Risse in den Wohnhäusern könnten auftreten.

"Wenn die Strecke elektrifiziert wird, gehen die Leitungen nur wenige Meter an unserem Schlafzimmer vor- bei und wir haben dann jede Menge Elektrosmog", befürchtet Sandra Mühleisen. Ihr Nachbar wollte sein Haus verkaufen. Es stehe bereits leer, aber niemand wolle es derzeit haben.

All dies wollen die vom Ausbau der Hesse-Bahn betroffenen Bürger nicht hin nehmen. Sie fühlen sich allein gelassen und abgehängt. "Mit uns wird nicht fair umgegangen. Deshalb haben wir jetzt eine Interessengemeinschaft gegründet", sagt Isabell Bach. Man habe schon Kontakt aufgenommen mit der Calwer IG Lärm. Mit einer Bürgerinitiative in Renningen wolle man künftig ebenfalls zusammenarbeiten. Durch notwendige juristische Beratungsgebühren kämen erhebliche Kosten auf alle zu.

Den betroffenen Bürgern ist klar, dass sie den Ausbau der Strecke und die Inbetriebnahme der Hesse-Bahn wohl nicht mehr aufhalten können. "Aber wir wollen ernst genommen werden mit unseren Anliegen", unterstreicht Bach. Und gerade da gebe es gewaltige Defizite. Man habe den Eindruck, dass das Landratsamt die Dinge verschleppe und die Anwohner absichtlich zu wenig informiere.

Nur wenige Anlieger hätten bisher Bescheid bekommen über die individuellen Messergebnisse ihrer Häuser. Bei den anderen betroffenen Anliegern gäbe es von Seiten des Landratsamtes seit Wochen Funkstille.

Im Hinblick auf die in Auftrag gegebenen Gutachten herrscht bei den Betroffenen großer Zweifel über deren Richtigkeit und Genauigkeit. "Wer sagt uns denn, wie das Gutachten erstellt wurde? Ich will, dass man uns die Messungen öffentlich vorführt", fordert Klaus Pfeifer. Auf jeden Fall müssten die betroffenen Bürger in die Planung und vor allem beim Lärmschutz mit einbezogen werden, so das Ehepaar Bach.

Vor allem wollen die Anwohner, dass der Schienenbonus von fünf Dezibel nicht mehr angewendet wird. Bei den Planungen müssten die strengeren Richtlinien, die ab 1. Januar 2015 gelten, zugrunde gelegt werden.