Die Diskussion um den Klinikstandort wird weiterhin hitzig geführt: nun hat sich Kehls OB zu Wort gemeldet. Foto: Merck

Kehler OB Toni Vetrano fordert neuen Suchlauf. Landratsamt und Stadt halten sich bedeckt.

Kehl/Offenburg - Die Diskussion um den neuen Klinik-Standort in der Ortenau wird hitzig geführt. Vor allem die Bühler Bürgerinitiative sträubt sich gegen den verbliebenen "Holderstock". Jetzt meldet sich Kehls OB Toni Vetrano zu Wort.

Wer zur Zeit durch Bühl bei Offenburg fährt, dem fallen vor allem die vielen Protestbanner entlang der Hauptstraße auf. Alle paar Meter springen dem Betrachter Parolen in großen, roten Lettern ins Auge: "Nein, zum Klinikstandort Bühl" oder "Hände weg vom Holderstock". Damit wird deutlich: für die Bühler Bürgerinitiative ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Nun meldet sich auch Kehls Oberbürgermeister Toni Vetrano zu Wort. In einem offenen Brief fordert er Landrat Frank Scherer zu einem neuen Suchlauf für den Standort des Großklinikums auf. "Ich hatte mir das Vorgehen zur Realisierung der Agenda 2030 deutlich anders vorgestellt und bin, gelinde gesagt, enttäuscht", schreibt das Kreistagsmitglied Vetrano darin, so eine Pressemitteilung der Stadt Kehl am Montag. Der Kehler OB wolle verhindern, dass der jüngst favorisierte Standort Holderstock – zwischen den Offenburger Ortschaften Bühl und Bohlsbach – als Standort für das geplante Klinikum "in einem Schnelldurchlauf" festgelegt werde, heißt es darin weiter. Schließlich gehe es bei der Festlegung der Fläche für den Krankenhausneubau um die Gesundheitsversorgung aller Bewohner im Kreis.

Lange Zeit sei der Klinik-Neubau nördlich von Windschläg angekündigt und favorisiert worden, schreibt Vetrano. Wenn dieser Standort nun nicht machbar sei, müsse zumindest geprüft werden, "ob es im Umfeld, also zum Beispiel auf der Gemarkung Appenweier, einen ähnlich gut geeigneten Standort gibt". Damit würde das Großklinikum dann näher an Kehl rücken. Vetrano merkt weiter an, dass das Holderstock-Areal in der Analyse der Verkehrsanbindung lediglich "befriedigend" abschneide.

Vetrano habe Verständnis für die Position des Offenburger Oberbürgermeisters Marco Steffens, der sich den Neubau des Großklinikums auf Offenburger Gemarkung wünsche. Dieser halte Gegnern eines Klinikstandorts Holderstock zu Recht entgegen, dass etwa im Falle einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder eines Schlaganfalls eine Klinik vor der Tür ein Vorteil sei – dieses Argument müsse grundsätzlich aber für alle Kreisbewohner gelten, so der Kehler Rathaus-Chef. Erfolg und Stärke des Ortenaukreises seien bisher daraus erwachsen, formuliert Vetrano, "dass die Unterschiedlichkeit in der Fläche, dass die verschiedenen Stärken der Großen Kreisstädte und Gemeinden genutzt wurden, um die besten Ergebnisse für die gesamte Kreisbevölkerung zu erzielen".

Sowohl Landratsamt als auch die Stadt Offenburg reagierten am Dienstag kurz angebunden auf den Brief aus Kehl. "Seine Anregungen werden in die Beratungen der Gremien einfließen", versichert ein Pressesprecher des Landratsamts auf Nachfrage unserer Zeitung. Diesen Beratungen, namentlich denen des Ausschusses für Kliniken und Gesundheit im Ortenaukreis und des Kreistags, wolle man nicht vorgreifen, sich also nicht äußern.

Ähnlich kurz aber inhaltlich deutlicher fiel die Reaktion aus dem Offenburger Rathaus aus: "Das Klinikum bleibt in Offenburg", so ein Pressesprecher der Stadt in dieser Frage. Bereits Steffens Vorgängerin Edith Schreiner habe dazu eine klare Position bezogen. Vom Rathaus-Chef selbst war keine Stellungnahme zu bekommen.

Der Klinik-Ausschuss des Kreistags wird am Dienstag, 30. April, eine Empfehlung für den Kreistag aussprechen, dieser tagt dann eine Woche später am Dienstag, 7. Mai. Am Montag, 6. Mai, wird zudem der Gemeinderat Offenburg über das Standortangebot der Stadt abstimmen.