Offenburg soll einen Güterzugtunnel mit zwei Röhren bekommen. Das hat der Projektbeirat zum Bau der Rheintalbahn am Montag in Berlin beschlossen. Foto: Lahrer Zeitung

Bevölkerung kann aufatmen: Beim Ausbau der Rheintalbahn erhält Stadt eine aus zwei Röhren bestehende Tunnellösung.

Offenburg/Freiburg - Offenburg soll einen Güterzugtunnel mit zwei Röhren bekommen. Das hat der Projektbeirat zum Bau der Rheintalbahn am Montag in Berlin beschlossen.

Frohe Gesichter am Tag nach der neunten Sitzung des Projektbeirats zum Ausbau der Rheintalbahn: Fünf Jahre nach einsetzen des Beirats, in dem Vertreter aller betroffenen Parteien sich zum Bahnausbau austauschen und den Fortgang der Planungen gemeinsam erarbeiten, ist am Montagabend in Berlin ein klares Votum für eine Tunnellösung mit zwei Röhren für den Bahnausbau in Offenburg gefallen.

"Ein Festhalten an den ursprünglichen Plänen der Bahn wäre nicht durchsetzbar gewesen, drei Viertel der Bürgerschaft Offenburgs haben sich gegen die Antragstrasse der Bahn ausgesproche", so Manfred Wahl von der "IG BOHR", dem Zusammenschluss der verschiedenen Bürgerinitiativen gegen den die ursprünglichen Planungen der Bahn.

Die Entscheidung für die Tunnellösung sei einstimmig gefallen, so Wahl, sein Mitstreiter Roland Diehl und Verbandsdirektor Dieter Karlin vom Regionalverband Südlicher Oberrhein (RVSO) in Freiburg. "Eine Region plant um", fasste Karlin gestern die Ergebnisse des jahrelangen Bahnprotests zusammen. Es sei für den Bund und die Bahn "ein schmerzhafter Lernprozess" gewesen, dass erstmals in der Geschichte eine ganze Region bei den Plänen der Bahn mitgeredet habe, so Karlin mit Blick auf die Proteste der vergangenen Jahre.

Für die sieben Kilometer lange Tunnellösung in Offenburg, die einen dreistelligen Millionenbetrag an Mehrkosten gegenüber den ursprünglichen Plänen verursachen dürfte, will der Bund nun in Brüssel Geld eintreiben. Ein großer Erfolg, wie Karlin gestern betonte: "Vor ein paar Wochen sah das noch ganz anders aus."

Mediationsverfahren auf den Weg gebracht

Neben der Tunnellösung für Offenburg, die laut Verkehrsstattsekretär Michael Odenwald (CDU) und Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) "ein Meilenstein« für das Projekt Bahnausbau ist, hat der Projektbeirat am Montag auch das Mediationsverfahren für die zerstrittenen Kommunen zwischen Offenburg und Riegel (Kreis Emmendingen) auf den Weg gebracht: Zwischen den Befürwortern der Antragstrasse der Bahn und den Anhängern der alternativen Autobahnparallele soll nun nein professionelles Büro vermitteln, außerdem sind zwei Bürgerversammlungen geplant. Dieter Karlin verspricht zudem, bis zum Jahreswechsel einen Kompromissvorschlag vonseiten des RVSO vorzulegen.

Ein weiteres, positives Ergebnis des Berliner Treffens: Das Land will beim Hochwasserschutz im Markgräflerland in die Verantwortung gehen, um dort die Planungen für die "Bürgertrasse" voranbringen zu helfen. Auch beim Vogelschutz seien aus Sicht der Bahn "die Probleme beherrschbar".

Dennoch sind in der Region südlich von Freiburg weiterhin Fragen offen: Der Bahnschluss bei Müllheim, den die Bürgerinitiativen aus Lärmschutzgründen als sogenannte »Beste Lösung« wünschen, würde 100 Millionen Euro teurer kommen als geplant. Im November wollen Bund, Land-Vertreter der Region und der Bahn sich darüber vertieft auseinandersetzen.

Zudem stehen die Wünsche der Bahn, einen Halbstundentakt der ICE-Verbindungen in die Schweiz aufzubauen, und die Lärmschutzforderungen der Bürger in einem Konflikt. "Darüber muss man reden", so Diehl. "Billiglösungen sind nicht mehrheitsfähig." Schließlich handle es sich beim Bahnausbau um ein Projekt, das die Region für Jahrhunderte prägen wird. Auch dass die Bahn derzeit offenbar davon ausgeht, dass der Ausbau der Rheintalstrecke nicht vor 2035 fertig gestellt werden wird, stößt bei Diehl und Wahl auf Widerstand.