Auch Schlepper aus Schönberg waren zum Mahnfeuer nach Biberach gekommen. Foto: Baublies

Ortenauer Milchviehhalter protestieren in Biberach gegen zu niedrige und weiter sinkende Einkünfte.

Biberach - 70 Traktoren und 200 Demonstranten auf einer Wiese – das ist keine Spaßveranstaltung gewesen. Am Sonntag machten Milchviehhalter aus dem Kreis deutlich: "Der Milchmarkt brennt." Stefan Lehmann, Kreisteamleiter des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter, sprach deutliche Worte gegen zu niedrige Milchpreise.

Angesichts der stattlichen Höhe dürfte das Mahnfeuer weithin sichtbar gewesen sein. Die Anfahrt der gut 70 Traktoren aus dem gesamten Kreis hatte im Vorfeld bereits für Aufmerksamkeit gesorgt. Der Pulk mit acht Schleppern, der gegen 20 Uhr die relativ kurze Strecke vom Schönberg nach Biberach entlang donnerte, sorgte durch den Geräuschpegel und den Stau, den die Schlepper auf der B 415 verursachten, für entsprechende Aufmerksamkeit. Die viel größere Menge Traktoren, die aus dem Kinzigtal kamen, dürften für weit mehr Furore gesorgt haben.

Lehmann, der nach der Ankunft auf einer Wiese etwas außerhalb der Gemeinde sprach, beklagte den "Verrat" der Politik, der Verbände und der Molkereien an den Milchviehaltern. Die Erkenntnis, dass wer billig einkaufen kann, auch billig einkaufen wird, gehörte genauso zu der emotionalen Rede, die Lehmann hielt.

Er erinnerte an eine Demonstration auf den Tag vor genau sieben Jahren und machte unmissverständlich klar, dass die Preise seither immer weiter gefallen wären. Da die Kosten aber gestiegen sind, wollte der Verband mit allen anwesenden Landwirten ein deutliches Zeichen setzen. Konkret erklärte der Vorsitzende, dass der Rückgang von zehn Cent bei der produzierten Menge Milch im Kreis im vergangenen Jahr ein Verlust von fünf Millionen Euro für alle Milchviehhalter bedeuten würde. Die derzeitigen Milchpreise hätten das dritte Mal in den vergangenen sieben Jahren einen Tiefstand erreicht, mit dem sich nicht mehr Leben lasse.

Wegfall der Quote führt bei Handel und Molkereien zu Unsicherheit

Lehmann sagte dazu ebenso deutlich, dass die Milchpreise durchaus flexibel gestaltet werden sollten. Mit dem Ende der Milchquote sei den Milchbauern versprochen worden, dass jeder endlich freie Fahrt haben würde. "Jeder kann produzieren, so viel er will." Stattdessen habe der Wegfall der Quote zu mehr Unsicherheit beim Handel und den Molkereien geführt. "Mit der Folge, dass die niedrigeren Endverbraucherpreise an die Produzenten durchgereicht wurden."

Derzeit liegen die Preise pro Liter bei 25 bis 30 Cent. Lehmann – und mit ihm alle Demonstranten – befürchten derzeit, dass Preise von 20 Cent erzwungen werden könnten. Die Idee des Bunds Deutscher Milchbauern sei, eine Beobachtungsstelle der EU neu zu schaffen. Diese könnte die Signale des Markts rechtzeitig an die Molkereien und an die Milchbauern weitergeben. Lehmann war sich sicher: "Der Milchmarkt kann sich selbst regeln."

Daher galt der letzte Appell des Kreisvorsitzenden allen Molkereien im Bund. Man sollte sich zusammen für gerechte Preise einsetzten. Dazu gehörte zuletzt dann die Erkenntnis: "Die Verbraucher müssen erkennen, dass billige Milch keine Vorteile bietet."