Kriminelle haben mittlerweile raffinierte Methoden entwickelt, um sich an Senioren zu bereichern. Auch in der Ortenau sind Fälle bekannt. (Symbolfoto) Foto: Pleul

Schockanrufe und andere Maschen: Ältere Menschen können leicht Opfer werden. Weißer Ring hilft Opfern.

Ortenau - Ob Enkeltrick oder Schockanrufe: Kriminelle haben mittlerweile raffinierte Methoden entwickelt, um sich an Senioren zu bereichern. Auch in der Ortenau sind Fälle bekannt.

Geografische Schwerpunkte ließen sich nicht ausmachen, erklärt Patrick Bergmann, Pressesprecher der Polizei Offenburg. Kommunen oder Städte, in denen Senioren öfter Opfer von Straftaten werden als anderswo, gibt es nicht. Lediglich wenn es um Telefonbetrug ginge, ließen sich kurzfristig Bereiche ausmachen, in denen die Delikte vermehrt aufträten. "Aber wo, ist reiner Zufall. Es hängt eben damit zusammen, wo die Täter sich in diesem Moment umsehen", erklärt Bergmann.

Das bestätigt auch Jürgen Henninger, Leiter der Außenstelle Ortenaukreis des Weißen Rings. Der Verein, der sich um Opfer von Straftaten kümmert, werde im Kreisgebiet überwiegend wegen Trickbetrügereien um Hilfe gebeten.

Eine der bekanntesten Maschen ist wohl der Enkeltrick. Bei diesem geben sich Betrüger am Telefon als nahe Verwandte des Angerufenen aus, weisen auf eine angebliche Notlage hin und erschleichen sich so Geld.

In der Ortenau haben darüber hinaus in der Vergangenheit Schockanrufe für Wirbel gesorgt. Sie funktionieren nach einem ähnlichen Muster wie der Enkeltrick: Auch hier ruft der Täter an und erklärt, dass ein naher Verwandter in einen Unfall oder ein Strafverfahren verwickelt worden sei. Gegen die Zahlung eines Geldbetrags werde von der Strafverfolgung abgesehen, ein Kurier werde das Geld kurzfristig holen.

Diese und ähnliche Maschen zielen besonders auf den Überraschungseffekt ab. Der Angerufene wird überrumpelt und tut, was ihm gesagt wird. Noch im Februar hat ein angeblicher Anwalt mit einem Schockanruf bei einer Ortenauerin 30 000 Euro erschlichen (wir berichteten). Erst nachdem der Kurier mit dem Geld von dannen gezogen war, rief sie ihren angeblich in Schwierigkeiten steckenden Sohn an – und musste feststellen, dass der von dem angeblichen Unfall nichts wusste. Henninger erklärt: "Den älteren Menschen fehlt es sehr oft an einem gesunden Misstrauen gegenüber den Mitmenschen. Die Gutgläubigkeit wird dann von den Kriminellen schamlos ausgenutzt."

Solche Fälle haben auch psychische Folgen. In einer gemeinsamen Pressemitteilung der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) und des Weißen Rings heißt es, viele ältere Menschen gingen nicht zur Polizei, nachdem sie Opfer eines solchen Betrugs wurden. Aus Scham darüber, überhaupt erst auf den Trick "hereingefallen" zu sein.

Der Weiße Ring steht Opfern solcher Betrugsdelikte zur Seite. Die Hilfe reicht über persönliche Betreuung und Begleitung zu Behörden bis hin zu Begleitung zu Gericht "und nicht zuletzt materieller Hilfe, wenn das Opfer durch die Straftat in finanzielle Not geraten ist", so Henninger.

"Über den Landesseniorenbeirat in Baden-Württemberg gibt es ein Präventionsprogramm bis auf die örtliche Ebene, das in Kooperation durch den Weißen Ring unterstützt wird", erklärt Henninger. Bei Anfrage führt der Weiße Ring etwa Präventionsreferate durch, in denen Verhaltensweisen besprochen werden, damit Senioren nicht Opfer dieser Betrüger werden.

Wie aber gelangen die Betrüger überhaupt an Telefonnummern speziell von Senioren? "Auf dem Schwarzmarkt können Telefonlisten speziell nach Alter sortiert erworben werden", so Bergmann. "Wo die Opfer wohnen, ist dann ja fast egal" – denn mittlerweile gibt es auch Maschen, die etwa eine Überweisung per Paypal vorsehen. Auch auf angebliche Rechnungen, die per E-Mail kommen, fallen immer wieder Internetnutzer herein. Bei E-Mails, so Bergmann, sollten Nutzer grundsätzlich misstrauisch sein. Wenn es ernst wird, kommt das Schreiben immer noch mit dem Postboten – bestenfalls direkt per Einschreiben.

Opfer von Straftaten können den Weißen Ring unter der kostenlosen Telefonnummer 11 60 06 kontaktieren.