Abschied: Gemeindeglieder schwelgen bei Andacht in Erinnerungen / Abriss des Gebäudes steht kurz bevor

Ein Abschied ist eine emotionale Angelegenheit. Oft ist ein Wiedersehen geplant – im Falle des evangelischen Gemeindezentrums ist es ein Abschied für immer. Am Montagabend haben die Gemeindeglieder noch einmal in Erinnerung geschwelgt.

Wolfach. Nach mehr als 40 Jahren tut der Abschied weh – das war am Montagabend deutlich zu spüren. Viele, vor allem ältere, Gemeindeglieder waren gekommen und sagten Adieu zu dem Gebäude, das sie so lange begleitete. 1973 wurde der Bau eingeweiht, so Pfarrer Stefan Voß. Und seitdem hat er mehr als eine Generation aufwachsen sehen: Von der Taufe über Konfirmation und Hochzeit – unzählige Feste seien im Gemeindesaal gefeiert worden. Dazu gehörten auch Abschiede von geliebten Menschen. Und nun, kurz bevor die Bauarbeiter anrücken, nahmen die Gemeindeglieder von dem Gebäude Abschied.

Die Andacht stellte Voß unter einen Bibelabschnitt, der sowohl die schönen, als auch traurigen Seiten des Lebens beleuchte: "Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde." Mit dem Abschied kämen auch die Erinnerungen: An viele glückliche Stunden, an Weggefährten und auch an Konflikte, die ausgetragen wurden. "Viele haben hier Dinge erlebt, die sie geprägt haben – und die Menschen haben auch das Gebäude geprägt", so Voß. Für jede Gruppe entzündete er eine Kerze: Für die Krabbelgruppen, die Kindergottesdienste, Konfirmanden, Bibelkreise, Seniorengruppen und viele mehr, die das Gemeindehaus mit Leben füllten. Und er richtete den Blick auf die Zukunft: "Die Zeit, die vor uns liegt, wird eine spannende." Im Anschluss hatten die Gemeindeglieder bei einem "Baustellen-Vesper" die Gelegenheit, noch einmal durch die alten Räume zu gehen und Erinnerungen auszutauschen.

Viele Erinnerungen an das Gebäude hatte auch die 92-jährige Walburga Brod. Sei es das gemeinsame Basteln zur Weihnachtszeit oder der Qi-Gong-Kurs in den 80er- und 90er-Jahren. Für den Neubau wünsche sie sich Platz für junge Gruppen und dass Bestehendes einen neuen Platz finde. Das wünschte sich auch Pfarramtssekretärin Irmela Fritsch – auch, wenn sie eine Gegnerin des Abrisses sei. "Als der Gedanke kam, war das für mich unglaublich", sagte sie. Kirche brauche Visionen – dazu habe ein großes Haus gepasst. Dass die Landeskirche ob der Größe keine Zuschüsse geben wollte, halte sie für zu kurz gedacht. In Erinnerung bleiben ihr vor allem die Kindergottesdienste, die sie zehn Jahre lang ehrenamtlich leitete. Aber auch kirchliche Feste, Krippenspiele, Weltgebetstage und Osterfrühstücke.

Die Reaktionen auf den Neubau seien unterschiedlich ausgefallen, so der Pfarrer im Gespräch mit dem Schwabo. "Einige sind nicht einverstanden, andere freuen sich auf den Neubau", erklärt er. Der Neubau soll an gleicher Stelle entstehen, allerdings etwas kleiner (wir haben berichtet). Damit verbinde er die Hoffnung, einerseits ein zukunftsfähiges und wirtschaftliches kleines Gebäude zu haben, das andererseits auch zur Gemeindearbeit und der kirchlichen Gemeinschaft einlade.

Für die Bauphase habe sich eine gute Lösung ergeben, so Pfarrer Stefan Voß. An der Hauptstraße wurde die ehemalige Buchhandlung angemietet. Dort haben das Pfarrbüro und kleinere Gruppen ihren Platz gefunden. Die Gottesdienste werden in Kirnbach gefeiert. In Zukunft werden auch weitere in Wolfach angeboten. Am Sonntag, 20. Januar, findet ab 9.30 Uhr der Gottesdienst in Kirnbach statt, außerdem ab 10.30 Uhr im Johannes-Brenzheim.