Wechsel an der Spitze des Lahrer Amtsgerichts (von links): der Präsident des Landgerichtes Offenburg Christoph Reichert, der neue Direktor am Lahrer Amtsgericht Sven Hövel, Ehefrau Katrin Reck und Hövels Vorgänger Thomas Krebs. Foto: Baublies Foto: Schwarzwälder-Bote

Amtseinführung: Sven Hövel ist neuer Direktor des Amtsgerichts / Thomas Krebs geht nach Emmendingen

Nach vier Jahren als Direktor des Lahrer Amtsgerichts ist Thomas Krebs am Dienstag verabschiedet worden. Sven Hövel wurde in einer Feierstunde als sein Nachfolger vorgestellt.

Lahr. Hövel, verheiratet und Vater dreier Kinder, stellte sein Verständnis der Arbeit am Beispiel des komplexen Themas Streit vor. Der Begriff werde meist negativ gedeutet. Dabei bestehe eine richtige Streitkultur zuerst aus einer offenen und ehrlichen Auseinandersetzung. Ein Streit könne also auch konstruktiv ausgetragen werden, wenn jeder Respekt gegenüber dem anderen zeige. Wenn alles sachlich bleibt, werde die gegenseitige Achtung gewahrt.

Als Richter, der viele Jahre Familienrecht praktiziert hat, erklärte Hövel, dass diese Aufgabe auch eine Sache der Verhandlungsfähigkeit und der Verhandlungsführung sei. An die Mitarbeiter gerichtet, ergänzte der neue Chef, dass er hier – auch dank des Vorgängers – ein gutes Miteinander des gesamten Teams vorgefunden habe. "Darauf lässt sich aufbauen." Hövel dankte deshalb zuerst dem Team und allen Mitarbeitern an der neuen Wirkungsstelle. Er sei von allen "gut und freundlich angenommen" worden.

Im neuen Jahr wird das Notariat in der Lotzbeckstraße in das Amtsgericht integriert. Den zweiten Standort sieht der Direktor als Herausforderung für alle Mitarbeiter. Es gebe da aber auch eine Chance. So ist der Bau in der Turmstraße kaum behindertengerecht umzugestalten.

Christoph Reichert, Präsident des Landgerichts Offenburg, würdigte die Leistungen von Krebs und Hövel gleichermaßen. Beide wären ausgezeichnete und engagierte Juristen. Reichert kam auf das stattliche Gebäude in der Turmstraße zu sprechen, ein Monument aus der Gründerzeit am Ende des 19. Jahrhunderts. Das Gebäude und dessen Lage würden den Stellenwert der Justiz zeigen. "Die Justiz hat ein Gesicht", sagte Reichert über das markante Haus. Das, ergänzte der Präsident des Gerichtsbezirks, sei aber auch ein Verdienst der etwa vierjährigen Amtszeit von Direktor Thomas Krebs gewesen. Dessen gelungene Arbeit, da war sich Reichert ebenso sicher, werde Hövel fortführen. Christoph Reichert formulierte die rhetorische Frage, wo man gute Direktoren finden würde, um anschließend festzustellen: "am Lahrer Amtsgericht".

An den neuen Direktor gewandt, ergänzte Reichert, dass Sven Hövel zwar "in große Fußstapfen tritt", diese Aufgabe aber sicher bewältigen werde. Die Vita Hövels hatte Reichert mit einem Beispiel erklärt: "Das materielle Prozessrecht ist das Hauptgericht." Verstand, Umgang und die Wesensart wären dann der richtige Wein zum Essen.

Wolfgang G. Müller dankte Thomas Krebs für vier Jahre mit "angenehmen Begegnungen" und einer "guten Kollegialität". An den Nachfolger gerichtet, ergänzte der Oberbürgermeister, dass er als Chef der Verwaltung die Anregung zur Streitkultur begrüßen würde. Vor allem jetzt, wo in vielen Situationen immer mehr Respekt verloren gegangen sei.

INFO

Dritte Gewalt

Dass die Justiz in der Regel als die dritte Gewalt bezeichnet wird, hat historische Gründe. Denker der Aufklärung unterschieden Exekutive (ausführende Gewalt), Legislative (gesetzgebende Gewalt) und Judikative (rechtsprechende Gewalt). Es galt damals als politisches Ideal, dass diese drei Gewalten getrennt werden – im Kontrast zum Absolutismus etwa des Sonnenkönigs Ludwig, XIV.