Der Maisanbau ist für viele Landwirte im Ortenaukreis besonders wichtig. Das zeigen auch die regelmäßig gut besuchten Versuchsfeldtage wie hier in Orschweier. Foto: Archivfoto Decoux-Kone

Bauernverband-Vize ist gegen Anbauregelung / Mindestens drei Jahre Anbau in Folge nötig

Nur in zwei von drei aufeinanderfolgenden Jahren darf Mais auf einer Fläche angebaut werden. Diese Fruchtfolge hat das Landratsamt für die Ortenau angeordnet, um den Maiswurzelbohrer zu bekämpfen. Für Bauern bedeutet das finanzielle Einbußen.

Ortenau. Die Zahlen der mittels Pheromonfallen gefangenen Maiswurzelbohrer zeigten einen deutlichen Anstieg der Käferpopulation auf vielen Gemarkungen des Ortenaukreises, schreibt die Kreisverwaltung in der Allgemeinverfügung über Maßnahmen zur Bekämpfung des Maiswurzelbohrers, die seit dieser Woche in Kraft ist und rückwirkend seit Jahresbeginn gilt. Durch einen Fruchtwechsel nach spätestens zwei Jahren könne eine Vermehrung der Schädlinge wirksam verhindert werden. Wer also 2017 und 2018 Mais auf einer Fläche angebaut hat, muss demnach 2019 damit aussetzen (wir berichteten).

Folgen für Landwirte

Doch was bedeutet das für die Bauern in der Region? "Die Landwirte haben dadurch Ertragsverluste", sagt der Friesenheimer Landwirtschaftsmeister Karl Silberer auf Anfrage unserer Zeitung. Als Vizepräsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) und Vorsitzender des Kreisverbands Lahr vertritt er die Interessen der Bauern – und baut darüber hinaus selbst Mais an.

Damit sich der Anbau von Mais finanziell lohne, müsse er mindestens drei Jahre in Folge auf einer Fläche gepflanzt werden dürfen, sagt Silberer. In der Rheinebene liege das unter anderem an der Hitze. Erst im vierten Jahr auszusetzen, wäre aus seiner Sicht ein Kompromiss, der für die Landwirte finanziell erträglich wäre. Bis auf wenige schwarze Schafe praktizieren das die meisten Landwirte laut Silberer ohnehin alle paar Jahre – aber eben nicht unbedingt schon nach zweien. Silberer selbst hat lange Zeit drei Jahre nacheinander Mais angebaut und dann ein Jahr ausgesetzt, wie er verrät. Aber das variiere.

Alternativen zum Mais

Und was wird nun im dritten Jahr statt Mais angepflanzt? Oder liegen die Flächen dann brach? Auch das komme vor, berichtet der Friesenheimer. Für den Boden sei es aber besser, wenn er bepflanzt und bearbeitet werde, weil so Biomasse in die Erde zurückkomme und Humus entstehe. Dass dies aus finanzieller Sicht auch für die Landwirte Vorteile hat, versteht sich wohl von selbst. "Alternativ können am besten Getreidesorten wie Weizen oder Gerste angebaut werden, aber auch Gemüse", sagt Silberer. Das Problem sei aber, dass viele Landwirte dafür den kompletten Betrieb umstellen müssten – was auch mit Kosten verbunden sei. Und außerdem: "Ein Hektar Mais bringt mehr finanziellen Überschuss als ein Hektar Weizen."

Keine Hilfe vom Staat

Vom Staat gebe es für die Verluste, die durch die Verordnung entstünden, keine finanzielle Unterstützung, betont der Friesenheimer Landwirt. Nur der Klageweg stehe betroffenen Bauern offen. "Ich persönlich beziehe diese Möglichkeit in meine Überlegungen mit ein", sagt Silberer.

INFO

Kritik am Land

Schädlingszahlen nicht aussagekräftig: Rund 83 000 Maispflanzen pro Hektar werden laut BLHV-Vizepräsident Karl Silberer gesät – im Vergleich dazu sei die Zahl der gefangenen Maiswurzelbohrer noch nicht bedrohlich. Die Fallen für die Schädlinge seien außerdem an Stellen platziert worden, an denen drei, vier oder noch mehr Jahre in Folge Mais angebaut worden sei. Entsprechend seien die Messwerte, die der Verordnung des Landratsamts zugrunde liegen, zu hoch und nicht für den gesamten Ortenaukreis aussagekräftig.

Verfahren nicht transparent: "Ich weiß selbst gar nicht, ob auf meinen Feldern die Zahl der Maiswurzelbohrer gestiegen ist – nicht einmal, ob bei mir Fallen aufgestellt wurden", sagt Silberer. Das wüssten die wenigsten Landwirte. Kritik übt er aber nicht am Landratsamt, sondern am Landesministerium. Dort sei die Entscheidung zu der Verfügung getroffen und im Landratsamt nur umgesetzt worden. "Mich stört, dass so etwas in einer Demokratie über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden wird", ärgert sich der Friesenheimer. Mit der Kreisverwaltung sei das Miteinander sehr gut – etwa auf dem Versuchsfeld, betont Silberer.