Mann wegen Kindesmissbrauchs zu sechs Jahren verurteilt. Foto: dpa

Gericht ist von Schuld des 54-Jährigen aus Lahr überzeugt. Mutter des Opfers erhält Bewährungsstrafe.

Offenburg/Lahr - Ein 54-Jähriger muss wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern für sechs Jahre hinter Gitter. Die wegen Beihilfe mitangeklagte Mutter des Opfers wurde zu eineinhalb Jahren auf Bewährung verurteilt.

Die Betroffenheit über die Anklage war bei deren Verlesung am ersten Verhandlungstag in den Gesichtern der Verfahrensbeteiligten zu lesen. 23 Fälle mit zum Teil schwerem Missbrauch listete die Anklage auf. Staatsanwalt Martin Seifert schilderte mit einer schonungslosen Detailliertheit die Taten. Das Milieu sei von Gewalt und Alkohol geprägt. Das Opfer war zu Beginn des Missbrauchs neun Jahre alt.

Angeklagter beharrt auf seiner Unschuld


Der Missbrauch sei an der Tagesordnung gewesen. "Es ist ja schier jeden Tag passiert", hielt der Richter Heinz Walter dem Angeklagten vor Augen.
Von 2002 bis 2008, als das Mädchen in den Schutz des Jugendamts flüchtete, wurde das Kind missbraucht. Der nun zu sechs Jahren Haft verurteilte Täter ist mit der Familie des Opfers verwandt. Der Mutter war der Missbrauch bekannt, sie soll ihn sogar in fünf Fällen gefördert haben.

Der Angeklagte bestritt vor dem Landgericht die Vorwürfe. So was mache er nicht. »Ich bin doch kein Kinderschänder«, sagte er. Richter Walter versuchte ihn zu Beginn des fünftägigen Prozesses zu einem Geständnis zu bewegen.

Als Kind so etwas zu behaupten und mehrfach der Polizei, dem Richter und einer Sachverständigen gegenüber zu erzählen, sei nicht einfach. »Wenn das nicht stimmt, muss sie einen Hass auf Sie haben.« Walter fragte nach einem Motiv für eine Falschaussage. Wenn es ein Motiv gäbe, müsste es der Angeklagte doch wissen. Der erklärte jedoch nur, dass er dem Mädchen diese Lüge zutraue.

Die Mutter erklärte jedoch, ihrer Tochter zu glauben. Ihr sei aber nie etwas aufgefallen. Unterstützt hätte sie den Missbrauch nicht. Der Vorsitzende Richter redete auch sehr behutsam auf sie ein: Die Tochter hätte sich im Stich gelassen und schutzlos gefühlt. Das ziehe sich durch all ihre Vernehmungen. Walter appellierte an die Mutter, ihr jetzt beizustehen. Ob sie sich nicht vorstellen könne, wie schwer es sei, als Kind so etwas anderen zu erzählen?

Die Mutter blieb dabei und bestritt weiterhin, etwas mit der Tat zu tun gehabt zu haben. Der Missbrauch habe sich zwar ereignet, aber sie habe nicht alles mitbekommen. Auf Nachfrage habe das Mädchen nichts gesagt. Das Opfer hatte anschließend unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Anschuldigungen detailliert bestätigt.