Foto: Landratsamt

Kreistag wählt Amtsinhaber mit großer Mehrheit wieder. Blick auf Vergangenheit geworfen.

Offenburg - 69 der 76 anwesenden Kreisräte haben Amtsinhaber Frank Scherer gestern ihre Stimme gegeben und ihn zum Landrat gewählt. Damit bleibt der 53-jährige Jurist für weitere acht Jahre Vorsitzender des Kreistags und Chef der Ortenauer Verwaltung.

"Dass sich niemand anderes für das Amt beworben hat, ist ein starkes Zeichen: Der Kreistag hat von Anfang an gut mit Landrat Frank Scherer zusammengearbeitet", lobte die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer, bevor sie den bisherigen und neuen Verwaltungschef des Ortenaukreises verpflichtete.

Dass bei der Wahl keine Spannung aufkommen würde, hatte im Prinzip schon vor dem Urnengang festgestanden – nicht nur wegen des Mangels an Mitbewerbern. Schon früh hatten vor allem die drei größten Kreistagsfraktionen, die der CDU, der Freien Wähler und der SPD, mehrheitlich Unterstützung für den parteilosen Kandidaten zugesagt. So sagte ein Kreisrat 65 bis 70 Stimmen für Scherer voraus, noch während die Fraktionsvorsitzenden die Wahlzettel auszählten. Damit lag er goldrichtig: Am Ende bestätigten 69 der insgesamt 87 Kreistagsmitglieder ihren Vorsitzenden im Amt – eine absolute Mehrheit von 44 Stimmen war für einen Erfolg im ersten Wahlgang notwendig. Lediglich sechs Kreisräte votierten in der geheimen Wahl mit Nein, einer enthielt sich, die übrigen elf hatten sich für die Sitzung entschuldigt.

Vor dem Urnengang hatte Scherer seine 20-minütige Redezeit genutzt, um einen Blick auf die vergangenen acht Jahre als Landrat zu werfen, aber auch darauf, was es in der kommenden Amtszeit anzupacken gelte.

Die erste Hälfte seiner Amtszeit sei von der Finanz- und Wirtschaftskrise geprägt gewesen. Die Bilanz könne sich "dafür doch sehen lassen", so Scherer: "Trotz widriger Bedingungen haben wir viel investiert, die Verschuldung des Ortenaukreises zugleich um mehr als die Hälfte reduziert und dabei die Kreisumlagen niedrig gehalten."

Nun wolle er dafür sorgen, dass dieser "Dreiklang auch in der kommenden Amtszeit gleichmäßig angeschlagen wird", kündigte der Landrat an. Ziele seien die "Weiterentwicklung der Infrastruktur", eine "vollständige Entschuldung des Ortenaukreises" und weiterhin auch eine "niedrige finanzielle Belastung für die Kommunen, ohne dabei auf wichtige Investitionen zu verzichten".

Der Infrastruktur – etwa der Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs bis in die Täler hinein – komme im ländlich geprägten Ortenaukreis eine besondere Bedeutung zu. Ebenso der Rheintalbahn: Der Offenburger Tunnel und die autobahnparallele Trasse seien zwar beschlossen. "Jetzt ist es unsere Aufgabe, dass der Ausbau schnell umgesetzt wird", betonte Scherer. Neben dem Verkehr sei aber auch die Medieninfrastruktur wichtig: "Der Breitbandausbau ist Chefsache", so der Landrat. Es gehe um die Existenz der Wirtschaft und um die Lebensqualität der Bürger.

Investitionen in Schulen geplant

Darüber hinaus stehen weitere Investitionen auf Scherers Prioritätenliste, unter anderem in kreiseigene Schulen und Klinik-Standorte. "Wir haben das Gesundheitssystem im Ortenaukreis stetig weiterentwickelt und auf den neusten technischen Stand gebracht. Wohnortnahe Versorgung muss aber auch dort sichergestellt werden, wo sie keine Gewinne abwirft."