So könnte ein Einkaufzentrum in Offenburg laut den vorgestellten Entwürfen aussehen. Foto: Stadt Offenburg

Viele Bürger stellen bei Infoveranstaltung kritische Fragen. Baubürgermeister: EKZ ist "gut und richtig".

Offenburg - Das Thema "Einkaufszentrum in der nördlichen Innenstadt" auf dem Sparkassenareal in Offenburg brennt den Bürgern unter den Nägeln. Entsprechend groß war der Andrang am Freitagabend in der Reithalle auf dem Kulturforum bei einer weiteren Infoveranstaltung zum geplanten Einkaufstempel, zu der Oberbürgermeisterin Edith Schreiner und Baubürgermeister Oliver Martini eingeladen hatten.

Waren die Entwürfe der vier Bieter bislang anonymisiert, so wurden diese nun bei der Präsentation genannt. Vertreter der Bieter MAB, Norddeutsche Grundvermögen, OFB/MIB sowie ECE/Strabag erläuterten den überwiegend kritischen Bürgern erstmals selbst, wie sich ihre Unternehmen ein Einkaufszentrum in Offenburg vorstellen können. »Unser Ziel ist es, die gesamte Innenstadt weiterzuentwickeln sowie die Erhöhung der Qualität der bestehenden Lagen«, versuchte Martini den Bürgern das Konzept, wie man eine belebte Innenstadt mit integriertem Einkaufszentrum schaffen will, schmackhaft zu machen.

Heute reichen die belebten Einkaufswege in einer L-Form vom Lindenplatz (Karstadt) über die Steinstraße hin zum Historischen Rathaus und von dort in Richtung nördlicher Hauptstraße. Der Stadt schwebt künftig eine zusätzliche Belebung der Lange Straße vom Lindenplatz bis zur nördlichen Hauptstraße (Sparkassenareal) vor, um ein belebtes Dreieck, "einen Rundlauf" zu schaffen. Martini wollte das Projekt auch nicht mehr "Einkaufszentrum" genannt wissen, sondern »Qualitätsentwicklung Nördliche Innenstadt«. Das sei »keine Kosmetik«, betonte er ahnend, dass die kritischen Besucher der Stadt ihm genau dies vorhalten würden, was auch prompt geschah. Er unterstrich noch einmal, dass eine zusätzliche Verkaufsfläche von 12 000 Quadratmetern für Offenburg "gut und richtig" sei.

Viele Fragen wurden gestellt

Aufmerksam verfolgten die Bürger die Präsentationen der vier Bieter, um im Anschluss ihre kritischen Frage mit viel Detailwissen, zu stellen. Kritisch waren auch immer wieder Wortmeldungen: Es sei ein "logischer Widerspruch", monierte einer, dass die Stadt 12.000 Quadratmeter als "gut und richtig" bezeichne, bevor überhaupt eine Verträglichkeitsprüfung gemacht worden sei. Wie stelle man sich bei der Stadt überhaupt die Verkehrswege zum Einkaufszentrum vor, welche Mieter wolle man für die geplanten Wohnungen beim EKZ anziehen und wie sei das mit den Wegerechten geplant? Fragen über Fragen sowie Kritik einer Zuhörerin, die bemängelte, dass sich die anwesenden Stadträte nicht äußern durften, schlugen der Stadtspitze entgegen.

In Offenburg haben in den vergangenen Monaten zahlreiche Gegner des EKZ mobil gemacht. Einen Tag zuvor hatte die Interessengemeinschaft »Bürger gestalten Offenburg« (BgO) zu einer Infoveranstaltung ins Gasthaus »Brandeck« eingeladen. Referent war der Architektur- und EKZ-Kritiker, Professor Roland Günter. Dieser hatte mit starkem Tobak aufgewartet: Stadtentwicklung auf ein Einkaufszentrum zu konzentrieren, »ist keine Politik, sondern Politikersatz.«

Zudem mahnte er mit Blick auf andere Städte und seine Erfahrungen: "Rechnen Sie damit, dass es in diesem Bereich sehr viel Bestechung gibt – seien Sie da nicht naiv." Seine Botschaft: Einkaufszentren seien überflüssig, "eine gut organisierte Stadt schlägt ein EKZ bei Weitem."