Bürgermeister Matthias Bauernfeind (links) und Gemeinderatsmitglied Holger Mai weihten am Dienstagnachmittag die Aktion auf der knallroten Bank im Ortsteil Walke ein. Foto: Steitz

Pilotprojekt für Mitfahrgelegenheiten zwischen Walke und Kirche eingeweiht. Service für Einheimische gedacht.

Oberwolfach - Eine Mitfahrgelegenheit per App suchen, ist kompliziert. Die Gemeinde Oberwolfach hat eine einfachere Methode ins Leben gerufen: Sie hat in beiden Ortsteilen jeweils ein knallrotes "Mitfahrbänkle" aufgestellt.

"Das ist unsere rote App", witzelte Gemeinderatsmitglied Holger Mai (FW). "Es geht darum, die Mobilität im Tal und ländlichen Bereich zu erhöhen", betonte auch Bürgermeister Matthias Bauernfeind beim Pressegespräch am Dienstag im Ortsteil Walke. Er und Mai, der diese Innovation angeregt hatte (siehe Info), weihten nun den neuen Service neben der roten Bank, die schräg gegenüber vom Hotel Walkenstein steht, ein.

Das zweite Exemplar ist im Ortsteil Kirche hinter dem Holzlädle platziert. Sie sollen laut Bürgermeister eine unkomplizierte Möglichkeit sein, damit junge und alte Menschen von A nach B kommen. Dieses Angebot richte sich vor allem an Einheimische, unterstrich Mai. "Wir haben früher viel getrampt", erläuterte er seine Motivation. Und Bauernfeind ergänzte: Viele Oberwolfacher würden die Kinder nachfolgender Generationen gar nicht mehr kennen. Der Service wäre auch eine Möglichkeit, um in Kontakt zu kommen und die Gemeinschaft in Oberwolfach zu stärken.

Das Prozedere funktioniert so: Der anhaltende Autofahrer fragt die auf der Bank sitzende Person, ob sie mitfahren möchte. Dann geht es entweder vom Ortsteil Walke nach Kirche oder umgekehrt –und das kostenlos und ganz umweltfreundlich. Die Aktion ist im Kinzigtal derzeit einzigartig, betonte der Bürgermeister. Ein kunststoffbeschichtetes Hinweisschild wird neben den Bänken jeweils noch aufgehängt. Allerdings wird das keine Bedienungsanleitung sein, weil der Service eigentlich selbsterklärend ist.

Die Bänke sollten ohnehin vom Bauhof saniert werden, konnten aber für diesen Zweck entbehrt werden. Somit fallen nur geringfügige Kosten für die Schilder an, die ein Hausacher Grafikbüro für die Gemeinde entwirft.

Bereits seit ein paar Tagen sind die Mitfahrbänke laut dem Bürgermeister aufgebaut. Erste Neugierde habe sich schon bemerkbar gemacht, so Mai. Und tatsächlich haben sich Petra Rekers (51) und ihre Mutter Tiuus (76) auf der anderen Bank im Ortsteil Kirche zeitgleich niedergelassen.

Die Holländerinnen aus Tilligte übernachteten gerade im Hotel Drei Könige, weil sie mit einer Gruppe den Schwarzwald bereisen. Den Mitfahrservice wollten sie nun – nicht wie auf den ersten Blick vermutet – nutzen, sondern kurz eine Pause einlegen, um ein Selfie mit dem Handy für die Freunde in der Heimat zu knipsen. Das spontane Urteil fällt positiv aus: "Super bequem" findet die 51-Jährige die Bank. Gerade mit dem Fluss daneben sei es schön. Anhalter gebe es auch in Holland. Sie persönlich nutze das aber nicht, da sie mit dem eigenen Auto fahre.

Das Konzept kann bei Bedarf auch ausgeweitet werden. Bauernfeind will nun erst einmal abwarten und herausfinden, wie sich die Zulaufströme an den exponierten Stellen entwickeln. Es sei nun "ein bisschen der Startschuss". Sollte sich das System – das keinen Taxis, Rufautos oder Bussen Konkurrenz bereiten möchte – bewähren, wären weitere Bänke in den Seitentälern denkbar.

In der Sitzung vor der Sommerpause hatte das Gemeinderatsmitglied Holger Mai (FW) angeregt, sogenannte Mitfahrbänke aufzustellen (wir berichteten). Er habe aus der Zeitung davon erfahren. Auch dem Bürgermeister Matthias Bauernfeind war die Idee bekannt. Die speziell gekennzeichneten Sitzbänke werden dort aufgestellt, wo der Bus nur noch selten oder überhaupt nicht mehr fährt. Mai schlug vor, gegenüber vom Hotel Walkenstein eine solche Bank aufzustellen. Auch beim Lindenplatz sah er Potenzial. Bauhofsleiter Martin Klausmann bekannte vor dem Gremium, dass es derzeit zwei übrige Exemplare gebe, die dafür verwendet werden könnten. Allerdings wären sie weiß und nicht rot gestrichen.