Gutachter Roland Klink (von links) erläuterte das Offenhaltungskonzept der Gemeinde gemeinsam mit Bürgermeister Matthias Bauernfeind und Regina Ostermann in der Festhalle. Foto: Steitz

Experten zu Gast in Festhalle / Mindestflurkonzept für 705 Hektar ermittelt und erläutert

"Offenhaltung ist wichtig, sonst kommt der Wald zu uns", so lautete das Fazit eines Oberwolfachers, der vom Freiburger Büro Klink befragt wurde. Zweck der Aktion war, ein Konzept zur Sicherung der Mindestflur zu entwerfen. Am Mittwoch wurde es in der Festhalle vorgestellt.

Oberwolfach . 705 Hektar von der Kirche bis zur Walke samt Seitentälern sind dafür erfasst worden. Die Gemeinde hatte Roland Klink vom Büro für Landschaftsökologie und Gartenlandschaftsplanung mit dem Gutachten beauftragt. Am Dienstag, 24. Oktober, stimmt das Ratsgremium darüber ab (siehe Info).

Die Festhalle war mit rund 50 Zuhörern gut gefüllt. Neben Kling gab es noch eine weitere Referentin: Regina Ostermann, Geschäftsführerin des Landschaftserhaltungsverbands (LEV) Ortenaukreis. Sie wird die Ansprechpartnerin sein, was die neuen Verträge nach der Landschaftspflegerichtlinie (LPR) zwischen Kreis und Landwirten betrifft, die durch das Konzept möglich werden könnten. Knapp 50 000 Euro könnten dadurch jährlich nach Oberwolfach fließen, hofft Bürgermeister Matthias Bauernfeind.

Auch Andrea Ganter, stellvertretende Leiterin des Amts für Landwirtschaft des Landratsamts Ortenaukreis (LRA), Ludwig Harter, LRA-Sachbearbeiter für Offenhaltung und Landschaftspflege, und Eberhard Glatz von der Unteren Naturschutzbehörde des LRA waren anwesend und beantworteten Fragen aus dem Publikum.

Wie Bauernfeind betonte, handele es sich um ein freiwilliges Konzept. Es soll Landwirten helfen, mehr Fördergelder fürs Pflegen von Wiesen zu bekommen. "Offenhaltung ist Gemeinschaftssache", hob er hervor. Die Oberwolfacher würden von der Gemeinde dabei nicht allein gelassen. Das kürzlich angeschaffte Mäh- und Mulchgerät für Hanglagen, das die Gemeinde bei Bedarf verleiht, ist ein Schritt in diese Richtung. Klink zufolge machen 57 Bewirtschafter davon Gebrauch und empfinden es als gut.

Von Juli bis September 2016 erfasste Kling mit seiner Kollegin flächendeckend die offene Feldflur in Oberwolfach. Auch Biotope und FFH-Mähwiesen wurden eingearbeitet, Wasserflächen und Wirtschaftswege kartiert, Hangneigungsstufen ermittelt und danach in einem Konzept festgehalten. Die häufigste Nutzungsform ist der Wald mit 82,6 Prozent. Weit abgeschlagen folgt zum Beispiel der Ackerbau mit weniger als 0,1 Prozent (2,3 Hektar).

Klink kontaktierte 123 Landwirte. Den Bogen ausgefüllt und das Gespräch wahrgenommen haben 116 Bewirtschafter, so der Gutachter. Heraus kam, dass 84 Prozent im Nebenerwerb tätig sind, die Durchschnittsgröße 32 Hektar (von 0,5 bis 170 Hektar) betrage und die Inhaber meist um die 50 Jahre alt sind – die Spanne reicht hierbei von 28 bis 87 Jahren. Die Hofnachfolge ist bei 59 Prozent geklärt. Nur bei 20 Prozent ist sie nicht gesichert und 21 Prozent wissen noch nicht, ob der Betrieb weitergeführt wird. 60 von 106 Betrieben arbeiten mit Tierbestand, der auch in Steillagen grasen kann.

Lediglich bei zwölf Betrieben sei eine Ausrichtungsänderung in Richtung Offenhaltung erwünscht, unterstrich Klink. Die anderen wollten so weitermachen wie bisher. Einige hätten angedeutet, frustriert von der Gesetzgebung und den Behörden zu sein, die kontraproduktiv arbeiteten. 50 Prozent der Befragten schießen auch Geld vom ersten Beruf in ihren landwirtschaftlichen Betrieb zu, da er nicht kostendeckend ist und ein "teures Hobby" sei, um die Lebensumgebung zu erhalten. Der Wunsch nach besserer finanzieller Unterstützung sei vorhanden. Immerhin betrachten 70 Prozent die Landwirtschaft notwendig als Pflege, um den Hof und die eigene Umgebung offenzuhalten.

Daraus leiten die Gutachter den optimalen Abgrenzungsvorschlag ab, der in 22 Karten festgehalten wurde. Damit sollen nach Paragraf 25 des Landwirtschafts- und Landeskulturgesetzes (LLG) unter anderem Beeinträchtigungen des Landschaftsbilds, der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten sowie Ertragsfähigkeit benachbarter Grundstücke eliminiert werden.

877 Hektar werden für eine Mindestflur vorgeschlagen. Aufforstungspotenzial sehen die Experten in 4,7 Hektar und 5,1 Hektar könnten rückgeöffnet werden. Oberste Priorität habe der Erhalt und die Stabilisierung von acht haupterwerblichen und 98 nebenerwerblichen Hofstellen. Aufgabenschwerpunkte werden in den Weidegemeinschaften, LPR-Verträgen, dem Erhalt der Milchviehbewirtschaftung, der Errichtung einer Beratungs- und Servicestelle, dem Einsatz lokaler Arbeitskreise sowie Maßnahmen der Gemeinde sowie zur Vermarktung und zum Tourismus gesehen.

INFO

Beschluss

Für das Offenhaltungskonzept könnte der Gemeinderat bereits am Dienstag, 24. Oktober, in seiner Sitzung stimmen und erste Aufforstungsanträge besprechen. Beginn ist um 18 Uhr im Bürgersaal des Rathauses.