Mit einem gut dreistündigen Programm verabschiedete sich die Trachtenkapelle von Roman Schilli. Foto: Haas Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Trachtenkapelle verabschiedet sich mit originellem Abend von ihrem Dirigenten Roman Schilli

30 sich ständig toppende Konzerte sind beim Jahreskonzert der Trachtenkapelle Oberwolfach (TKO) zu einer Abschieds-Hommage an Dirigent Roman Schilli zusammengeführt worden. Für den Maestro sinfonischer Blasmusik gab es langen Applaus.

Oberwolfach. In die Begriffsfolge "Traditionell – Kurios – Originell" hatte Wolfgang Dieterle das Logo der TKO in seinem als kleines Kunstwerk gestalteten Einladungsflyer umgedeutet. Dem fügte der Vizepräsident des Kinzigtäler Blasmusikverbandes, Manfred Schafheutle, noch die Version "Tolle Kapelle Oberwolfach" hinzu. Nach gut drei höchst unterhaltsamen Stunden mit musikalischem Hochgenuss und ebenso fantasievoll, kreativ wie spektakulär gestaltetem Programm war der Aufzählung jeglicher Superlative keine Grenze mehr gesetzt.

Wo so tolle Musik den Ton angibt, da können Worte und Umschreibungen nur hinterherhinken. Trotzdem schafften es die zugleich versierten wie routinierten Ansager Simon Gewald und Fridolin Meier mit ihren Assistentinnen Anja Armbruster, Patricia Oehler und Sonja Schilli, durch ihre informativen und zugleich satirisch-humorvollen Beiträge, höchst unterhaltsame Brücken zwischen den einzelnen Vorträgen und Darbietungen zu bauen.

Dreistündiges Programm bietet viel Abwechslung

In drei Abschnitten wollte die Kapelle der unermesslichen Bandbreite der gemeinsamen Auftritte, Festlichkeiten und Jahreskonzerte einigermaßen gerecht werden. Passend zum krönenden Abschluss von Schillis "Oberwolfacher Karriere" erklangen Franco Csesarinis helle Fanfarenklänge. In "Orpheus in der Unterwelt" von Jacques Offenbach dominierten zumindest in der Vorstellung die enthusiastischen Spagatsprünge der Pariser Revue-Tänzerinnen auch ohne deren leibhaftige Präsenz.

In der Peer Gynt Suite Nr. 1 von Edward Grieg wurde das souverän von Sonja Welle mit der Klarinette vorgetragene Solo mit dem gebührenden Beifall honoriert. Am Rande bemerkt wurde, dass die Beiträge im eher symphonischen ersten Teil des Abends zwischen 1991 und 2009 in den damaligen Jahreskonzerten präsentiert worden waren.

Unvergessliche Feiern veranlassten die Musiker zu spektakulären artistisch anmutenden Darbietungen im zweiten Teil – etwa dem Entlocken unglaublicher Lautmalereien aus verschieden gefüllten Flaschen sowohl mit Finger- als auch akrobatischer Blastechnik. Da musste im Vorfeld monatelang geduldigst erst getrunken werden, ehe ernsthaft geprobt werden konnte.

Imposant auf ganz andere Art danach im dritten Teil wieder der Auftritt der Gesamtkapelle mit einem beeindruckenden rot-blauen Lichtspiel unter begleitendem Blick auf Szenen aus dem Film "Das Boot".

Krönender Abschluss der Oberwolfacher Karriere

Dass die Filmmusik trotzdem auch ganz für sich stehen kann, machten die von Schilli zu Hochleistungen getrimmten Musiker deutlich. Das Titelthema verband sich unterschwellig mit dem Erleben der Strapazen im U-Boot. Effekte wie die Maschinengeräusche und Echolot flossen mit ein.

Auftritte des Nachwuchses, der von Schilli entdeckten genialen Gesangstars Ilona Fleig und Maren Stulz und eine aus den Holzbläsern rekrutierte Panflötengruppe in "El Condor Pasa" erzeugten eine kuriose Vielfalt, die einem am Schluss glauben ließ, gleich mehrere Konzertabende besucht zu haben.

Schillis Auftritt in "He ain’t heavy" mit seinem Altsaxofon, das war einfach erwartet worden und wurde erneut zum tiefgreifenden Musikerlebnis mit dem mit der Wolftal-Gemeinde vertraut gewordenen und von den Menschen im Tal lieb gewonnenen scheidenden Dirigenten.

Bürgermeister Matthias Bauernfeind brachte auf seine Art ein persönliches Abschiedsgeschenk mit ein, indem er bei den Zugaben selbst zur Trompete griff, was ihm zwischen den Aktenbergen der Haushaltspläne im Vorfeld immerhin ein gemeinsames Proben abverlangt hatte.

Als Repräsentant des Kinzigtäler Blasmusikverbands blickte Vizepräsident Manfred Schafheutle zurück auf Schillis Karriere: Ausbildung und der Verdienst erster musikalischer Sporen in der Stadtkapelle Wolfach von 1973 bis 1989 mit dem anschließenden Dirigat in Oberwolfach. Parallel dazu die Ausbildung zum Berufsmusiker bei der Bundeswehr und weiter bis in die Gegenwart erfolgreiches Engagement beim Musical-Ensemble in Stuttgart. "Ehrgeizig, hochbegabt, zielstrebig", so Schafheutle, der auch an die Engagements in Schenkenzell und Reichenbach bei Hornberg erinnerte. Dank und Wertschätzung wurde dem mit nicht enden wollendem stehendem Applaus entlassenen Schilli auch vom Vorsitzenden der TKO, Markus Schätzle, und Bürgermeister Matthias Bauernfeind in höchsten Lobeshymnen zuteil. Schätzle bilanzierte über 1600 Proben und weit über tausend Auftritte.