Durch das neue Heim wird der bisherige Standort nach Norden hin erweitert. Thomas Decker stellte die gesammelten Kriterien als "Blumenstrauß" zur Diskussion. Foto: Haas

Kriterien fürs Pflegeheim diskutiert

Oberwolfach . Was von Thomas Decker vom Planungsbüro Pro4 Ingenieure in Freiburg symbolisch als "Blumenwiese zum Herumtollen" vorgestellt wurde, erwies sich schließlich für den Gemeinderat in der Sitzung am Dienstagabend als abendfüllende Knochenarbeit.

Der zielstrebigen Gesprächsführung durch Thomas Decker, Inhaber des Freiburger Büros "Pro 4 Ingenieure", war es zu verdanken, dass die vielen Gesichtspunkte trotz Beteiligung auch der sieben Zuhörer zügig auf- und abgearbeitet wurden.

Gleich zu Beginn kam es zu einem kontroversen Wortwechsel im Ratsgremium, bei dem Monika Luxem-Fritsch (FW) das zu langatmige Voranschreiten bei der Umsetzung des gesamten Projekts beklagte. Vor allem gab sie der Befürchtung Ausdruck, dass das nach ihrer Meinung zögerliche Agieren dazu beitrage, dem Pflegeheim Sankt Luitgard die besondere, vertraut gewordene Heimeligkeit gefährde oder gar wegnähme.

Bezüglich der Ausrichtung des neuen Heims stellte Martina Armbruster (FW) unmissverständlich fest: "Es bleibt nicht das Heim, das es mal war." Aus ihrer Erfahrung heraus stellte sie jedoch fest, dass die Gemeinde sich auf die in der Region tätigen Betreiber bezüglich der Führung des Heims grundsätzlich verlassen könne. Roland Haas (FW) pflichtete ihr bei, dass das "schnuckelige Heim" nicht erhalten werden könnte.

Mehrere Seiten betonten, dass das Zusammenleben in Wohngruppen und die Kooperation etwa mit gemeinsamem Kochen eher eine Idealvorstellung sei, die sich nur selten verwirklichen lasse. Zum wiederholten Mal übte Rätin Erna Armbruster (FW) Kritik an der neuen Heimverordnung. Zuhörer und Heimfürsprecher Klaus Schäfle sagte voraus: "Das wird sich schnell totlaufen."

Bürgermeister Matthias Bauernfeind betonte, dass weiterhin behutsam vorgegangen werde. Die einzelnen Kriterien der weiteren Aussprache waren als "Einzelblumen" deklariert und gliederten sich in Pflegekonzept, juristische Gesichtspunkte, Aufgaben der Gemeinde, Durchführung der Baumaßnahme, Finanzierung und Personal. Dabei wurde vorausgesetzt, dass sich intern bereits auf das sogenannte Betreibermodell verständigt wurde. "Blütenblatt um Blütenblatt", arbeiteten die Räte diese Kriterien ab.

Besonders detailliert gingen sie auf das grundsätzliche Pflegekonzept ein. Es lag eine bunte Mischung von Punkten vor, die entweder vom Gemeinderat festzulegen oder dem anbietenden Betreiber zu überlassen wurde.

Bezüglich der hauswirtschaftlichen Dienste wurde der dringliche Wunsch geäußert, weiterhin den Kindergarten und die Grundschule zu versorgen. Offen blieben die Forderungen nach betreutem Wohnen oder gar die "Junge Pflege". Dies müsse dem künftigen Betreiber überlassen werden. Die juristischen Gesichtspunkte wie Bau-, Erbbau- oder Mitspracherecht durch die Gemeinde gilt es zunächst noch juristisch zu klären, sodass es zu recht als müßig angesehen wurde, an dem Abend lange darüber zu diskutieren.

Mehr Meinungsäußerungen gab es zur Liaison zwischen Gemeinde und Heim, wie die Einbindung örtlicher Betriebe, der Führung des Hauses als einer lebendigen Begegnungsstätte, der Integration eines öffentlichen Cafés und vielem mehr. Aber da werde es laut Deckers Vorplanung einen großen Freiraum für die Angebotspalette für Bewerber geben. Erst danach wird sich der Gemeinderat zu vielen Kriterien endgültig entscheiden müssen.

Den Bau betreffend wird nach der Festlegung auf den Standort gewiss die Forderung nach einer barrierefreien Verbindung zum Dorfkern, zur Pfarrkirche und Friedhof da sein. Debatten gab es auch wegen der Nahwärmeversorgung, eventueller Therapieräume, das Küchenkonzept und der Stellplätze. Vorstellungen bezüglich der Anforderungen an die Personalbesetzung und der Finanzierung wurden von den Ratsmitgliedern geäußert. Über das endgültige Ausschreibungsformat entscheidet der Rat in der Sitzung am Dienstag, 27. Juni.