Harald Fritz legte dem Gemeinderat die Kriminalstatistik für Obernheim vor. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Kriminalitätsstatistik lässt aufhorchen: Zu den 28 Delikten zählt eine Tat gegen das Leben

Die Kriminalstatistik für 2018 ließ den Gemeinderat aufhorchen – dennoch ist Obernheim ein sehr sicheres Gebiet.

Obernheim. In der Maisitzung des Gemeinderats legte Harald Fritz, Leiter des Polizeipostens Meßstetten, die Statistik der Polizei für das vergangene Jahr vor. Während sich die Lage im Verkehr positiv entwickelt hat, wurden deutlich mehr Straftaten registriert. Im vergangenen Jahr ereigneten sich in Baden-Württemberg insgesamt 323 000 Verkehrsunfälle; in Obernheim wurden nur drei Verkehrsunfälle in der polizeilichen Statistik verzeichnet – halb so viele wie 2017. Insgesamt wurden die Beamten zu 15 Unfällen gerufen; Kleinstunfälle wie Parkrempler werden nicht erfasst. Es kam 2018 zu einem Todesfall auf der Motocross-Strecke, wie Fritz bestätigte: "Da das nicht im öffentlichen Verkehr geschehen ist, erfasst die Statistik das aber nicht".

Zur Einordnung der Kriminalstatistik nahm Fritz Bezug auf die Lage in Baden-Württemberg und dem Zollernalbkreis: Etwa 572 000 Straftaten wurden 2018 in ganz Baden-Württemberg erfasst, davon 6327 im Zollernalbkreis. Erfreulich: Während die Anzahl der Straftaten gesunken ist, steig die Aufklärungsquote.

In Obernheim wurden 28 Straftaten registriert – das sind doppelt so viele wie 2017. Dreiviertel aller Straftaten konnten aufgeklärt werden.

Die Ursache für den deutlichen Anstieg im Fünfjahresvergleich sieht Fritz in vermehrten Streitigkeiten in Familien und unter Nachbarn, sowie bei der gestiegenen Anzahl von Dieseldiebstähle. Von den 28 Fällen konnten 21 Täter ermittelt werden. Bei den Diebstahlsdelikten und Einbrüchen in leer stehende Gebäude konnte die Polizei keine Personen dingfest machen. Die Annahme liegt aber nahe, dass es sich bei den Tätern um eine "durchziehende Gruppe" gehandelt hat, wie Fritz erklärte, denn in den angrenzenden Landkreisen kamen ähnliche Fälle von Dieseldiebstählen vor. "Wir hoffen, dass die Anzahl der Straftaten wieder zurückgeht", meinte der Polizist. Er ist der Ansicht, dass die hohe Aufklärungsquote eine präventive Wirkung haben kann.

2018 kam es in Obernheim auch zu einer Straftat gegen das Leben. Die Gemeinderäte reagierten überrascht auf diese Eröffnung. "Wir haben das bewusst nicht an die große Glocke gehängt", erklärte Fritz. "Unter Straftaten gegen das Leben werden Mord oder Totschlag verstanden; hier ist auch der Versuch strafbar. Es hat sich im konkreten Fall um ein Beziehungsdelikt gehandelt." Aus diesem Grund müsse sich niemand Sorgen um die eigene Sicherheit machen.

Die Statistik verzeichnet auch zwei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Weiter wurden fünf Fälle von gefährlicher Körperverletzung oder anderen Rohheitsdelikten erfasst. Vier Diebstähle, vor allem Dieseldiebstähle, sind ebenfalls aus der Statistik abzulesen sowie sechs Vermögens- und Fälschungsdelikte. Dabei gehe es überwiegend um Straftaten im Internet.

Weiterhin erfasst die Polizeistatistik acht andere Straftatbestände wie Beleidigungen und Sachbeschädigungen. "Da sind die Bethausbeschädigungen mit drin, Autos die zerkratz wurden, oder eingeworfene Scheiben", klärte der Polizeibeamte auf. Zwei Verstöße gegen strafrechtliche Nebengesetze sind auch noch aufgeführt: Einmal ging es dabei um ein verbotenes Messer, das eine Person mitgeführt hat; der andere Fall war ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Die meisten Täter sind Deutsch

Von 24 Tatverdächtigen waren 17 Erwachsene, zwei Jugendliche und fünf Kinder; auf letzteres Konto gehen insbesondere die Sachbeschädigungen. Bei der Geschlechterverteilung entfallen 18 Taten auf Männer und fünf auf Frauen; unter den 24 Tatverdächtigen, waren 18 Deutsche. Sechs Tatverdächtige verfügen über einen ausländischen Pass, sind aber überwiegend in Deutschland geboren und aufgewachsen.

Schwierigkeiten bereitet der Polizei derzeit, dass Senioren mit Telefonanrufen aufs Kreuz gelegt werden. Banden geben sich als Polizeibeamte aus und nehmen ihr Bargeld "in Verwahrung", weil angeblich beim Nachbarn eingebrochen worden sei. Sie lassen die alten Menschen in anderen Fällen Codekarten für das Spielenetzwerk Steam kaufen, um dann telefonisch den Code darauf abzufragen, um "einen Gewinn beim Kreuzworträtsel zu beanspruchen".

"Ich weiß manchmal nicht, wie die Leute so manipuliert werden können", bekannte Fritz. "Wenn wir sie fragen, sagen sie, sie würden gar nicht bei Gewinnspielen von Kreuzworträtseln mitmachen". Das nutzt allerdings nichts, denn die Betrüger haben mit dem telefonisch übermittelten Code längst das Geld der Opfer eingesackt. "Es ist für die Betroffenen oft schwer, die Lage einzuschätzen, wenn sie einen Anruf bekommen und die Betrüger die Nummer so manipuliert haben, dass im Display 112 oder 110 steht oder die tatsächliche Nummer des Amtsgerichts Berlin", betonte Fritz. "Im Zweifel sollten die Bürger immer direkt die Polizei informieren", riet der Leiter des Polizeipostens.