Ria Schröder Foto: sb

Bundesvorsitzende der "Julis" kritisiert FDP-Chef Lindner und fordert Abgrenzung von CSU.

Oberndorf - Als "gefährliche" Annäherung an die CSU sieht die neue Chefin der Jungen Liberalen (Julis), Ria Schröder, das Vorgehen von FDP-Chef Christian Lindner im Asylstreit. Der hatte sich in der vergangenen Woche in dem unionsinternen Zoff auf die Seite von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) gestellt. Schröder – erst im April zur Bundesvorsitzenden der Julis gewählt – bezeichnete es darauf als zynisch, das Bild eines Schutzsuchenden an der Grenze zu missbrauchen, um eine europäische Lösung zu erzwingen.

Wie Schröder im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt, sei Kritik an der Mutter-Partei eine Aufgabe der Julis – wenn man der Ansicht sei, die FDP entferne sich von ihren eigenen Werten: "Wir verstehen uns als Korrektiv, wir sind konstruktiv, und wir legen auch mal den Finger in die Wunde." Die 26-Jährige hält die Diskussionen um Migration allgemein für "aufgebauscht". Ähnlich wie Lindners Tweet ordnet sie die FDP-Forderung eines Untersuchungsausschusses zur Bamf-Affäre ein: "Wir halten das nicht für falsch", sagt Schröder; auch beim Thema Asyl seien die Julis nicht weit von der FDP entfernt.

Dabei hebt sie insbesondere die Forderung nach einem Einwanderungsgesetz hervor. "Aber so lange Flüchtlinge immer wieder das einzige Thema sind, so lang wird die AfD davon profitieren". Die Juristin betont, dass die FDP eine "weltoffene Partei" sei, deren Leitbild nicht zur CSU-Rhetorik passe.

Schröder sieht die FDP eher als Partei, die für eine "besonnene und vernünftige Politik" stehe. Dazu gehöre auch die Annäherung an Themen, die aktuell nicht im Fokus seien. "Bei der Bildung passiert im Moment zu wenig", findet sie etwa. Kinder müssten fit für die Zukunft gemacht werden, Schulen seien aber oft auf dem Stand des "letzten Jahrhunderts". Dabei berge gerade moderne Technik große Chancen, etwa für die individuelle Förderung.

Nicht jeder Bürger ist schon mit 63 Jahren bereit für den Ruhestand

"Teilhabe und Mobilität" der jungen Generation seien den Julis zudem besonders wichtig. Für "Fahren ab 16" treten sie zum Beispiel verstärkt ein. Gerade im ländlichen Raum sei das wichtig. Und mit schnellem Internet könne man auch das Engagement von jungen Menschen fördern, findet Schröder. Bereits jetzt beobachtet sie, dass die Jugend wieder politischer geworden sei. "Junge Menschen zu Staatsbürgern zu machen", das müsse stärker Ziel der Schulausbildung werden.

"Es ist nicht viel passiert", sagt sie indes nach 100 Tagen zur Arbeit der großen Koalition – es werde weiter verwaltet. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnet sie als "mut- und ideenlos", sie hat aber zugleich "großen Respekt" für deren außenpolitische Arbeit. Doch Zukunftsthemen wie der Klimawandel würden nicht ernsthaft angepackt. Zudem müsse beim Rentensystem das Eintrittsalter flexibler gestaltet werden, nicht jeder sei schon mit 63 bereit für den Ruhestand.