Spurensicherung in Aistaig. Foto: Cools

Opfern geht es besser. Mann wollte mit Beil offenbar seine Familie töten. Grund für Tat wohl finanzielle Schwierigkeiten.

Oberndorf/Horb - Das Familiendrama in Aistaig schien in den vergangenen Wochen ein großes Rätsel. Ein 52-jähriger Familienvater, ein Bauunternehmer aus Horb-Dettingen, wurde tot im Haus gefunden, seine 49-jährige Ehefrau und sein 13-jähriger Sohn wurden lebensbedrohlich verletzt ins Krankenhaus gebracht.

Ein Angehöriger hatte die Polizei alarmiert, nachdem er von der Ehefrau in der Not angerufen wurde. Die Ermittler hüllten sich seitdem in Schweigen, nur wenige Informationen wurden nach draußen gegeben – auch weil es sie noch nicht gab. Vieles hing von der komplizierten Spurenlage am Tatort ab. Zwar konnte die Ehefrau mittlerweile befragt werden, nachdem es gesundheitlich bergauf ging, doch die Erinnerungslücken sind groß.

Die Spekulationen schossen schnell aus dem Boden: War es ein erweiterer Suizid, den der Familienvater begehen wollte? Oder kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Vater, Mutter und vielleicht sogar Sohn? Nach Recherchen unserer Zeitung wird nun langsam klar, wie sich die Tragödie am Sonntagmorgen vor gut drei Wochen abspielte – auch wenn Staatsanwaltschaft und Polizei sich noch nicht dazu äußern wollen.

Tatwaffe soll ein Beil gewesen sein

So geht man wohl tatsächlich davon aus, dass der Vater einen erweiterten Suizid begehen wollte. Verlässliche Quellen schildern uns, dass die Attacken des 52-Jährigen völlig unangekündigt am Sonntagmorgen geschehen seien. Das Szenario: Die Ehefrau saß am Schreibtisch und erledigte die Buchhaltung der Baufirma, so wie oft am Sonntagmorgen. Sie kann sich offenbar noch erinnern, dass sie dann einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen habe. Tatwaffe soll ein Beil gewesen sein. Der Junge war zu dieser Zeit noch im Bett.

Der Vater ging auch in das Kinderzimmer und schlug ebenfalls mit dem Beil auf seinen Sohn ein. Anschließend, davon gehen die Ermittler wohl mit großer Sicherheit aus, soll der 52-Jährige Suizid begangen haben. Die ermittelnden Behörden hatten schon kurz nach dem Drama erklärt, dass der Familienvater einige Stichverletzungen aufgewiesen habe, davon eine tödlich. Klar scheint somit auch, dass die Frau den Notruf an einen Angehörigen nach der Tat abgegeben haben muss.

Doch was trieb den Familienvater zu dieser Tat? Auch hier bestätigt sich immer mehr das Bild, das unsere Zeitung bereits gezeichnet hat. Der 52-jährige Bauunternehmer soll in finanziellen Schwierigkeiten wegen seiner Firma gesteckt haben, heißt es aus dem Umfeld. Daher habe der Mann unter großem Druck gestanden und sei zu Hause immer häufiger "ausgetickt". Auch soll er schon früher Selbstmordgedanken gehegt haben. Die finanziellen Probleme soll er lange ausgeblendet haben.

Was selten bei solchen Familiendramen passiert: Mutter und Sohn haben den erweiterten Selbstmord überlebt. Beide lagen zunächst im künstlichen Koma. Die 49-Jährige kam schneller wieder zu Bewusstsein. Es gebe gute gesundheitliche Fortschritte. Um das Leben des Sohnes mussten die Ärzte lange kämpfen. Aber auch er ist mittlerweile bei Bewusstsein, habe sich auch schon artikulieren können; allerdings sollen die Verletzungen und die Folgen schwerwiegender als bei der Mutter sein.

Es gibt Hoffnung: Mutter und Sohn sind seit gestern gemeinsam in die Reha gekommen. Es wird wohl ein langer Weg, das Familiendrama körperlich und seelisch zu verarbeiten.