Früherer Chef kommt mit Klage gegen Waffenhersteller nicht voran. Zentraler Zeuge kommt nicht.

Oberndorf/Rottweil - Kommt er, oder kommt er nicht? Im Rottweiler Landgericht warteten am Dienstag Richter, Kläger, Anwalt und Medienvertreter auf den Zeugen. Kaum überraschend: Andreas Heeschen, Hauptanteilseigner an der Heckler & Koch (HK) AG mit Sitz in Oberndorf, kam nicht.

Für den ehemaligen Geschäftsführer des Waffenherstellers Nicola Marinelli, der als Kläger auftrat, wohl nicht unerwartet. Bereits zum dritten Mal wurde nun verhandelt – stets ohne den Zeugen. Zunächst konnte die Ladung in Ermangelung einer gültiger Anschrift nicht an Heeschen zugestellt werden. Nun lag dem Rottweiler Richter Rainer Frank von den englischen Behörden zwar ein Nachweis vor, dass Heeschen die Ladung am 30. August an dessen Adresse in Großbritannien zugestellt worden ist. Vor Gericht erschien der öffentlichkeitsscheue Finanzinvestor zum Unmut von Marinelli trotzdem nicht.

Mittlerweile arbeitslos

Der heute 62-Jährige war Ende 2015 als Geschäftsführer von HK entlassen worden und fordert nun 0,5 Mio. Euro. Laut einer Klausel in seinem Arbeitsvertrag sei ihm dieses Geld zugesichert worden, sollte er wegen eines sogenannten Change of Control gekündigt werden. Und genau diesen Kontrollwechsel unterstellt Marinelli.

Zwar hatten die Anwälte der Gegenseite – der HK GmbH – inzwischen belegt, dass sich die Aktien noch im Besitz von Heeschen befinden. Bei der Hauptversammlung von HK, die jüngst in Rottweil stattgefunden hat, war er auch angemeldet, ließ sich jedoch von einem Anwalt vertreten.

Marinellis Anwalt Martin Regner beantragte Auskunft darüber, ob der Hauptaktionär des schwäbischen Waffenherstellers seine Anteile verpfändet habe – an einen französischen Investor, der seit 2015 das Zepter in der Hand halte. Dann sei Heeschen zwar noch Eigentümer, habe allerdings "keine Macht und keine Rechte" mehr.

Seine Bitte an die Anwälte der Gegenseite, Heeschen dazu zu bewegen, sich dem Verfahren zu stellen, wurden von diesen barsch abgewiesen. Daraufhin beantragte Regner, Heeschen auf dem Wege der Rechtshilfe in England befragen zu lassen. Die dortigen Gerichte hätten die Möglichkeit, ihn unter Auflage eines Ordnungsgeldes zum Erscheinen zu bewegen, erläuterte Richter Frank.

Ein viertes Mal wird man sich übrigens nicht vorm Rottweiler Landgericht treffen. Sollte Heeschen sich der Befragung durch ein englisches Gericht stellen, wird dann anhand dieser Zeugenaussage der Rottweiler Richter entscheiden und seinen Beschluss den Prozessbeteiligten schriftlich mitteilen.

Für Marinelli ist das zunächst ein unbefriedigendes Ergebnis, was er nicht verhehlt. Er ist seit seinem Rausschmiss bei HK arbeitslos, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung erklärte. Marinelli wartet jetzt auf den Termin vor einem englischen Gericht. Daran will er auf jeden Fall teilnehmen, sagte er.