Wir haben mit ehemaligen Beschäftigten der Oberndorfer Brauerei gesprochen. Foto: Geowolf

Abfüllerei wird abgerissen. Für ehemalige Beschäftigte Arbeitsplatz und Familiendomizil. 

Oberndorf - Wenn kommende Woche die Abfüllerei auf dem Brauerei-Areal abgerissen wird, geht die Ära des einstigen Traditionsunternehmens wohl endgültig zu Ende. Wir haben uns mit zwei ehemaligen Mitarbeiterin unterhalten.

"Natürlich berührt es mich, wenn die Abfüllerei abgerissen wird. Fast 40 Jahre stellt man ja nicht einfach so beiseite." Siegfried Lang war von 1961 bis 2000 Braumeister in der Neckarstadt, die letzten 20 Jahre in verantwortlicher Position. Gebürtig im Kreis Gummersbach ist er damals der Arbeit wegen nach Oberndorf gezogen.

Brau-Duft lag einst ständig über Oberstadt 

Der Duft des Bierbrauens lag früher ständig über der Oberstadt. Täglich wurde hier gebraut. Siegfried Lang oblag, die Qualität und den Geschmack möglichst gleichbleibend zu halten. Denn die Qualität des Wassers, des Hopfens und des Malzes änderte ja sich ständig, erinnert sich der heute 79-Jährige. Also galt es, mit offenen Augen und sensibler Nase durch die Brauerei zu gehen. Unter seiner Ägide wurde Ende der 1960er-Jahre eine eigene Betriebskontrolle eingeführt.

Für Siegfried Lang und seine Familie war das Brauerei-Areal nicht nur Arbeitsstätte, sondern auch Heimat. Gemeinsam mit seiner Frau und den beiden Kindern hat er dort viele Jahre in einer der betriebseigenen Unterkünfte gewohnt. Er war deshalb vor wenigen Tagen nochmals auf dem Gelände und hat sich von einem Mitarbeiter der Abbruchfirma die anstehenden Arbeiten erklären lassen. Seine Frau hat den jetzigen Zustand mit dem Fotoapparat festgehalten – zur Erinnerung.

Mehr als 30 Jahre – bis zur Rente im Jahr 2001 – war Alfons Zimmerer in der Oberndorfer Brauerei beschäftigt. Der gelernte Braumeister aus Unterfranken war auch für die Abfüllerei verantwortlich. Viele Umbrüche hat er in dieser Zeit erlebt. Mit dem Bau der neuen Abfüllerei Ende der 1960er-Jahre steigerte sich die Kapazität auf 20 000 Flaschen pro Stunde. Von der Bügelflasche wurde zunächst auf die Euro- und später auf die schlankere NRW-Flasche umgestellt.

Eine besondere Herausforderung war 1986 die Ankunft der neuen Flaschenwaschmaschine. Die war so groß, dass sie mit einem Sondertransport bei Nacht herbeigeschafft worden war. Allerdings, erinnert sich der heute 77-Jährige, passte sie nicht durch die Einfahrt. Also wurden mit dem Presslufthammer 20 Zentimeter vom Sturz des Gebäudes über dem Durchgang weggeschlagen.

Abfüllerei nach Brand nicht mehr in Betrieb genommen

Nach dem Brand auf dem Brauereigelände Ende der 1990er-Jahre wurde die Abfüllerei nicht mehr in Betrieb genommen, erzählt Zimmerer. Er habe damals im Auftrag der Geschäftsführung in der Nähe von Fulda ein gebrauchtes Tankfahrzeug gekauft. Jede Woche wurden dann drei Mal 5000 Liter Oberndorfer Bier nach Alpirsbach zum Abfüllen gefahren.

Alfons Zimmerer sagt, es treffe ihn nicht besonders, wenn nun die Abfüllerei abgerissen wird. Er habe mit diesem Kapitel abgeschlossen. So recht glauben mag man das nicht, wenn er seine "Schatzkiste" mit Brauerei-Raritäten auspackt. Alte Zeitungsausschnitte, Bierdeckel und Prospekte hat er gesammelt. In Vitrinen stehen fein säuberlich aufgereiht Gläser der Fasnets-Sonder-Editionen der Oberndorfer Brauerei.

Und vor ein paar Tagen hat er sich mit seiner Frau auch noch mal auf dem Gelände umgesehen. Und wie sein ehemaliger Kollege Siegfried Lang hat Alfons Zimmerer noch ein paar Erinnerungsfotos gemacht. Schließlich hat auch seine Familie lange dort gewohnt.