Autor Guido Kniesel (links) will den Tod mit seinen eigenen Waffen besiegen. Foto: Kniesel

Oberndorfer Autor Guido Kniesel liefert sein zweites Buch ab. Premierenlesung in seiner Heimatstadt geplant.

Oberndorf - Guido Kniesel blickt gerne in die dunklen Abgründe der menschlichen Seele. Sie inspirieren ihn zum Schreiben. Am 21. November erscheint der zweite Psychothriller des Oberndorfer Autors.

"Eigentlich bin ich ein unverbesserlicher Optimist, der in allem und jedem nur das Positive sehen möchte. Aber es ist gerade die Auseinandersetzung mit der dunklen Seite der menschlichen Psyche, die mich fasziniert und mir zudem dabei hilft, meine eigenen Ängsten den Schrecken zu nehmen – sozusagen den Tod mit seinen eigenen Waffen zu schlagen", sagt der 49-Jährige. Der Broterwerb des zweifachen Familienvaters hat (noch) nichts mit dem Schreiben zu tun. Er arbeitet für ein internationales IT-Unternehmen. Gedanken auf Papier zu bringen, beschäftigt Kniesel indes schon seit seiner Jugend. Damals absolvierte er einen Schreibkurs, verfasste einige Kurzgeschichten.

Der Schriftstellerei hat er sich so richtig aber erst im Alter von 40 Jahren zugewandt. Manch einer kauft sich zur Zäsur in seinem Leben einen schnittigen Sportwagen – Kniesel fing an, ein Buch zu schreiben. "Wer weiß, wenn ich das Geld gehabt hätte, dann hätt’ ich mir vielleicht auch einen Porsche gekauft", sagt er lachend. Da wäre dem geneigten Leser womöglich manch spannende Buch vorenthalten geblieben.

Die Hirnforschung hat es dem Autor angetan – schon seit vielen Jahren liest er Fachliteratur zu diesem Thema. In seinem Erstlingswerk "Der Proband" hat er sich damit beschäftigt, inwieweit sich Suchtverhalten steuern lässt – verpackt in einen spannenden Krimi. In seinem neuen Buch "Kein Wille geschehe" geht es um die Willensfreiheit eines Menschen. Dazu musste sich Kniesel noch tiefer in die Materie einarbeiten. Zwei Jahre lang hat er recherchiert. In der Stadtbücherei hat er sich per Fernleihe Fachliteratur aus Unibibliotheken kommen lassen. "Die Büchereileiterin Frau Völkle hat mich da sehr unterstützt," sagt er. Natürlich ist auch das Internet eine Quelle für Recherchen.

Der Autor hat zudem ein Symposion besucht, das die Willensfreiheit zum Thema hatte. Gemeinsam mit Neurobiologen, Psychiatern, Philosophen und Juristen hörte er Vorträge und kam später beim gemeinsamen Umtrunk ins Gespräch – wertvoller Stoff für sein Buch. "Die Einarbeitung in die forensische Psychiatrie war sehr aufwendig", berichtet Kniesel. Als sein Manuskript dann fast fertig war, hat der Autor einen forensischen Psychiater – "ein erfahrener Gerichtsgutachter aus Tübingen" – die relevanten Passagen lesen lassen und hilfreiche Tipps von ihm bekommen. Einige dramaturgische Freiheiten hat sich Kniesel natürlich dennoch erlaubt.

Kniesel schreibt an den Wochenenden und im Urlaub. Da hat er den Kopf frei. Ideen für ein drittes Buch hat er zwar schon, noch fesselt ihn aber keine so, wie jene zu seinen beiden ersten Werken. Man darf also gespannt sein. Guido Kniesel wird gemeinsam mit der Buchhandlung Klein, die das Geschäft von Jörg Bischoff übernommen hat, eine Premierenlesung in seiner Heimatstadt machen. Das genaue Datum werden wir noch bekannt geben. "Kein Wille geschehe" erscheint im Bookspot Verlag und kostet 14,80 Euro.

Weitere Informationen: www.guidokniesel.de

Info: Zum Inhalt

In Berlin werden innerhalb weniger Tage zwei Tote mit durchschnittener Kehle aufgefunden, ein pensionierter Richter und ein Staatsanwalt. Beiden Opfern wurde mit Blut der Schriftzug "Amor Fati" auf die Stirn geschmiert – ein durch Friedrich Nietzsche geprägter Ausdruck mit der Bedeutung "Liebe zum Schicksal". Die Beamten der Berliner Sonderkommission "Justitia" stoßen bei ihren routinemäßigen Ermittlungen auf den forensischen Psychiater Hendrik Jansen, der sich vorerst zur Verfügung halten muss und deshalb seine Frau Diana mit dem gemeinsamen Sohn Noah in den geplanten Sommerurlaub auf Rügen vorschickt. Auch Hendriks sinnsuchende Tochter Julia aus erster Ehe und ihr Freund Marc, ein Dauerkiffer und ehemaliger Hacker, auf den Hendrik nicht sonderlich gut zu sprechen ist, werden in den Sog der Ereignisse hineingezogen. Als Hendrik schließlich begreift, dass seine Familie nie auf Rügen angekommen, sondern entführt worden ist, wird ihm allmählich klar, dass es sich bei dem Entführer nicht nur um den gesuchten Doppelmörder handelt, sondern offenbar auch um einen dem Fatalismus verfallenen Wahnsinnigen, für den ein Menschenleben nicht mehr bedeutet als ein loses Blatt im Wind.