Zwei neue Richter am Oberndorfer Amtsgericht: Raphael Lutz-Hiller und Emine Guel-Gedik Foto: Danner

Emine Guel-Gedik und Raphael Lutz-Hill verstärken ihre Kollegen. Nach Umstrukturierung Aufgabenfelder neu verteilt.

Oberndorf - Zwei junge Kollegen unterstützen ab sofort das Oberndorfer Amtsgericht. Dessen Direktor Wolfgang Heuer bekam vom Justizministerium Emine Guel-Gedik und Raphael Lutz-Hiller "zugewiesen" und freut sich sehr über diese Hilfe.

Einer der Richterkollegen von Wolfgang Heuer befindet sich seit längerer Zeit im Krankenstand. Deshalb hat er eigentlich schon seit Beginn seiner Dienstzeit im Oberndorf vor einem guten Jahr mit Rückständen zu kämpfen. Auf seine eindringliche Bitte hin, gab es nun vom Justizministerium positive Nachrichten.

Denn neben Emine Guel-Gedik, die sich mit einer 50-Prozent-Stelle ums Familienrecht kümmert, kam mit Raphael Lutz-Hiller ein weiterer Kollege an Bord. Der 32-Jährige unterstützt seinen am Oberndorfer Amtsgericht angestammten Kollegen Wolfgang Froemel im Zivilrecht. Auch kümmert sich der Rechtsassessor um Ordnungswidrigkeiten und nimmt außerdem Amtsgerichtsdirektor Heuer die Hälfte der Betreuungssachen ab – sprich, er besucht die Alten- und Pflegeeinrichtungen im nördlichen Bereich des Gerichtsbezirks. Heuer selbst ist nämlich auch noch für das Strafrecht zuständig.

Nach einer internen Umstrukturierung wurden auf Aufgabenfelder neu verteilt. Das Oberndorfer Amtsgericht verfügt nun – zumindest auf dem Papier – über 5,5 Stellen, wobei ein Kollege wie erwähnt im Krankenstand ist.

Im Familienrecht ist seit Februar Simeon-Tobias Bolz in Oberndorf tätig. Er wiederum stopft die Personallücke, die sich auftat, als Familienrichterin Barbara Beier für neun Monate an das Oberlandesgericht abgeordnet wurde, um sich dort einer Erprobungsabordnung zu unterziehen.

Bolz’ Referat wird nun halbiert, damit er sich auch um Zivilsachen kümmern kann. Denn ihm zur Seite steht jetzt Emine Guel-Gedik. Die 33-Jährige kommt frisch aus dem Mutterschutz. Obgleich die Rechtsassessoren Guel-Gedik und Raphael Lutz-Hill noch jung an Jahren sind, sind sie beide Juristen, die alle Aufgabenfelder bearbeiten dürfen. Die Richter haben lediglich noch keine festen Planstellen.

Raphael Lutz-Hill betritt mit seiner neuen Stelle in Oberndorf Neuland. Er war zuletzt als Staatsanwalt in Lörrach eingesetzt. Emine Guel-Gedik ist mit dem Familienrecht schon ein wenig vertraut.

Bevor sie in den Mutterschutz ging, war sie bereits am Nagolder Amtsgericht auf diesem Gebiet tätig. Die Tatsache, dass die Richterin selbst eine kleine Familie hat, ist für Wolfgang Heuer ein Vorteil. Obwohl sich ein Familienrichter natürlich an geltendes Recht zu halten haben, gebe es doch einen Ermessensspielraum. Und den gelte es mit viel Fingerspitzengefühl auszufüllen.

Fingerspitzengefühl ist gefragt

Dabei sei bei einer Scheidung oder einem Sorgerechtsfall ganz wichtig, dass keiner der Partner einen echten Gesichtsverlust erleide. So etwas trage – gerade auch zum Wohl der Kinder – sehr zu einer Befriedung bei. Guel-Gedik freut sich auf ihre Aufgabe in Oberndorf. Mit ihrer 50-Prozent-Stelle hat sie derzeit 100 anhängige Fälle zu bearbeiten.

Zum Arbeitsalltag von Raphael Lutz-Hill gehört künftig im Gebiet Betreuungsangelegenheiten, Pflegeeinrichtungen in der Region zu besuchen. Zusätzlich zu den medizinischen oder psychiatrischen Gutachten muss sich ein Richter vor Ort selbst ein Bild machen, bevor ein Mensch in eine geschlossene Abteilung eingewiesen werden darf. Selbst für das Anbringen von Bettgittern ist die Unterschrift Raphael Lutz-Hill notwendig.