Pfarrer Stephan Lampert (links) und Jafar Fathi posieren vorm katholischen Pfarrhaus für ein Bild. Foto: Danner Foto: Schwarzwälder-Bote

Ehemaliger Nationalcoach Jafar Fathi ist mit seiner Familie derzeit im katholischen Pfarrhaus untergebracht

Von Marcella Danner

Oberndorf. Im katholischen Pfarrhaus ist ein Mann eingezogen, der in seiner Sportart zur Weltspitze zählt. Jafar Fathi war Nationalcoach verschiedener Teams im Taekwondo. Nun sucht der Iraner mit seiner Familie Asyl in Deutschland.

"Pfarrer Zepf ist sehr sozial eingestellt", sagt sein Priester-Kollege Stephan Lampart. Als die Familie Fathi aus der Erstaufnahmestelle in Meßstetten nach Oberndorf kam, bot Albrecht Zepf den Iranern in seinem Pfarrhaus übergangsweise ein Dach über dem Kopf an. Demnächst, so berichtet Jafar Fathi, werde er mit seiner Frau und den beiden Kindern in eine andere Unterkunft in der Neckarstadt ziehen.

Der 47-Jährige spricht recht gut Englisch. Nun will er Deutsch lernen. Und dabei hilft ihm Pfarrer Stephan Lampart, der im Bochinger Pfarrhaus wohnt. Die beiden Männer haben sich auf ein Tauschgeschäft geeinigt. Jafar Fathi trainiert Lampart im Taekwondo, der Pfarrer revanchiert sich mit Sprachunterricht. Manchmal geht auch beides gleichzeitig.

"Wir haben hier einen Mann aus der Weltspitze des Taekwondo am Tisch sitzen", berichtet Stephan Lampart über seinen Schützling. Fathi ist nicht nur Inhaber des siebten Dan, er hat bereits Nationalmannschaften trainiert. Mit Georgien war er bei den Weltmeisterschaften.

Eigentlich ist Jafar Fathi Mathematiklehrer. In seiner Heimat verdiente er seinen Lebensunterhalt aber schon geraume Zeit als Coach der asiatischen Kampfsportart. Durch seine sportliche Tätigkeit kam der Moslem mit Christen aus Kanada in Kontakt. Das wurde in seiner Heimat nicht gerne gesehen. Er und seine Familie wurden überwacht. Schließlich riet ihm ein Freund zur Flucht. Fathi fühlte sich im Iran nicht länger sicher.

Pfarrer Lampart hat in seiner Jugend Judo gemacht. Mit 28 Jahren erlangte er den Schwarzgurt, erzählt er. Doch von einem siebten Dan, wie ihn sein Personaltrainer hat, trennen ihn Welten, erklärt er. Doch der Pfarrer kann auf seinem Grundwissen aufbauen. Und so trifft er sich regelmäßig mit Jafar Fathi im Pfarrhaus in Bochingen. "Der Gang ist lang genug. Wir legen Matten aus." Fathi verhilft Lampart zu etwas Fitness. Einmal pro Woche hilft der Iraner in Horb beim Training des ASV. Sein größter Wunsch wäre es, in Oberndorf eine Taekwondo-Schule aufzubauen. Schließlich ist seine Frau als Schiedsrichterin erfolgreich in dieser Sportart bei Wettkämpfen aufgetreten. Der 47-Jährige wünscht sich Kontakt zu den Schulen. Und er hofft auf eine baldiges Asyl-Anerkennung.