Claudia Schmidt und ihr Lebensgefährte Werner Güntert wissen sich nicht mehr zu helfen. Ein Jahr Wohnungssuche haben ihre Nerven zermürbt. Fotos: Cools Foto: Cools

Schlimmer Schimmelbefall in der Wohnung. Paar im höheren Alter sucht verzweifelt Ausweg.

Oberndorf - Seit 30 Jahren Geisel des Schimmels und keine Chance, ihm zu entkommen – für Claudia Schmidt und Werner Güntert ist ihre Bleibe in der Albstraße keine Wohnung mehr, sondern nur noch eine "Gruft".

Vor rund einem Jahr hat sich Claudia Schmidt schon an unsere Zeitung gewandt. Seit mehr als 30 Jahren wohnt sie in einem Mehrfamilienhaus in der Albstraße auf dem Lindenhof. Früher gehörte es der Oberndorfer Wohnungsbaugesellschaft (OWO), seit einer Weile einem Privatinvestor.

Am Zustand ihrer Wohnung hat sich auch bis heute nichts geändert. Noch immer bedeckt der Schimmel großflächig die Schlafzimmerwände und einige Stellen im Bad. Die Möbel sind längst befallen, die Entfeuchter spätestens eine Woche nach Aufstellung voll, der muffige Geruch kaum mehr aus dem Zimmer zu bekommen. Mehrere Male, auch wenn es Aufgabe des Vermieters ist, hat sie versucht, den Schimmel mit Abwaschen zu entfernen. Doch das kann den Befall unter Umständen noch verschlimmern. Auch die OWO habe die Schimmelbeseitigung ihrerzeit selbst versucht – erfolglos. Parallel sei sie immer wieder vertröstet worden.

Wenn sie könnte, wäre sie schon längst ausgezogen, sagt die Oberndorferin. "Eigentlich sitzen wir schon im Freien", sagt Güntert mit einem bitteren Lächeln. Gekündigt wurde Schmidt bereits im November, doch sie hat keine Alternative.

Suche nach einer Bleibe ist "beschämend"

Für den Wohnungsmarkt – diese schmerzliche Erfahrung musste das Paar machen – sind Schmidt und Güntert keine sonderlich "attraktiven" Mieter. Seit mehr als einem Jahr suchen sie bereits eine neue Wohnung, doch Fehlanzeige. "Entweder wir bekommen eine Absage – davon haben wir schon einen ganzen Ordner voll – oder überteuerte Angebote", erzählt Güntert. Er lebt von Grundsicherung und staatlichen Hilfen aufgrund seiner Einschränkung – der 62-Jährige ist beinahe vollkommen blind. Schmidt bekommt eine Witwenrente. "Wenn manche dann 800 Euro Kaltmiete und drei Monatsmieten im Voraus verlangen, ist das einfach nicht zu schaffen", sagt sie.

Nun habe man ihr schon mit einer Räumungsklage gedroht. Richtiggehend "beschämend" sei es bei der Wohnungssuche aber, wenn durch fadenscheinige Ausreden klar würde, dass sie als Mieter nicht erwünscht seien.

So habe Güntert sich beispielsweise abfällige Bemerkungen über seine Behinderung anhören müssen. Auch Günterts Assistenzhund ist oft der Grund für eine Absage.

Der Druck wächst bei Claudia Schmidt

"Meine Nerven liegen mittlerweile blank. Der Druck wächst, und ich komme einfach nicht vorwärts, weder in Sachen Wohnung, noch beim Schimmel", erzählt die Rentnerin. "Hier drin riecht es wie in einer Gruft." Das ist besonders für ihren Partner, der einige gesundheitliche Probleme hat, lebensbedrohlich.

Dazu kämen noch Psychodruck des Vermieters, Probleme mit der Heizung und wackelnde Küchenbodenplatten. Im April will der Vermieter nun tätig werden und unter anderem eine Gaszentralheizung und neue Wasserleitungen einbauen. Damit sollen sich auch die Nebenkosten von 95 auf 229 Euro erhöhen.

Spätestens dann wird das Eis noch dünner als es ohnehin schon ist. Solange versucht Schmidt weiter krampfhaft, eine Wohnung zu finden. In Oberndorf, Schramberg und Rottweil stehe sie auf Wartelisten, habe sich beim Sozialamt registrieren lassen. Sogar Betreutes Wohnen hat sie in Betracht gezogen.

Das Paar sucht eine Wohnung mit zwei bis drei Zimmern, rund 50 Quadratmeter, und Einbauküche. Dazu kommt, dass Schmidt die meisten ihrer Schlafzimmermöbel aufgrund des Schimmels wird wegwerfen müssen – ein finanzieller Einschnitt.

Trotz allem gilt mittlerweile für sie nur noch: Hauptsache raus aus dem "vergammelten Loch". Das Paar ist immer noch auf der Suche und unter Telefon 07423/8 68 26 40 oder 0157/37 49 28 54 zu erreichen.